Abstieg ins Chaos
Veröffentlicht am 21.03.2017 in der Kategorie Erotikgeschichten Telefonsex mit ECHTEN Frauen: Zusätzlich mit Kamera Funktion möglich!Aus dem amerikanischen Englisch von Auden James
© 2012 Auden James (durchgesehen u. überarbeitet, 2014)
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Titel des Originalerotismo: ###
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Ich hatte drei Wochen gebraucht, um den wahren Grund ausfindig zu machen, aus dem ich, wie ich wusste, nach Rhodesien entsandt worden war. Aber hier war ich, in der Lobby von Salisburys Meikles Hotel, und wartete auf Sektionsoffizier Gavin Coetzer, um von Morris Depot über The Avenues heran- und mich herauszufahren zu Alisters Farm.
Ich zog so diskret wie möglich an meinen langen Socken, nach wie vor unsicher in der Kunst kurze Hosen als Alltagstracht zu tragen, während die gut geölte Maschinerie des noblen alten Hotels um mich herum wirbelte, wie sie es über ein Jahrhundert lang getan hatte, und wie sie es dem Anschein nach ein weiteres Jahrhundert lang zu tun gedachte.
Aber ich wusste es besser.
Das war vorgeblich der Grund, aus dem das Foreign Office in London mich hierher entsandt hatte.
Sie konnten sich keinen Reim auf das abtrünnige Ian-Smith-Regime machen. Versuchte er tatsächlich Großbritanniens Interessen hier zu retten, oder war Rhodesien, wie er behauptete, in einem Abstieg ins Chaos begriffen, weil er isoliert wurde. Ein Körnchen Wahrheit in allem, musste ich feststellen, wiewohl kaum in Frage stand, dass Rhodesien auf einem Weg war, der nach Lage der Dinge noch vor Anbruch der 80er Jahre ins Chaos führen würde. Die Rufe nach urafrikanischer Unabhängigkeit waren schlicht zu laut.
Keine ökonomische Vernunft würde sich gegen den Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit durchsetzen.
Aber der wahre Grund, aus dem ich entsandt worden war, lag in der Einflussnahme des Earls von Devon. Für Lord Clarence stand bereits fest, wohin Rhodesiens Weg führen würde, und er wollte seinen Sohn nicht in dieses Verderben sinken sehen. Dazu kam die unglückliche Verquickung der Umstände, dass ich meinen Dienst in der Afrika-Abteilung tat und zur Schule gegangen war mit besagtem Sohn, Alister Cullingworth.
Das war eine Erfahrung, auf die ich gut und gerne hätte verzichten können.
Alister war unerträglich, weil er der Sohn eines Earls war; und er war noch unerträglicher, weil er der dritte – »außer Acht gelassene« – Sohn eines Earls war. Sein Schulleben war ein einziger Versuch gewesen, diese Scharte auszuwetzen und den Rest von uns in seine Entourage zu zwingen. Und ihm eigneten wahrlich zum Wahnsinn treibende – und wahnsinnige – Gewohnheiten, dies unter Beweis zu stellen.
Ich hatte mich von ihm erlöst gefühlt am Ende des letzten Schuljahrs.
Aber ich irrte.
»Bereit zu gehen, Sir?« sagte der blondschopfige, bullige, weidliche Afrikaaner Gavin Coetzer von der unteren Veranda der Eingangsfront des Meikles zu mir nach einer scharfen Ehrenbezeigung und dem professionellen Klacken seiner hochglanzpolierten Absätze.
»Ja, natürlich, Gavin«, antwortete ich, »und nenne mich Brian. Ich bin schließlich nicht allzu offiziell hier.
«
»Ja, Sir … Brian. « Und dann bekundete mir Gavin durch sein Grinsen, dass er nicht um jeden Preis auf den diplomatischen Feinheiten bestehen würde während dieses kleinen Ausflugs unsererseits – eines Ausflugs, der mir in Gedanken auf dem ganzen Weg von London wie Zahnschmerzen mitgespielt hatte.
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen, raus zur Cullingworth-Farm zu fahren, Gavin. Ich weiß, das hält dich ab von deinen Aufgaben bei der Polizei.
«
»Ja, das tut es ganz bestimmt«, sagte Gavin mit einem weiteren Grinsen, als wir in den dunkelgrünen Land Rover stiegen. Ich flachste herum, natürlich. Ich wusste, er würde froh sein, der militärischen Zucht und Ordnung der Kasernen der Britischen Südafrika-Polizei zu entkommen für die drei Tage, die ich plante in Beatrice zu bleiben.
Beatrice – gut fünfzig Meilen südlich von Salisbury auf dem Weg nach Johannesburg und am Ufer des zeitweisen Umfuli River gelegen – war die der Cullingworth-Farm nächste Stadt, die über so etwas Ähnliches wie ein Hotel verfügte.
Ich hegte nicht die Absicht von Alister beherbergt zu werden, und ich benötigte einen Ort, an dem ich mich für zwei Nächte verschanzen konnte, während ich in Angriff nahm, einen entfremdeten Sohn zu erweichen, das zu tun, was er niemals tun würde, wenn er wüsste, dass es war, was sein Vater wollte, das er tun sollte. Und dies, obgleich für jeden mit Augen und gesundem Menschenverstand offenkundig war, dass Rhodesien sich am Rand eines Chaos befand, das wahrlich nichts Gutes ahnen ließ für einen übergesiedelten britischen Landbesitzer.
