Charlston 11
Veröffentlicht am 16.06.2016 in der Kategorie Erotikgeschichten Telefonsex mit ECHTEN Frauen: Zusätzlich mit Kamera Funktion möglich!„Sollen wir die Zeit kreativ nutzen?“, fragte ich.
„Die Kiste?“, fragte er, ich nickte.
Ich zuckte zusammen, als in diesem Augenblick das Telefon klingelte. Charlies Augen sagten deutlich, ich sollte es klingeln lassen, doch nachdem es nach dem zehnten Läuten noch immer nicht Still geworden war, ging ich zum Telefon.
Ich nahm den Hörer ab und meldete mich: „Hallo?“
Sofort plapperte eine Frau darauf los: „Mein Name ist Rose McNtyre, ich bin von der Jugendfürsorge in Los Angeles.
Sind Sie Mr. Daniel Lucas Schneider?“, wer bitte war da?
„Ja, der bin ich. Worum geht es denn?“
„Kennen Sie eine Jamie Lee Miller?“
„Ja, die kenne ich. “, mein Herz schlug mir hoch zur Brust. Was hatte das zu bedeuten?, „Jamie war meine Freundin auf der Highschool. Was ist denn los?“
„Mr. Schneider es tut mir aufrichtig Leid es Ihnen mitteilen zu müssen, aber Jamie und ihr Vater sind gestern Abend bei einem Unfall getötet worden.
Wir haben noch einige Dinge zu besprechen wegen Lucas. Ist es Ihnen möglich nach L. A. zu kommen?“
Ich stand da, schwieg. Starrte und sah doch nichts. Die Welt stand still, da war einfach gar nichts, außer leere. Als ich als Kind die Unendliche Geschichte las, versuchte ich mir das dort wütende Nichts vorzustellen. Es klappte nicht, das Nichts war doch immer irgendetwas, ein verschleierter Farbton, ein weißer Nebel, ein schwarzes Loch.
Jetzt war da einfach gar nichts. Jetzt wusste ich, was das Nichts ist.
Jamie war tot. Wie konnte das nur passieren? Sie war doch erst 20 Jahre alt. Und ihr Vater war auch tot. Die gesamte Familie Miller ausgelöscht. Jamie hatte niemanden gehabt, außer ihren Vater. Sie waren ein Herz und eine Seele und nun sollten sie beide weg sein? Ich konnte es nicht fassen. Mir wurde eisig kalt, doch ich fühlte nichts.
Nur Leere. Nur das Nichts.
„Mr. Schneider? Sind Sie noch dran? Hallo?“
Die Frau holte mich aus dem Nichts: „Ja, ich bin noch da. Was soll ich jetzt tun?“
„Sie müssen herkommen, ein paar Formulare unterzeichnen. Ms. Miller hat Sie als Kontaktperson und Vormund angegeben. Kommen Sie so schnell, wie möglich. Morgen wäre am besten, da gibt es kaum Wartezeit, wegen dem Feiertag. “
„Ja, wo muss ich hin?“
Sie gab mir die Adresse und eine Telefonnummer durch.
„Ich fliege sobald wie möglich los. “ Ich legte auf.
Ich starrte das Telefon an, konnte den Hörer nicht auflegen und schaute dann zu Charlie auf.
„Sie ist tot. Jamie ist tot. “, brachte ich noch heraus, bevor meine Stimme versagte und mir die Tränen in die Augen stiegen.
„Ich muss sofort nach L. A. , irgendwas unterzeichnen.
Sie hat mich als Kontaktperson angegeben. “, ich rannte in unser Zimmer und warf Klamotten aus dem Schrank in eine Tasche. Charlie folgte mir.
„Ich komme mit. “
„Das brauchst du nicht. Ich muss noch heute fliegen. “
„Ich brauche nicht? Aber natürlich brauche ich. Ich bin dein Freund, das machst du nicht alleine durch. “
„Bring mich nur zum Flughafen.
Das reicht.
