Antipasti

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Mächtige dorische Säulen, verkleidet mit langen wallenden Tüchern. Dazwischen die ausladenden Tafeln, festlich gedeckt. Eine raffinierte Illumination schafft eine sagenhafte, antike Atmosphäre. Die Veranstalter haben sich große Mühe gegeben. Da sind sich selbst die verwöhnten Gäste einig.

Sie sieht wieder toll aus. Das schwarze, trägerlose und knie lange Abendkleid betont ihre Reize. Angemessen und viel versprechend das Dekollté. Die schwarze Seidenstrümpfe wecken seine Phantasie. Er sitzt ihr direkt gegenüber. Wie die Frauen das immer so hin bekommen, ist ihm unerklärlich.

Blutroter Wein lockt in runden, langstieligen Gläsern. Kellner tragen köstlich duftende Antipasti auf.

Rechts neben ihm sitzt ein dicker Deutscher, Pfälzer, wie er sogleich erfahren muss. Kurt veranstaltet Schlemmerreisen. Ein Häppchen eingelegter Spargel, gefüllte Champignons, ein Schluck Wein. Herrlich. Der Abend nimmt Fahrt auf. Sie unterhält sich charmant mit einem Schweizer. Er hat Kurt an der Backe.

Es war zwar so vereinbart, aber es passt ihm doch nicht, dass sie ihn so gar nicht beachtet.

Kurt schaufelt die Antipasti. Er orientiert sich zur linken Seite. Eine dürre, hässliche Engländerin zeigt ihm die Zähne. Lächelt. – Diesen Teil der Sitzordnung hätte sie aber besser hin bekommen können. Neidisch sieht er, wie sie sich köstlich mit ihren Tischnachbarn amüsiert.

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Kurt schnauft und spricht ihn in seinem schwer verständlichen Pfälzer Dialekt an. Dass er den Mund noch voll hat, macht es nicht leichter. Er versteht, dass Kurt wissen will, was er denn so schaffe.

Die Antwort scheint den Pfälzer nicht sonderlich zu interessieren.

Primi Piatti wird serviert. Rigatoni mit Schnecken. Er erstarrt. Ein Fuß streicht über seine Knöchel. Ein schneller Blick. Sie hört aufmerksam dem Schweizer zu und lächelt. Es kann aber nur sie sein. Der Fuß tastet sich höher. Innenseite des Oberschenkels. Er ist erregt. Ihr ist nichts anzumerken. Er nimmt noch einen Schluck Wein und schaut unauffällig rechts und links. Niemand scheint etwas zu bemerken.

Kurt möchte seine Visitenkarte. Beim Versuch sie zu überreichen, nutzt er die Gelegenheit und lässt sein Kartenkästchen fallen. Der Fuß verschwindet. Unterm Tisch ist es schummerig. „Aha, Gott sei Dank, sie war es doch. “ denkt er, als er sieht, wie ihr rechter Stöckelschuh auf der Seite liegt und sie den unbeschuhten Fuß auf den anderen hält. Eine elegante Bewegung. Ihre Beine öffnen sich. Sie hebt den Rock an.

Aus der Mitte schimmert ihr dunkles Dreieck.

Die halterlosen Strümpfe enden in der Mitte der schlanken, hellen Oberschenkel. Dann kommt kein Stoff mehr. Sie ist nackt unterm Rock! Er ist fassungslos. Seine Augen nehmen jedes Detail der köstlichen Sünde auf. Unerbittlich nimmt sie ihre Knie wieder zusammen und schlägt das rechte Bein übers linke.

Der unbeschuhte Fuß wippt, als würde er ihn auslachen. Lässig streichen die Hände das Kleid zu Recht. Er reißt sich los, muss wieder an die Oberfläche.

Widerstrebend taucht er auf und holt tief Luft. Sie lächelt maliziös, ihrem Nachbarn zu gewandt. Er nimmt einen Schluck Wein und lehnt sich zurück, genießt scheinbar die Architektur und Atmosphäre des antiken Tempels, in dem sie tafeln.

Aber eigentlich ruht er im Bild, das sie ihm unterm Tisch bot. Kurt referiert darüber, wo der Trüffel besser ist, als hier in Kampagnien. – scheinbar überall. Der Fuß ist wieder da, streicht über seinen Knöchel und tastet sich am Oberschenkel hoch.

Gut, dass sie so lange Beine hat.

Er bewundert ihre fast akrobatische Leistung, die Bewegungen unterm Tisch völlig von der Oberfläche ab zukoppeln. Nichts ist ihr anzumerken. Sie plaudert. Hell perlt ihr Lachen auf, dass er so liebt. Der Fuß ist oben angekommen und lässt sich leicht auf der Beule in seiner Hose nieder. Er verschluckt sich. Nimmt einen Schluck Wasser. Sie beugt sich tief über ihre Rigatoni.

Ihr Fuß streicht sanft auf der Wölbung vor und zurück.

Auch er beugt sich über seinen Schneckenteller und schaut sie heimlich an. Mit gesenktem Kopf schenkt sie ihm ein strahlendes Lächeln. Diese Schlange. Er setzt sich auf, ihrem Fuß entgegen, legt eine Hand auf den Fuss. Er streichelt sie, fährt mit den Fingernägeln der Innenseite entlang bis zur Wade. Wie ein Blitz schießen die Endorphine in ihren Schoss. Ihre Lust kribbelt. Die Augenlider flackern. Schlimmer als sie, trifft es aber ihn.

Mit offenen Augen hat er einen Traum.

Beide liegen nackt im Bett, bis auf die Seidenstrümpfe. Ein Bein liegt an seiner Schulter. Hände und Mund liebkosen den Fuß. Seine Finger streichen die Innenseite entlang. Zärtlich rollt er den Strumpf von Bein und Fuß. Er küsst ihre Zehen, massiert die Wade, streichelt leicht mit seinen beginnenden Bartstoppeln über den Fuß, beißt in die Achillesferse.

Sie zuckt und geniest. Zunge und Lippen fahren tiefer über die Innenseite zur Wade und hinterlassen einen feucht schimmernden Film.

Wie eine Luftblase zerplatzt die Vision. Jetzt braucht er einen Schluck Wein. Seine Linke streichelt ihren Fuß, der wissend in seinem Schritt tastet. Er schließt die Augen und muss wohl unbedacht einen genussvollen Seufzer von sich gegeben haben. Denn Kurt stößt ihn an. Der Fuß flieht. „Ja lecker dieser Ciró, nicht wahr. Also ich…“

Er nickt und hört Kurt reden. Aber er versteht ihn nicht. Hoch roter Kopf, zitternder Kugelbauch.

Kurt erregt sich und erzählt wieder vom Krieg, von seinen kulinarischen Fronten. Ihm ist das egal. Er muss noch zwei Gänge durchstehen und hofft, dass es dann bald ins Hotel geht. „Na warte!“, denkt er. Sie zwinkert ihm grinsend zu.

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