Als wir von der Fernstraße nach Johannesburg abbogen und in die Spring- und Schüttelbewegungen der harten Schotterpiste zur Cullingworth-Heimstatt gerieten, konnte ich die Anspannung in Gavin spüren, ungeachtet seiner freifließenden, gelösten Worte. Dies war eine Dichotomie, auf die ich wiederholt während meiner Nachforschungen in Salisbury gestoßen war und die an jeder Ecke mich fortan aufs Neue überfiel: der scheinbar zwanglose, langsame Fluss des Lebens in endloser Regelmäßigkeit in einem Rhodesien, das im selben Augenblick ein Streichholz entfernt war von einer Explosion.
Ich bemerkte, dass ein Streichholz dieser Art Gavin an der Ferse kitzeln musste, als er auf nicht allzu kluge Weise mich ausfragte über meine Beziehung zu Alister Cullingworth und seine Frau, Pamela, die zarte Schönheitskönigin, die Alister übermannt, den Fünfuhrtees in britischen Palästen entrissen und fortgenommen hatte in ein raueres, Vieh züchtendes Leben im Staube Afrikas.
Ich erinnere mich meines jahrelangen Erstaunens, dass Pamela Cullingworth weder auf eigene Faust nach London zurückgekehrt noch in der afrikanischen Steppe verendet war.
Wir waren, wie es die feine Gesellschaft nennen würde, einander »zugetan« gewesen, einstmals, das heißt, wir waren ein stürmisches Liebespaar gewesen für eine sehr kurze Zeit. Und das, mehr als irgendein anderer Grund, war, weshalb Alister entschieden hatte, dass er sie besitzen musste – weil ich sie hatte. Ich wüsste keine schmeichelhaftere Umschreibung für Alisters Akquirierungen als »besessen«.
»Also, du und Alister, ihr seid dann nicht so gute Freunde?« sagte Gavin, nachdem ich meine Ansichten bezüglich Alister soweit kundgetan hatte, wie ich es für opportun hielt.
»Oh, nein, Alister war immer schon ein Arsch. Und er war eine ziemliche Plage in der Schule. «
»Stimmt«, sagte Gavin, ebenfalls einen prägnanten Schlusspunkt unter seine Ansichten bezüglich Alister setzend. »Und Lady Pamela?«
»Oh, wir kannten einander en passant. Aber ich erinnere mich nicht allzu gut an sie. Es ist Alister, den zu sehen ich hier bin. Und ich setze keine großen Hoffnungen in den Erfolg der Worte, die ich ihm zu sagen habe.
« Ich hegte nicht die Absicht irgendjemand hier zu erzählen, was Pamela und mich einstmals verband.
Und damit schien Gavins Anspannung sich zu verflüchtigen, und wir freundeten uns ziemlich gut an, während wir über jene Piste holperten.
Als wir auf Devon Cottage trafen, wie Alister seine weitläufige Stuckvilla im typisch britischen Kolonialstil mit breiten Veranden zu allen Seiten, um die afrikanische Sonne abzuwehren, treffend benannt hatte, holte ich tief Luft und bestaunte einmal mehr den Abglanz der rhodesischen Dichotomie.
Wir fuhren aus dem staubigen Weideland, wo die einzige Farbe von Leben in den Hereford-Rindern aus dem Cullingworth-Bestand zu finden war – sogar die Blätter der Eukalyptusbäume bezeugten das triste Braun einer dicken Deckschicht Sommerstaub –, zum Farbaufstand der in Flor stehenden Hibiskus-Hecken an den Rändern der Veranden und dem farbprächtigen Ziergarten, erfüllt von zauberhaftem Schmetterlingsflattern, strategisch platziert, wenngleich ziemlich einsam und verlassen, zwischen dem Auffahrtsrund und den Stufen zur Veranda.
Alister stand oben am Ende der Stufen zur Veranda – und lächelte mokant, die Haltung, in der ich ihn am klarsten erinnerte.
»Also, ich sehe: hässlich wie immer, Kennelly«, sagte er, das maliziöse Überlegenheitsfunkeln unverändert in seinen Augen – die Unbilden der afrikanischen Steppe hatten es ihm nicht ausgetrieben. »Und mein Lieblingspolizist, Gavin Coetzer. Komm unseren alten Freund und unseren jüngeren, sehr guten Freund begrüßen, Pamela. Kommen den ganzen Weg von London beziehungsweise Salisbury, nur um uns die Ehre zu erweisen. « Das war nicht im Entferntesten freundlich gesagt.
Derselbe alte Alister Cullingworth.
Das würden drei unerquickliche Tage werden.
Dann sah ich Pamela, wie sie langsam aus den Schatten auftauchte, ihre Augen zu Boden gerichtet, nicht zu mir. Ihre Erscheinung war erschütternd. Sie war so schön wie ehedem, aber der rosige Teint, den sie in England gehabt hatte, war einer chinaweißen Blässe gewichen, unvereinbar mit all den verlebten Jahren unter der afrikanischen Sonne, und sie wirkte so dünn und zart, dass ich nicht begreifen konnte, wie Alister es nicht vordem gelungen war, sie in zwei zu brechen mit seiner scharfen Zunge.
Sie murmelte irgendetwas zur Begrüßung, und Alister, der ebenfalls dünner war als in meiner Erinnerung, allerdings in der sonnengegerbten, drahtig-muskulösen Weise eines für seinen Ertrag hart schuftenden Farmers, legte seine Hand auf Pamelas Arm und führte sie zurück in die Schatten. Er hob seine andere Hand zu einer halbherzigen Einladung an uns, ihnen auf der Veranda Gesellschaft zu leisten.
Als ich das Ende der Stufen erreichte, stellte ich fest, dass eine weitere, bislang unvermeldete Person über die andere Seite des runden Rauholztischs gebeugt in einem der sechs lederbespannten afrikanischen Rundsessel saß, die das Tischrund umlagerten.