„Meinst du?“
Ich schaute ihn an: „Ja. Außerdem muss jemand die Sache meinen Eltern erklären. Scheiße. “
Wir packten gemeinsam ein paar Sachen ein. Keiner sagte ein Wort. Heute weiß ich, dass ich so schnell reagiert habe, zu schnell. Ich war nicht darauf vorbereitet, was mich erwarten könnte. Ich hatte keinerlei Informationen, ich flog ins Blaue, am Abend vor Thanksgiving. Trotzdem waren wir nach zwanzig Minuten fertig.
„Lass mich den nehmen, geh runter und hole ein Taxi. “
Ich lief die Treppen hinunter und winkte ein Taxi heran. Wir verstauten den Koffer. Und los ging es zum Flughafen. Die ganze Fahr war eine Trance für mich. Ich hing meinen Gedanken nach, die immer wieder in das besagte Nichts strandeten.
„Jetzt erzähle mir mal was passiert ist. “, ich saß steif da und starrte auf die Rückenlehne des Fahrers.
„Sie ist tot. Gestern Abend mit ihrem Vater zusammen. Und jetzt muss ich hin. Was unterschreiben. “
„Ja, aber was ist denn passiert? Und warum du?“
„Ich weiß nicht. Nur, dass sie tot sind. Die Jugendfürsorge hat gesagt ich muss was unterschreiben, weil ich die Kontaktperson bin. Kein Ahnung. “, ich schmiegte mich an seine Schulter, ich wollte ihn halten, mich an ihm halten.
Seine Wärme an mir spüren und mich vor dem Nichts in meinem Herzen retten.
Am Flughafen erwischte ich noch einen Nachtflug nach L. A. , ich bezahlte das Ticket. Erste Klasse nach L. A. mit Hotelreservierung in dem teuersten Schuppen, es war einfach ncihts anderes mehr zu bekommen. Auf dem Flug starrte ich blass und zitternd an die Decke und schlief irgendwann ein.
Am nächsten Morgen um acht Uhr stand ich vor der Bürotür von dieser McNtyre.
Bisher war alles in einem Rausch an mir vorbei gelaufen, nein gerannt. Ich stand da, in den gleichen Klamotten, wie am Vortag, unrasiert, ungeduscht. Wahrscheinlich roch ich nach Flughafenmief und Taxigestank.
Ich klopfte, wie sehr sehnte ich mich jetzt zurück an die warme Schulter Charlies? Was hätte ich jetzt darum gegeben, dass er hier wäre. Warum war ich nur so blöd und bin alleine geflogen? Ich hatte eiskalte Finger und zitterte am ganzen Körper.
„Herein!“
Ich trat ein.
„Mein Name ist Daniel Schneider. Sie haben mich gestern angerufen wegen meiner Freundin Jamie Miller und ihrem Vater, Roger Miller. “, eine kleine, runde Frau, adrett in braunem Anzug, lächelte mir entgegen. Ihre Augen waren voller Mitleid und von Wärme gleichzeitig. Ich schaute sie an und fühlte, dass ich ruhiger wurde. Sofort entspannte ich mich. Sie hatte einfach eine sehr einfühlsam wirkende Aura.
Irgendetwas ließ mich sie ansehen und wissen, dass alles gut sein würde.
Sie saß in einem kleinen Fensterlosen Raum, ohne jegliche Art von Wandschmuck, außer einem riesengroßem Regal voller Akten und Bücher. Dieser schien mehr als fünfzig Prozent des Raumes einzunehmen. Zwischen ebenso vielen Stapeln Akten und Ordner auf dem Boden, drückte sich ein kleiner hässlicher Metallschreibtisch in eine Ecke. Davor zwei Stühle unterschiedlicher Natur. Der eine, dunkles Holz und ziemlich alt, sah aus, als wäre er aus einem guten Gerichtshof geklaut und passte so gar nicht in das Ambiente, wenn man denn von einem sprechen konnte.
Der andere Stuhl hingegen verschwand gänzlich mit dem blauen Teppichboden, aus Kunststoff sah er im Gegensatz zu dem anderen Stuhl sehr micktig und einsturzgefährdet aus, dieser Eindruck schürte sich durch die hohe Anzahl an noch mehr Akten auf der Sitzfläche.
„Ja, treten Sie näher. Setzten Sie sich. “, ich begutachtete den alten Stuhl und ließ mich auf die stark nachgebende Sitzfläche nieder.