»Brian, das ist Doktor Nicholls, unser lokaler Medizinmann«, sagte Alister in einer nachgerade widerwillig erteilten Vorstellung. »Angus … hallo, Angus. Willst du das Glas abstellen und unsere Gäste begrüßen? Angus, das ist mein alter Schulkamerad, Brian Kennelly, zurzeit britischer Spion und unterwegs, um Londons letzten Nagel in unseren kollektiven Sarg hier in Rhodesien zu jagen. Gavin, bin ich sicher, kennst du. Obschon vielleicht nicht so gut, wie du es gern wolltest.
«
In dieser knappen, säuerlichen Vorstellung witterte ich allerhand Innuendos umherfliegen. Aber alle anderen ignorierten, was immer für ein idiomatischer Elefant in den Schatten lauerte, und so tat ich es ebenfalls.
Ich beugte mich vor und schüttelte Doktor Nicholls‘ schweißige Hand, dabei in die nicht geringe Schwierigkeit geratend mich wieder aus seinem überraschend kräftigen Händedruck zu lösen, und trat zurück, als Alister und Gavin eine kleine Reise nach Jerusalem veranstalteten, um auszumachen, wer diesseits von Pamela sitzen würde.
Sie war in den Sessel neben dem Doktor gesunken und schien im Sitzen in sich selbst zu versinken. Ich ertappte mich in Gedanken augenblicklich bei der Frage, ob sie unter Drogeneinfluss stand. Ihre Augen schienen Kontinente weit weg zu sein, wenn nicht restlos tot. Nicht im Entferntesten die lebensfreudige Pamela, die zu lieben die Freude meines Lebens gewesen war.
Während Gavin und Alister um den Sessel neben Pamela stritten, mit Alister als letztlichem Sieger, zogen Summ- und Klickgeräusche aus dem Inneren des Cottage meine Aufmerksamkeit auf sich.
Die Eingangstür lag unweit rechts der Stelle, an der ich stand. Das Innere war duster, aber ich machte allmählich einen hübschen, gutgebauten Shonajungen von ungefähr zwanzig Jahren aus, der – unstimmig in einen bunten sarongähnlichen Rock und das steife weiße Jackett eines Butlers gekleidet – auf dem Holzparkett des Hauptwohnraums des Cottage barfuß auf Putzlappen umherschlitterte. Er bohnerte den Boden und hatte ihn bereits auf einem ansehnlichen Glanz gebracht.
Ich war am Kopfschütteln über die neuen Erinnerungen, die ich im südlichen Afrika sammelte, als ich mich niederließ in den Sitzplatz zwischen dem Doktor und Gavin, der irgendwie verletzt wirkte nach der Niederlage im Positionskampf mit Alister.
Ich las aus der versonnenen Weise, in der er über den Tisch zu Pamela blickte, jedoch, dass er ihr verfallen war und sich nicht sonderlich sorgte, ob Alister davon wusste. In einem fairen Kampf konnte es der stattliche blonde Afrikaaner mit Alister aufnehmen, wusste ich. Aber ich wusste auch, dass ein jeder Kampf unter der Beteiligung Alisters kein fairer Kampf sein würde.
»Sollen wir unsere Besucher auf dem Trockenen sitzen lassen, Pamela? – Nein, nicht du, Angus; ich habe dich noch nie auf dem Trockenen sitzen sehen und du bist schwerlich ein Besucher.
– Oder erinnerst du dich an die Rolle der Gastgeberin?«
Pamela hob ihre Augen zum ersten Mal, seit wir angekommen waren, und ich konnte ein kurzes Aufblitzen von Leben in ihnen erkennen. Aber dann verflüchtigte es sich, und sie nahm eine Messinghandglocke vom Tisch und läutete sie mit zwei schnellen Schnalzern ihres Handgelenks.
Der lächelnde weißjackettierte Shonajunge erschien auf der Stelle im Türdurchgang.
Ein Moment hochgespannter Stille folgte, und dann forderte Alister: »Also, Pamela?«
»Tee und Whisky, Penny.
Sofort … bitte«, platzte Pamela heraus, ein vorweggenommener und abschätziger Befehl an den Hausdiener und eine verspätete und anscheinend widerwillige Höflichkeit der Form halber am Ende. Ich gewann den distinkten Eindruck, dass das bitte allein der ungewöhnlichen Gegenwart von Gästen geschuldet war. Trotzdem, es war dieselbe rauchige, melodiöse Stimme, die ich aus meinen Erinnerungen an vergangene Nachtspaziergänge kannte. Und ich fürchte, sie reizte mich, zuinnerst, wie sie es damals getan hatte. Ich begann sodann mir Gedanken zu machen.
War ich gekommen, um Alister zu sehen … oder Pamela?
Der Rest des Besuchs verlief in derselben Art und Weise wie der allgemeine Umgang mit Rhodesiens Zukunft. Unverfängliche und scheinbar endlose Kleinkonversation in einer schwunglosen Debatte, die zur Nachmittagshitze passte, die auf den einsamen und verlassenen Ziergarten niederbrannte, Innuendos, die die Wirklichkeit streiften und dann zügig umschifften, und eine unterliegende Spannung, mit der jeder spielen, aber die niemand entzünden wollte – zumindest nicht die drei von uns, die redeten.
Das Gespräch führten Alister, Gavin und ich, wobei ich versuchte, die Gefahr herauszustellen, unter der diese Leute lebten, Gavin sich zumeist ungläubig und nichts akzeptierend und Alister bezüglich allem, was ich sagte, sich sarkastisch gab – und mitnichten höflich zu irgendeinem von uns beiden.
Die ganze Zeit über saß Pamela dort, Hände in ihrem Schoß, den Blick auf die Handflächen gerichtet, und augenscheinlich vorgebend weit, weit weg zu sein. Man würde annehmen, sie hätte irgendetwas zu sagen oder zu fragen gehabt, was mich anging, ihren einstigen Geliebten.
Aber ich war mittlerweile nicht mehr sicher, dass sie sich überhaupt an mich erinnerte. Sie gab wahrlich nicht zu verstehen, dass sie es tue.
Doktor Nicholls, was ihn anging, volltrunken und zerknautscht dreinblickend in seinen Buschhosen und dem Khakihemd, das beinahe über seine abgesunkene Brust und den Ansatz eines Bierbauchs reichte, schenkte mir mehr Aufmerksamkeit als dem Gespräch. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, als würde er in Gedanken einer sensationellen Operation aus vergangenen Jahren nachgehen, aber seine Knie und Schenkel rieben an meinen, und irgendwann legte er eine Hand auf meinen Oberschenkel.
Aber unbesehen nahm ich sie und legte sie zurück in seinen Schoß. Ich war diesen Typ Mann gewohnt. Ich galt in der Schule sozusagen als Schönling, und ich hatte gelernt, mich Mitschülern wie Tutoren zu erwehren.
Nach einer Ewigkeit des Wenig-Sagens-und-viel-mehr-Meinens unterbrach Alister abrupt ein freundliches Streitgespräch zwischen Gavin und mir über die Frage, ob die Britische Südafrika-Polizei als ein Überbleibsel des Kolonialismus aufgelöst werden sollte.
»Ich bin sicher, du bist müde, Gavin.
Und du musst sicherstellen, dass unser Spion hier das beste Bett in unserer luxuriösen kleinen Klitsche in Beatrice bekommt. Also, lauf los jetzt. Es gibt etwas, das ich ihm zeigen will. Und nimm Angus mit. Und sorg dafür, dass er ein Bad erhält. «
Das war ziemlich auf und höchstwahrscheinlich über den Punkt hinaus, aber Gavin war ohnehin bereit zu gehen. Ein letzter Blick verweilte bei Pamela, die nicht von ihrem Schoß aufsah, dann brachte Gavin Doktor Nicholls in eine aufrechte Position mit größerer Behutsamkeit, als Alister jemals für ihn aufgewandt hätte, war ich mir sicher, faltete ihn in den Land Rover und rollte langsam davon in einer großen Wolke Staub.
»Ich will einen Drink und ich will ihn nicht hier«, sagte Alister, als wir dem fortfahrenden Land Rover nachblickten.
Ich hatte nichts dagegen. Ich musste mit Alister reden, um zu sehen, ob irgendetwas von dem, was ich über Rhodesiens Zukunft gesagt hatte – insbesondere über die Zukunft der weißen Farmer in Rhodesien –, bei ihm angekommen war, und ich dachte, dass das, was ich zu sagen hatte, etwas sein würde, das ich nicht in Pamelas Gegenwart sagen konnte.
Ich schuldete Lord Clarence zumindest den Respekt, zu seinem unverbesserlichen dritten Sohn rückhaltlos und brutal ehrlich zu sein.
»Wir könnten uns nach Beatrice aufmachen«, sagte ich, als wir in einen rostigen alten VW Sedan stiegen. »Ich hörte, dass es eine Bar im Hotel gebe. «
»Eine Bar des weißen Mannes«, sagte Alister mit Degout. »Nein, es gibt etwas, das ich dir zeigen will. «
Wir fuhren nahezu die gesamte Strecke zurück nach Salisbury, aber in den südlichen Randbezirken der Stadt bog Alister nach Westen ab.
»Bist auf deiner Spionagemission in Epworth gewesen?« fragte Alister.
»Nein. Und ich bin kein Spion, Alister«, antwortete ich mit einem Anflug von Ungeduld. Alister machte mir zu schaffen. Er wusste stets, wie man mir zu schaffen machte. »Ich bin bloß hier, um die Stimmung zu kontrollieren, bloß eine unabhängige Kontrolle der Berichte, die nach London über die hiesige Situation gesendet werden. «
»Und du bist nicht hier auf Geheiß meines Vaters?« fragte Alister.
»Du brauchst nicht zu lügen. «
»Werde ich auch nicht. Ja, ein Teil meiner Weisung stammt direkt von Lord Clarence. Er wollte, dass ich feststelle, ob Rhodesien droht den Punkt zu erreichen, an dem es für die weißen Einwohner gefährlich werden könnte. Und falls ja, wollte er, dass ich versuche, dich zu überzeugen nach Hause zu kommen. Um deiner und Pamela willen zurück nach England zu kommen. Ist das so schwer für dich zu verstehen und zu akzeptieren?« Ich sah keinen Grund, einen Hehl aus Lord Clarences Besorgnis und seinen Auftrag an mich zu machen.
Alister konnte einwilligen oder verweigern.
»Er hat seit fünf Jahren nicht mit mir gesprochen«, murmelte Alister im Flüsterton.
»Und ich wette, auch du hast nicht mit ihm gesprochen«, gab ich zurück. »Aber er zeigt seine Besorgnis jetzt. Und es geht ja nicht um dich allein, Alister. Es geht auch um Pamela. Ich sah sie heute. Afrika zehrt sie auf. «
»Ah, allerliebste Pamela«, murmelte Alister in mokantestem Tonfall.
»Deine selbstlose Sorge um meine Frau ist wirklich rührend. « Er stoppte den VW dann abrupt in einem Gestöber aus Steinchen und Staub neben einer verwitterten Holzhütte am Rand eines Shonakrals. Das eingefriedete Dorf bestand aus einer großen Anzahl runder afrikanischer Häuser mit Strohdächern, die, war mir erzählt worden, Rondavels genannt würden. Diese waren wie nach dem Zufallsprinzip innerhalb eines niedrigen Steinwalls angeordnet.