„Danke, dass ich an Thanksgiving zu Ihnen kommen durfte, wahrscheinlich hätten Sie frei gehabt.
“
„Zunächst einmal mein aufrichtiges Beileid. Machen Sie sich wegen des Feiertages keine Gedanken, so ist es ganz gut, ich tue etwas Gutes und Sie müssen nicht warten. Wir hätten Sie gestern gerne früher erreicht, doch es ging niemand ans Telefon. Ich bin aber froh, dass Sie so schnell kommen konnten. Ich meine, es ist kein Problem für einen so jungen Mann eine Bleibe zu finden, aber bei dem Vater ist es doch viel einfacher.
“
Wovon redet die da? Ohne mich zu Wort kommen zu lassen, händigte sie mir einen Haufen Papier aus: „Damit sie ihn mitnehmen können, müssen Sie nur am Ende unterschreiben. Und natürlich muss ich Ihren Pass sehen. “, sie drückte auf einen Knopf, die Gegensprechanlage, „Marya, könnten Sie mir bitte Lucas bringen?“
Ich starrte Sie an. Irgendwie hatte ich für einen kurzen Moment die Welt um mich herum vergessen, das kalte Neonlicht der Deckenbeleuchtung schmerzte in meinen Augen, der Stuhl knarrte, als ich mich etwas bewegte und in meinem Kopf dröhnte ein und der selbe Ton.
Ich fühlte mich wie in einem Film, als würde ich neben mir stehen und mich selbst betrachten. Ich wusste, dass ich in dem schrecklichen Licht ziemlich blass aussehen muss, doch irgendwie konnt eich sehen, wie der letzte Rest Farbe aus meinem Gesicht wich. Ich saß da und fand endlich meine Stimme zurück: „Mrs. McNtyre, ich habe keine Ahnung wovon Sie reden. “, im Grunde hatte ich sie doch, wollte es nur nicht wahr haben.
War es überhaupt möglich?
Sie schien mich gar nicht gehört zu haben, denn schon sprang sie auf und kramte in einer Mappe.
„Hier, Mr. Schneider. Dies ist ein Brief von Ms. Miller. An Sie gerichtet. “
Absolut verwirrt nahm ich den Brief entgegen. Ein weißer Umschlag, geöffnet. Mit nichts weiter als meinem Namen darauf und meiner Adresse in New York.
Wie?
Ich öffnete den Umschlag und nahm den Inhalt heraus.
Ich faltete langsam, irgendwie war mein Körper taub. Dann begann ich zu lesen. Der Brief war auf den 13. Februar dieses Jahres datiert. Meine Hände zitterten, als ich die Zeilen las. Mein Blick war von Tränen getrübt, Jamie schrieb mir. Die tote Jamie hat mir einen Brief hinterlassen.
„Lieber Daniel,
es tut mir Leid, dass ich es dir nie gesagt habe. Aber wenn du diese Zeilen liest, dann wirst du es wissen.
Ich wollte nicht, dass du deinen Traum aufgibst. Doch ich hoffe du hast ihn verwirklichen können. Du bist gerade aus der Stadt gewesen, als ich es erfuhr, du weißt wie gläubig mein Vater ist, also konnte ich nichts daran ändern. Ich hätte es auch nicht gewollt. Verzeih mir. Kümmere dich gut um ihn, denn aus irgend einem Grund kann ich es nicht mehr. Und mein Vater auch nicht.
In Liebe,
Jamie“
Kaum hatte ich den Brief zu Ende gelesen, ging die Türe auf und eine große, schlanke Frau trat ein.
Ich blickte mich nicht um, starrte auf die Zeilen vor mir und versuchte das in ihnen verborgene Rätsel zu lösen, dessen Antwort mir bekannt, aber gänzlich verdrängt war. Doch noch bevor ich eine Antwort auf meine Frage bekam, hörte ich Mrs. McNtyre sagen: „Darf ich ihnen Lucas vorstellen? Ihren Sohn. “
Die Frau, offensichtlich Marya, drückte mir einen schlafenden Jungen in die Arme und lächelte mich an. Wie versteinert vergingen die Augenblicke, ich wusste nicht wohin ich mich wenden sollte, das Kind nicht beachtend.