»Willkommen in Epworth«, warf Alister über die Schulter, als er die Fahrertür des VWs öffnete und sich ins Freie wälzte.
»Zeit, unsere Kehlen anzufeuchten. Und dann zu dem, was ich dir zeigen wollte. « Alister stand bereits in der Tür zur Hütte, ehe ich aus dem Sedan stieg und ihm folgte.
Drinnen war es schummrig; der Raum wirkte von innen größer als von außen. Es gab drei Tische, aber alle Männer – Shonamänner fortgeschrittenen Alters – in der Hütte waren um den Tresen versammelt. Sie hörten auf zu reden, als wir eintraten, und starrten.
Ich war es, den sie anstarrten. Ich gewann den Eindruck, dass Alister Stammgast war. Er ließ einen scharfen Blick schweifen und sie kehrten zu ihren Gesprächen in klickklackenden musikalischen Lauten zurück und tranken, was sie taten, wie es jeder Mann tun würde.
Einer von ihnen schlenkerte heran mit zwei staubigen Flaschen Chibuli, was unter den Shona als Bier galt, und Alister und ich saßen, ohne ein Wort zu sagen, und tranken.
Nachdem wir jene Flaschen ausgetrunken hatten, gab es eine weitere Runde Bier und dann eine weitere, und nach wie vor sagte Alister kein Wort. Aber ich spürte, dass er etwas im Schilde führte. Er trug dieses kleine Lächeln in seinem Gesicht, das er vor all den Jahren in der Schule aufgesetzt hatte, bevor er einen seiner – für jemand anderen – üblen und demütigenden Streiche spielte.
Es war nahezu eine Stunde später, als er unvermittelt aufrecht aufstand und sagte: »Komm mit.
Ich will dir etwas zeigen. «
Ich wankte in seinem Schlepptau aus der Hütte in den blendenden Sonnenschein und folgte ihm auf torkligen Beinen in die Tiefen des Krals. Nach einer Weile blieb er an der Tür zu einem Rondavel stehen und belferte: »Abuto, ich bin es, dein Herr und Meister. An der Tür zum trauten Heim. «
Zwei Gestalten erschienen im Eingang des Rondavels. Zwei kleine Kinder.
Milchkaffeebraun; Gesichtszüge nicht so ganz in der Art der Shona.
Ich wusste Bescheid, ehe wir das Rondavel betraten. Eine Frau – eine junge, gutentwickelte Shonafrau mit einem um die Hüften gewickelten Sarongrock, aber entblößten Brüsten – war rasch dabei, sich die Haare mit Plastikkämmen hochzustecken. Sie wandte sich herum und musste zweimal hingucken, als sie mich mit Alister sah, aber sie machte keine Anstalten sich zu bedecken.
Sie nickte zu Alister und dann zu mir und dann scheuchte sie die Kinder aus dem Rondavel.
Während sie dies tat, nahm Alister zwei lederbespannte afrikanische Rundsessel und stellt sie einander gegenüber, an die zehn Fuß Distanz, und bedeutete mir, in einem von ihnen Platz zu nehmen, was ich tat.
Dann stellte sich Alister hinter die Frau, drehte sie zu mir herum, und legte sein Kinn in die Kuhle ihres Nackens. Er nahm eine Brust in eine Hand und führte die andere nach unten und löste den Knoten in ihrem Sarong und ließ den Stoff zu Boden bauschen.
Seine Hand sprang zu ihrem Dreieck und ich sah ihn mit einem Finger in sie eindringen. Sie seufzte auf und kreiste ihre Hüften gegen seinen Schritt in ihrem Rücken.
»Brian, meine Shonafrau, Abuto. « Er drang mit dem Finger bis zum Knöchel in sie ein.
»Alister«, sagte ich mit erstickender Stimme. »Du musst das nicht tun. Ich verstehe. «
»Oh, verstehst du in vollem Umfang, Brian? Wenn du zurückkehrst und meinem Vater berichtest, soll dir dieses Bild ins Gedächtnis eingebrannt sein.
Ich will, dass du ihm mitteilst, dass ich nicht vorhabe, zurückzukehren zu englischen … dass ich familiäre Wurzeln hier habe. «
Ich sah Alisters kurze Hosen zu Boden fallen, und rückwärts trippelte er zu dem Sessel mir gegenüber und setzte sich. Für einen Augenblick konnte ich sehen, dass er im Zustand höchster Erregung war, bevor er Abuto in seinen Schoß herabzog und anfing, in langen Stößen von unten in sie reinzuficken.
»Du … darfst … gehen, Brian … wenn du genug gesehen hast. Du kannst den Sedan nehmen und einfach am Hotel abstellen. Ich habe Freunde und Familie hier, die mich am Morgen nach Hause bringen werden. Aber ich denke, wir sind fertig hier, du und ich. Du darfst meinem Vater erzählen, was dir beliebt. Natürlich, falls du bleiben und sehen willst, wie vollumfänglich eine Shonafrau ihren Mann ficken kann…«
Aber ich hatte mich bereits aus dem Sessel gekämpft und war durch die Tür des Rondavels.
Die zwei Mischlingsknirpse standen neben dem VW, als ich dort ankam, und ich gab jedem der beiden ein paar Münzen, das Mindeste, was ich für das Haus Devon tun konnte.