Mrs. McNtyre hatte Tränen in den Augen, Marya war wieder gegangen, nicht ohne die Türe hinter sich zu schließen. Plötzlich war es still, unendlich still. Ich fühlte, was in meinen Armen lag, doch konnte ich es nicht begreifen. Was war da soeben passiert? Sohn? Ich? Das kann nicht sein, ich habe nie … oder doch? Aber wir hatten doch immer … das konnte nicht sein.
„Würden Sie dann hier unterschreiben?“, ich sah zu Mrs.
McNtyre auf, sieh hielt mir einen Stift entgegen und zeigte auf eine Zeile am Ende des Bogens.
„Ähm“, ich räusperte mich, „das muss ein Irrtum sein. Ich habe keine Kinder. Ich habe Jamie seit Juni vergangenen Jahres bei der Promnight nicht mehr gesehen. Wie … wie sollte da … das ist unmöglich. “
„Mr. Schneider, die Wege des Herrn sind unergründlich. In Anbetracht, dass der kleine Mann auf Ihrem Arm knapp neun Monate alt ist, sind sie offensichtlich der Vater, zumal Ihr Name in der Geburtsurkunde steht.
“
Mein Name — Geburtsurkunde — neun Monate — Vater — Vater …, mein Hirn stand still und doch hörte ich immer wieder diese Worte.
In einem Traum aus weißem Nebel und mit einem Dröhnen im Ohr, hörte ich Mrs. McNtyre weiter reden. Was sie sagte, weiß ich nicht mehr. Ich hielt den Jungen im Arm und unterschrieb das eine oder andere Dokument. Nach zwanzig Minuten standen Lucas und ich vor dem Gebäude.
Auf der gesamten Rückfahrt zum Hotel schlief er. Ich war zu müde, um gleich wieder zurück zu fahren. Kaum im Hotel angekommen, legte ich Lucas neben mich auf das Bett. Ich starrte ihn an. Ungläubig, als wäre es ein Traum strich ich mit meinem Finger über seine rosige Wange. Im Büro war er kurz wach gewesen und sofort wieder eingeschlafen, nachdem ich ihn ein wenig hin und her gewiegt hatte. Vater? Ich? Was sollte ich tun? Ich war auf kein Kind vorbereitet.
Wie auch? Ich wusste nicht einmal, dass Jamie schwanger war. Das erklärte in der Tat aber einiges. Vor allem, dass sie nach wenigen Monaten den Kontakt abbrach, dass sie nie erreichbar war, als ich versuchte sie anzurufen. Ich weinte, als ich an sie dachte. Ich zog den Brief aus der Hosentasche und las ihn. Las ihn immer wieder. Meinen Traum verwirklichen? Hatte sie wirklich geglaubt ich würde lieber studieren, als ein Kind mit ihr großziehen? Was sollte ich jetzt tun? Mrs.
McNtyre hatte mir die Telefonnummer des Detectives aufgeschrieben und ich sollte ihn wohl einmal anrufen.
Ich nahm mein Handy zur Hand und wählte die Nummer. Nach kurzem Klingeln ging eine Frau ran: „Guten Tag, Detective Stone am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Ich war geschockt, irgendwie hatte ich eine Männerstimme erwartet.
„Hallo. Mein Name ist Daniel Schneider. Eine Mrs. McNtyre hat mir Ihre Nummer gegeben, ich sollte mich wegen dem Todesfall von John und Jamie Miller anrufen.
“
„Da meinten Sie wohl meinen Kollegen. Ich habe nichts damit zu tun. Aber ich leite Sie einmal ins Morddezernat weiter. Einen Augenblick, bitte!“
Ich wurde verbunden. Morddezernat? Was? Ich denke es war ein Unfall? Dieser verrückte Tag.
„Hallo Mr. Schneider. Detective Raeser hier. “
Ich fiel direkt mit der Tür ins Haus: „Morddezernat? Ich denke sie sind bei einem Unfall gestorben! Ich will wissen was passiert ist.