Als ich im Hotel in Beatrice ankam, war ich nicht überrascht, Doktor Nicholls zusammengesackt in einem Stuhl an einem der Tische zu sehen, aber ich war ziemlich überrascht, Pamela gleichermaßen zusammengesackt auf einem der hohen Stühle an der Bar zu sehen.
Sie rauchte und ein Tumbler mit, so schien es, Hochprozentigem stand vor ihr. Sie sah mich nicht an, als ich hereinkam, aber sie nahm einen langen Zug von der Zigarette und drückte sie dann rabiat in einem Plastikaschenbecher auf der Thekenplatte aus und kramte in einer auf der Theke liegenden Clutch herum und steckte sich eine weitere Zigarette an. Ich bemerkte, dass ihre Hände zitterten.
Ich ging auf sie zu.
Ich hegte nicht die Absicht ihr zu erzählen, was ich gerade gesehen hatte, aber wir waren ein Liebespaar gewesen vor langer Zeit, verdammt, und ich vermisste ein Zeichen, dass ihr bewusst war, dass es mich gab. Ich war diesen weiten Weg gekommen. Und ich konnte mir einreden, dass ich im Auftrag des Foreign Office oder sogar auf Geheiß von Lord Clarence kam, aber in diesem Augenblick wusste ich, dass ich gekommen war, um Pamela zu sehen.
Dass ich niemals über Pamela hinweggekommen war, ungeachtet meiner eigenen, letzten Endes fruchtlosen und unglücklichen Ehe.
Aber als ich den Raum durchqueren wollte, legte Doktor Nicholls eine Hand auf meinen Ärmel und stoppte meine Vorwärtsbewegung.
»Könnten Sie einen Moment erübrigen für einen alten Mann, Sir? Ich möchte mich entschuldigen. «
Was sollte ich machen? Ich setzte mich an den Tisch neben den melancholischen Doktor.
»Können Sie mir vergeben für mein Verhalten an diesem Nachmittag?« nuschelte er. Seine Augen waren blutunterlaufen und in ihnen standen Tränen. »Ich weiß nicht, was über mich kam. Ich hatte zu viel getrunken, natürlich. Es ist nur so einsam hier draußen, und ich habe … manchmal habe ich … dieses Verlangen, wissen Sie. «
»Schon gut. Macht mir nichts aus«, antwortete ich leise, versuchend meine Ich-verstehe-Miene aufzusetzen.
Vielleicht war das jedoch zu viel kultiviertes London und nicht genug raues Rhodesien, denn Nicholls nahm dies eher als Zuspruch statt als höfliche Verabschiedung.
»Ist nur so, dass wir nicht viele so gutaussehende Besucher wie Sie hier draußen haben, Brian. Vornehme Männer. Männer mit Scharfsinn und Ausstrahlung, wenn Sie verstehen, was ich meine. «
»Mmmh, mmh«, raunte ich, meine Aufmerksamkeit mehr konzentriert auf das höfliche Ablehnen des Drinks, den Nicholls in meine Richtung schob, als auf das, was er sagte.
»Ich dachte mir. Vielleicht … also, ich dachte mir. Vielleicht könnten Sie für einen Drink mit zu mir aufs Zimmer kommen. «
Jetzt galt meine ungeteilte Aufmerksamkeit Nicholls.
»Mmh, danke für das Angebot, Doktor. Wirklich sehr schmeichelhaft, aber ich denke nicht. Ich denke, ich werde raufgehen und mir den Straßenstaub abwaschen und ein Schläfchen machen. «
»Ich habe die beste Badewanne des Hotels in meiner Suite«, lallte Nicholls.
»Sie könnten–«
»Nochmals, danke, aber ich komme zurecht. Ich werde für einen Moment mit Pamela reden und dann werde ich–«
Aber als ich aufsah, war weder an der Theke noch irgendeiner anderen Stelle etwas von Pamela zu sehen.
Ich ging geradewegs ins Badezimmer am Ende des Flurs, auf dem sich mein Zimmer befand, und versank für gut zwanzig Minuten in der Wanne, versuchend viel mehr wegzuwaschen von dem, was ich über Rhodesien gelernt hatte, als nur die Tatsache, dass es von Staub bedeckt war.
Zurück in mein Zimmer trottend, ein Handtuch um meine Bauchgegend gewickelt, entdeckte ich, wohin Pamela gegangen war. Sie war in meinem Bett, das Kleidchen verrutscht, eine Zigarette rauchend, und noch immer in Begleitung eines halben Tumblers an Hochprozentigem.
Vielleicht, wenn mich nicht der Doppelschock aus Alister im Koitus mit seiner »Frau« aus dem Shonavolk und die Anmache von Doktor Nicholls‘ ereilt hätte, hätte ich die Entschlossenheit besessen, die vonnöten war, um der Situation zu widerstehen.
Aber dies war das abgelegene Rhodesien in seinem Todeskampf, und all die Frustration und das unvermeidliche Versinken im Vergessen, das ich in den zurückliegenden drei Wochen erlebt hatte, wuschen über mich.
Wir wechselten kein Wort, aber, als ich auf das Bett zuging, spreizte Pamela ihre Beine und zog den Saum ihres baumwollenen Sonnenkleidchens hoch bis zu ihrer Taille, und ich sah, dass sie darunter komplett nackt vor mir lag. Ich ließ mein Handtuch fallen und stieg auf das Bett zwischen ihre Knie und nahm ihre Lippen mit meinen in Besitz, während sie die Vorderseite ihres Kleidchens bis zur Taille aufknöpfte.
Dann vergrub ich mein Gesicht zwischen ihren flachen Brüsten. Sie seufzte und stöhnte, die ersten Laute, die ich von ihr hörte, seit sie den Shonahausdiener angewiesen hatte, Tee und Whisky aufzutischen, und ich spürte ihr Herz schnell und kräftig schlagen. Vergewisserung. Vergewisserung, dass sie lebendig war, und dass sie wirklich hier war.