“
„Mr. Schneider, ich würde mich sehr gerne alsbald mit Ihnen treffen. Können Sie zu uns kommen?“
„Ja, kein Problem. Wo muss ich hin? Und dann erklären Sie es mir? Ich habe einen Sohn, können Sie sich das vorstellen? Einen Sohn …“
„Ich erkläre Ihnen alles, was Sie wissen müssen. Außerdem gibt es sicher noch die ein oder andere Kleinigkeit, die Sie benötigen werden. “
„Sie erklären es mir? Sehr schön.
“
„Ja, aber wenn ich darum bitten dürfte, könnten Sie so schnell wie möglich kommen? Man erwartet mich heute Nachmittag zum Essen. “
„Ja, ich beeile mich. “, ich legte auf. Meine Verwirrung war in Wut umgeschlagen. Ich starrte auf Lucas, überlegte, ob ich Charlie anrufen sollte. Ich tat es nicht. Ich ging ins Bad, fühlte mich alleine, verloren und einsam.
Was zum Teufel sollte jetzt geschehen? Ich wusste es nicht.
Ich starrte mich im Spiegel an und sah, wie die Tränen kamen. Ich war nicht auf ein Kind vorbereitet. Ein Sohn, den ich nicht kenne, einen Sohn, meinen Sohn, der ohne Vater aufgewachsen wäre, wenn Jamie noch leben würde. Ich schrie auf, der Druck zu stark, mein Gesicht machte mich noch wütender. Nebenan hörte ich, wie das Kind schrie. Ich hastete ins Zimmer und dort saß Lucas. Er saß auf dem Bett und weinte.
Ich war erstaunt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er sitzen konnte. Eigentlich hatte ich mit gar nichts gerechnet, ich wusste nichts über Kinder im neunten Monat, ich wusste gar nichts. So kam es mir jedenfalls vor.
Lucas erblickte mich und streckte die Hände winkend zu mir aus, seine Tränen waren versiegt. Ich ging zu ihm hin und nahm ihn auf den Arm. Ich staunte über seine schnelle Vertrautheit, seine warmen blauen Augen, Jamies Augen, schauten mich an.
Ich sah Jamie in dem Kind, doch erblickte ich mich nicht. Lucas hatte braune glatte Haare, meine sind schwarz und lockig, meine Augen sind grün, meine Haut viel heller, doch das wird daran liegen, dass Jamie zur Hälfte schwarz ist, schwarz war, verbesserte ich mich still in Gedanken. Lucas war groß, jedenfalls kam mir das so vor. Aber womit hätte ich es vergleichen können? Ich kannte keine Kinder. Ein Kind, das war alles viel zu früh.
„Lucas?“, er blickte mich an, also wusste er seinen Namen, „weißt du wer ich bin?“, er starrte, lächelte.
Ich seufzte „Lucas, ich bin dein Daddy. “, mir versagte die Stimme und Tränen kamen wieder. Lucas fasste mir an die Wange, schaute die Tränen an. Ich kann nicht beschreiben was ich fühlte in diesem Augenblick, es war zu viel. Glück, Traurigkeit, Vertrauen, Liebe und vor allem Wut.
Wut auf mich, dass ich den Kontakt zu Jamie habe abbrechen lassen, dass ich unbedingt nach New York wollte, dass mir alles egal gewesen war, dass ich dumm war, so dumm. Aber ich glaube die größte Wut verspürte ich auf Jamie. Wie konnte die es mir nur nicht sagen? Wie konnte sie nur? Das war eine der Fragen, die ich wohl nie beantwortet bekommen würde, eine der Fragen, die einen ein ganzes Leben begleiteten.
Wie sollte ich das schaffen? Ein Kind.
„Lucas, wir fahren jetzt zur Polizei — Tatütata — weißt du?“, ich hatte keine Ahnung, ob er mich überhaupt verstand. Heute weiß ich, dass er auf meine Stimme reagierte. Nach tausenden Seiten Babybuch und Erfahrung, nach allem was ich später lernen sollte, weiß ich, dass er mich nicht verstand. Außerdem machte ich wohl den Fehler mit ihm deutsch zu sprechen. Heute muss ich mir jedes Mal an den Kopf fassen, wenn ich daran denken, dass ich gehofft hatte ein Kind würde mich verstehen, wo nicht einmal Charlie mich verstand, wenn ich nicht Englisch sprach.
Irgendwie ist das ziemlich dumm von mir gewesen. Aber in dem Augenblick dachte ich einfach nicht daran.
Lucas lachte auf, grinste und klatschte in die Hände, als ich ihn auf meinen Schoß hob im Taxi. Ich hatte bei der Fluggesellschaft angerufen, ich wollte so schnell wie möglich nach New York. Ich brauchte Hilfe, jetzt. Aber ich wollte auch mit dem Detective reden, persönlich. So reservierte ich einen Flug, mit dem ich um vierzehn Uhr los flog, Direktflug, zehn quälende Stunden bis ich in New York landen würde um halb Elf in der Nacht.
Und eine Stunde Zeit mit dem Detective, eine Stunde in der ich herausfinden musste, was passiert war. Eine Stunde.
Wir hielten vor der Polizeistation, es war eine kleine Station, dafür, dass sei ein eigenes Morddezernat hatten. Ich trug Lucas wieder auf dem Arm, er schaute sich interessiert um, ein Polizeiauto schien ihn besonders zu faszinieren.
„Ja guck mal, Tatütata. “, sagte ich und er zeigte darauf.
Ich lächelte und wir traten ein. Hinter dem Tresen im Eingangsbereich saß niemand, konnte ich an einem Feiertag auch nicht erwarten.
„Hallo? Ist jemand da?“, rief ich.
„Hallo“, ein Mann kam in den Raum, klein, dick und etwa Mitte vierzig, „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich bin Daniel Schneider. Ich habe einen Termin mit Dt. Raeser?“
„Einen Moment!“, er wandte sich ab, „Hank, der Junge ist da.
Er kommt sofort. “, sagte er zu mir und ging wieder. Ein anderer Mann, groß, schlank, etwa Anfang dreißig, mit einer Narbe auf der Wange, die sofort auffiel betrat den Raum. Mich haute es irgendwie um. Ich war wie vor die Wand gelaufen, ich hatte nicht erwartet jemals einen Mann zu treffen, den ich so anziehend fand. Im selben Augenblick bekam ich ein schlechtes Gewissen, alleine nur weil ich eine Sekunde daran gedacht hatte.
Ich wurde mit Sicherheit rot, schaute schnell zu Lucas und hoffte, er hatte meinen Blick nicht bemerkt.
„Hallo Mr. Schneider. Setzen wir uns doch dort drüben hin, da haben wir etwas mehr Ruhe. Meine Kollegen feiern darin ein wenig und das ist sicher nicht die richtige Umgebung. “, er ging voraus in ein Zimmer, eine Vernehmungszimmer. Das Licht kalt, die Wände grau ein großer Spiegel an der Seite. In der Mitte ein einzelner Metalltisch und zwei ungemütliche Stühle.
Das Klischee trifft zu, dachte ich nur kurz und setzte mich mit Lucas auf dem Arm auf einen der Stühle. Dt. Raeser nahm gegenüber Platz und reichte mir die Hand.
„Sie müssen tausende Fragen haben, aber lassen Sie mich kurz erklären, was passiert ist. “, er rückte seinen Stuhl zurecht, räusperte sich und ich nickte, er möge beginnen.
„Unsere Notfallzentrale erreichte am Sonntag Nachmittag ein Notruf, es ging um zwei schwer verletzte Personen, die in einen Unfall hatten.
Wir rückten aus, die Feuerwehr und Rettungskräfte waren schon zur Stelle, als wir eintrafen. Das Auto war von der Fahrbahn abgekommen und war gegen einen Baum geprallt. Die Personen waren beide zunächst noch ansprechbar, jedoch im Wrack eingeklemmt. Wir versuchten sie zu befreien, leider erlitt Mr. Miller schwere Kopfverletzungen und erlag diesen noch am Unfallort. Ms. Miller konnte man aus dem Auto retten, jedoch starb sie im Krankenhaus an den zahlreichen inneren Blutungen. Hinten im Wagen fanden die Rettungskräfte das Kind, es war gut gesichert, angeschnallt und schlief.