Ich war mir im Klaren darüber, dass ich die Heiligkeit der Ehe ehren sollte.
Aber ich hatte gerade eine schonungslose Vorstellung davon bekommen, wie viel Heiligkeit tatsächlich in dieser Institution steckte.
Ich wollte es langsam angehen lassen, um jeden einzelnen Moment auszukosten, aber Pamela fasste mit beiden Händen meinen strammen Schwanz und leitete mich in ihr Inneres. Sie krümmte ihren Rücken und stieß ihre Hüften hoch gegen meine Lenden, und ich saß im Sattel und ritt sie hart. Erinnerungen an unser kurzes, aber vollauf befriedigendes Liebesverhältnis, bevor Alister ins Bild trat und sie mir nahm.
Sie weit, weit weg nahm. Nach Rhodesien. Aber ich war ihretwegen nach Rhodesien gekommen. Und ich war in ihr, jetzt. Fickte Afrika aus ihr heraus. Fickte sie für jede Unze, die Afrika wert war. Stieß und lauschte ihrem Stöhnen. Vergewisserungen, dass sie lebendig war – dass sie wusste, dass ich hier war. Dass Afrika aus ihr keinen ausgedorrten Zombie gemacht hatte. Stieß, stieß, stieß. Errette sie aus dem Abstieg ins Chaos.
Oder so in der Art, sagte ich mir, nur zur Hälfte überzeugt, selbst als ich sie fickte.
Als ich aufwachte, war Pamela fort. Ich schlenderte für einen Drink vor einem späten Abendessen an die Bar hinab. Ich war mutterseelenallein in der Bar. Der Doktor hatte sich geschlagen gegeben und den Rückzug angetreten.
Aber, nein, ich war nicht allein. Ich hörte Geräusche hinter der Theke, jenseits eines Perlenvorhangs, der einen Durchgang hinter der Theke verhing. Angezogen von den Geräuschen suchte ich den Barmann, um an meinen Drink zu gelangen.
Sie standen gegen die Wand gedrängt in den Schatten direkt hinter dem Perlenvorhang. Pamela, ihr Rücken an der Wand auf- und abreibend, ihr Oberteil offen für Gavins hungrige Lippen. Gavin stehend, ihr zugewandt, die Füße fest auf dem Boden, den Schwung seiner Stöße aus den Fußballen federnd, seine Hose heruntergelassen um seine Knöchel und ihr Kleidchen hochgeschoben um ihre Taille. Gavin, jung, viril, in vortrefflicher Form. Ein Schwanz, der meinen in allen Belangen überragte.
Pamelas Knie um Gavins Hüften aufgelagert, und Gavin von unten in sie reinfickend, ihre dünnen Schulterblätter an der Wand auf- und abschiebend in tiefen Stößen.
Pamelas Gesicht pendelte in meine Richtung, und sie starrte mich an, aber sah mich nicht. Ein leerer Blick in ihren Augen. Nur ein weiterer Fick. Genau wie es meine gestohlenen Augenblicke mit ihr gewesen waren. Zeigte Afrika den Finger und auch alldem, worin das Leben, das sie kannte, am Versinken war.
Ich zog mich zurück, so schnell und leise ich konnte, und aß übel gelaunt ein Essen, das ich zum Großteil nicht anrührte, in einem schäbigen Speisezimmer mit ausgeblichenen Brokatvorhängen und angeschlagenem Porzellan, das die Zentenarfeier zu Ehren Queen Victorias zelebrierte. Keine Menschenseele um mich, abgesehen von den nahezu unsichtbaren Bediensteten, um mich davon abzuhalten, in Gedanken durch all das zu hetzen, was verloren ging, all das, was wenig Sinn ergab, aber gleichwohl seine Kreiselbewegung fortsetzte hinab in den Strudel.
Ich verbrachte eine schlaflose Nacht, in der ich mit mir und der Situation rang. Ich konnte nicht einfach im Stich lassen, was mich, wie ich erkannte, nach Afrika geführt hatte. Es war nicht wirklich die Entsendung aus London gewesen – und mitnichten Lord Clarence. Die ganze Zeit wusste mein Unterbewusstsein, dass ich wegen Pamela gekommen war. Ich konnte diese Einsicht jetzt nicht einfach auf sich beruhen lassen und fügsam nach Hause zurückkehren.
Sie schrie nach Hilfe. Sie wollte, dass ich sie rettete. Ich sagte mir das, und ich ließ es in Gedanken auf einer Endlosschleife laufen, bis ich es glaubte. Sie wusste nur keinen anderen Weg, es mir zu sagen, als auf die Weise, in der sie agierte.
Morgen. Morgen würde ich zurück zum Cottage fahren. Ich würde sie veranlassen zu packen, und wir würden zurück in Salisbury und am Flughafen sein, noch ehe Alister von seinem Stelldichein in Epworth zurückkehren konnte.
Er hatte sie mir gestohlen, und jetzt erwiderte ich den Gefallen. Er hatte seine Wahl getroffen. Er brauchte sie nicht. Er wollte sie nicht. Er hätte nicht klarer sein können, was seine Wahl anbetraf.
Ich fuhr den Wagen leise in der Auffahrt zum Cottage vor, nicht lange nach Anbruch des nächsten Tages. Die Landschaft wirkte grandios zu dieser Tageszeit. Ich konnte mir ausmalen, wie Afrika einen Menschen mit den Fängen zu fassen bekam.