Wir fanden die Verfügung und setzten uns mir Ihnen in Verbindung. Es dauerte leider den gesamten Mittwoch um sie ausfindig zu machen. Es tut mir Leid um Ihren Verlust, Mr. Schneider. “
Ich schwieg, mir brannten wirklich sehr viele Fragen auf dem Gewissen, aber ich konnte nicht denken.
„Warum?“
„Das wussten wir zunächst auch nicht, wir vermuteten Fremdeinwirkung, da wir Bremsflüssigkeit vor Ort fanden, aber es stellte sich gestern Abend heraus, dass die Bremsleitung von einem Tier angefressen wurde.
Es war ein Unfall. “
Ein Unfall, ein Tier hatte das Leben zweier so toller Menschen beendet und meines über den Kopf geworfen.
„Was soll ich denn jetzt tun? Ich … ich wusste nicht … Jamie hat mir nicht gesagt, dass .. dass ich Vater bin. Ich kenne mich nicht mir Kindern aus. Ich habe nichts für ihn da. Keine Anziehsachen, nichts. Kein Bett, nicht einmal eine Flasche.
“, ich war verzweifelt, redete mich in Rage.
„Darum haben wir uns gekümmert. Mrs. McNtyre rief heute morgen an, wir haben sie erwartet und ich würde Sie zum Haus der Millers fahren. Dort können sie das wichtigste mitnehmen. “
„Aber mein Flug, unser Flug geht um vierzehn Uhr. Der letzte für heute. Ich muss ihn bekommen. Ich weiß nicht. “, ich war den Tränen nahe und es wäre mir nicht peinlich gewesen.
Ich blinzelt sie aus meinem Augenwinkel und schaute Lucas an. Er war wieder eingeschlafen, sabberte auf mein Shirt und schlief seelenruhig.
„Es ist nicht weit, Sie haben noch anderthalb Stunden bis der Flieger geht. Wenn wir uns beeilen, schaffen Sie das. Ich fahre Sie auch zum Flughafen. “
Ich nickte und erhob mich, vorsichtig.
„Danke. “, wir gingen zu einem Streifenwagen, hinten hatte Dt.
Raeser einen Kindersitz hineingestellt.
„Der ist vom Sohn meines Ma … ähm … Mitbewohners. Setzen Sie ihn einfach rein. Und gut festschnallen. “, ich schnallte Lucas, der noch immer den Schlaf der Gerechten schlief, an und nahm neben dem Detective Platz. Wir fuhren schweigend, ein bisschen schneller als erlaubt und waren in wenigen Minuten bei Jamies Haus. Ich zitterte, hatte Angst was mich erwartet, aber es sah genau so aus, wie ich es in Erinnerung hatte.
Veranda, Blumen, als wartete es darauf, dass seine Besitzer gleich wieder kommen würden. Da das würden sie nicht. Niemals.
„Lassen sie Lucas ruhig im Auto, da kann er weiter schlafen. Ich lasse das Fenster einen Spalt breit offen. “, Dt. Raeser stieg aus, ich nickte stumm. Meine Kehle war ausgetrocknet, meine Knie weich und wackelig. Mir war schlecht. Wir gingen zum Haus, er schloss auf und wir traten ein.
Eine halbe Stunde später saß ich mit drei weiteren Koffern wieder vorne im Auto.
Wir hatten so viel wie Möglich eingepackt, doch ich müsste noch einmal wiederkommen, um den Rest zu holen. Jamie hatte Lucas verwöhnt. Sein Zimmer, so wunderschön. Mit Himmelbett, Malereien, sein Spielzeug und so viel Kram. Als ich ins Wohnzimmer kam, musste ich mich setzen, der Fernseher lief, seit Tagen, auf dem Tisch stand ein halbes Bier und eine leere Flasche Milch. Es war, als wäre nie jemand fort gewesen.
„Wohnen Sie alleine?“, fragte Dt.
Raeser in die Stille. Ich erwachte aus meiner Trance.
„Nein. “, antwortete ich knapp.
„Also haben Sie eine Freundin?“
„So etwas in der Art. Wie weit ist es noch, Dt. Raeser?“, ich warf einen Blick auf meine Uhr, zwanzig nach eins.