Ich konnte verstehen, warum Alister die Wahl getroffen hatte, die er getroffen hatte. Das hier würde Alister nicht wirklich verletzen. Das hier würde Alister befreien. Er könnte im Kralleben der Shona in Epworth aufgehen. Er würde fertigwerden mit den kommenden Zeiten der Not. Er würde einer von Rhodesiens Überlebenden sein.
Alles war still um das Cottage herum. Aus irgendeinem Grund war ich davon ausgegangen, dass ich Alisters dröhnende Stimme hören würde, seine scharfe Zunge am Werk, wäre er bereits zurückgekehrt.
Ich stieg leise die Treppen zur Veranda hoch. Ich stand an der Eingangstür, bereit zu klopfen, aber dann hörte ich das Stöhnen. Mein Herz erstarb, und es geschah auf bleiernen Füßen, dass ich die Fliegengittertür aufdrückte und den hochglanzpolierten Parkettboden überquerte und einen Blick in das Schlafzimmer auf der anderen Seite warf.
Sie lagen ausgestreckt in der Mitte des massiven Himmelbetts aus afrikanischem Pflaumenholz, behangen mit leuchtendweißem Musselin. Sie waren beide nackt.
Pamela lag auf ihrem Rücken in der Bettmitte, ihre Knie auseinandergestellt, die Fersen ihrer Füße auf das Bett gepflanzt, und wiegte ihren Unterleib auf und ab.
Penny, der junge, muskulöse Shonahausdiener, hockte zwischen Pamelas Knien, und seine Hüften mit Schwung vor- und zurücktreibend, die Muskeln seiner runden Hinterbacken an- und entspannend, fickte er sie hart und tief.
Pamela stöhnte und seufzte, wie sie es nie für mich oder, gestern Abend, auch nicht für Gavin getan hatte.
Sie raunte zu ihm in der klickklackenden Sprache der Shona. Sie krümmte und wand sich unter ihrem Shonaliebhaber, wie sie es nie für mich getan hatte. Sie schrie auf in einer Stimme der Leidenschaft, die ich nie zuvor vernommen hatte.
Gavin traf mich eine Stunde später an am Schanktisch der Hotelbar.
»Etwa bereit nach Salisbury zurückzukehren?« fragte er. Er trug sein behagliches Grinsen im Gesicht, keine Sorgen nirgends in der Welt, nichts gehört oder aufgenommen von dem, was ich gestern Nachmittag auf der Veranda des Cottage gesagt hatte.
»Ja«, antwortete ich und nahm einen langen Schluck aus meiner Flasche Lion Lager. »Absolut bereit. «
»Alles erledigt hier, was zu erledigen war?« fragte er.
»Ja. «
»Ich hoffe, der Doktor hat dir nicht zu viel ausgemacht. Er ist ein guter Doktor. Besser als wir anderweitig hier draußen bekommen könnten. Er musste London nur einfach verlassen. Er ist wirklich harmlos.
«
»Nein, hat mir nichts ausgemacht«, antwortete ich.
»Er ist derjenige, um den ich mich am meisten sorge«, sagte Gavin. »Wenn das Ende hier kommt, ist er wirklich der Einzige, der nirgendwo hin kann und keine Perspektive hat, wenn er bleibt. Die Shona wissen seine Aktivitäten unter ihren jungen Männern nicht wirklich zu schätzen. «
Ich blickte Gavin eingehend an. Also hatte er gestern doch zugehört.
Er musste nicht von Rhodesiens Abstieg ins Chaos überzeugt werden. Und jetzt, da ich ihn anblickte, wusste ich, dass er zurechtkommen würde. Er hatte hart und gut trainiert für die Britische Südafrika-Polizei. Er würde Optionen haben.
»Du?« fragte ich.
»Ich habe mir Broschüren über Australien angesehen«, antwortete Gavin. Und dann lächelte er. »Ein großes Land, eine Menge Platz. Nicht so viele Menschen. Nicht so viel anders als der Ort, an dem ich aufwuchs.
Vor den letzten Jahren. «
»Und die Cullingworths?« sagte ich dann.
»Oh, Alister und Pamela? Sie werden tun, was immer sie tun werden. Sie sind jetzt unweigerlich Teil dieses Landes. «
»Aber wie können sie … zusammen bleiben? Sie hassen–«
»Und was lässt dich glauben, dass sie sich nicht gegenseitig lieben?« fragte Gavin. Und als ich in seine Augen blickte, wurde mir unversehens klar, dass er ein weit weiserer Mann war, als ich es war.
Dass er alles wusste, was es zu wissen gab. »Sie sind Afrika. Sie werden hier bleiben, zusammen, bis zum Ende – und darüber hinaus. Zusammen. «
Vielleicht war ich es, der nicht verstanden hatte, wurde mir klar. Meine Augen in den Himmel gerichtet, wartend auf die Ankunft meines Fliegers. Bereit, Rhodesien und alles, wofür es stand, loszulassen.
Nachbemerkung des Übersetzers
Ich danke sr71plt (alias habu alias Dirk Hessian) für die Bereitwilligkeit, dieses Werk mit uns Lesern im Internet frei zu teilen.
Wem das vorliegende Erotismo gefallen hat, dem sei das vom Autor veröffentlichte englischsprachige E-Book »Dark Primeval« empfohlen, das auf derselben Geschichte aufbaut und diese erweitert, erhältlich bei Amazon und eXcessica. Und natürlich ist ein Blick ins umfangreiche Œuvre des Autors auf ### nicht weniger empfehlenswert, sofern die Sprachbarriere der Leselust keinen Strich durch die Rechnung macht. Falls doch, so weckt die vorliegende Übersetzung vielleicht die Lust, die eigenen Englischkenntnisse zu vertiefen. Es lohnt sich!.
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