„Nur noch parken. Ich helfe Ihnen alles zum Terminal zu bringen. Nennen Sie mich bitte Mark. “
Ich schaute ihn an, er sah so verteufelt gut aus.
Ch fühlte mich so wohl in seiner Nähe, ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Er strahlte eine Ruhe aus, unnatürlich.
„Sag Sie, Mark. Wie soll ich das nur erklären? Ich weiß nicht was ich tun soll?“, mir waren die Worte herausgerutscht, ich wollte es gar nicht.
„Seien Sie ehrlich. Ihre Freundin wird das verstehen. “, er schaute mich an, „Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe vor ein paar Jahren etwas ähnliches erlebt.
Es wird wieder gut werden, wenn Ihre Freundin Sie wirklich liebt, dann wird sie es verstehen. “
Ich schwieg. Er hat doch gar keine Ahnung, er weiß nicht wie ich mich fühlte. Natürlich wird Charlie das verstehen, natürlich liebt er mich. Aber was wenn doch nicht? Wenn Jamie mit ihrer Entscheidung alles zu verheimlichen, es nur schlimmer gemacht hatte? Wenn Charlie weg geht? Wenn er mir vorwirft nicht ehrlich zu sein.
Und dann meine Eltern. Was sollen die denn sagen? Verteufelte Scheiße, fluchte ich, wie konnte ich sie nur vergessen? Wie sollte ich Ihnen das erklären? Ein Kind, mein Sohn. Ich hatte es nicht gewusst. Würden sie böse sein, mich hassen? Bitte, lass sie mich nicht hassen, flehte ich, wer immer mich auch hören mochte.
„Mr. Schneider?“
„Daniel“
„Bitte?“
„Nennen Sie mich Daniel.
Mein Freund, ja ich habe einen Freund, liebt mich. Er wird das verstehen. Ich hoffe es. Ich meine, ich kann ja nichts dafür. Okey, das ist nicht ganz richtig, ich kann wenigstens fünfzig Prozent dafür, aber sie hat es mir nicht gesagt. Wenn Sie die Frage erlauben, was genau ist denn passiert?“
Mark schwieg, konzentrierte sich auf die Straße, ich führchtete zu weit gegangen zu sein.
„Erst einmal können Sie schwul, hetero oder beides sein.
Das ist mir völlig egal, Hauptsache Sie kümmern sich um das Kind. Ich möchte darauf nicht eingehen, aber ich kann soviel sagen, ich war in etwa in der Position, in der Ihr Freund ist. Ein Kind, das nicht mir gehörte, war plötzlich da. Einfach so. Es wird alles wieder gut. “
Wir schwiegen wieder, Mark parkte das Fahrzeug und half mir die Koffer und Lucas zum Terminal zu bringen. Wir stellten uns in die Schlange vor dem Schalter.
Nach zehn langen Minuten, der Flieger würde in zwanzig Minuten starten, waren wir dran.
„Gepäck für den Direktflug L. A. – New York, erste Klasse. Mein Name ist Daniel Schneider, das ist mein Sohn. “
„Wie alt ist das Kind?“, fragte die Frau freundlich, aber gestresst.
„Neun Monate. “, antwortete ich.
„Gut, dann ist der Flug umsonst. Bitte begeben Sie sich zum Gate 34D.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Flug. “
Mark begleitete uns noch zum Gate.
„Hier ist meine Karte. Wir müssen noch ein paar Dinge klären, wenn Sie wiederkommen. Ich habe noch eine Frage. “
„Danke. “, ich steckte seine Karte weg, „Welche denn?“
„Hat Familie Miller noch andere Verwandte oder Freunde, die sich um das Begräbnis kümmern?“
„Nein. “, Tränen schon wieder in meinen Augen, „Ich komme nach dem Wochenende wieder.
Könnten Sie dafür sorgen, dass die beiden in ein anständiges Bestattungsunternehmen überwiesen werden? Sie haben meine Telefonnummer?“, er nickte, „Danke noch einmal für alles Mark. “
Wir schüttelten die Hände und ich ging mit Lucas auf dem Arm zum Flugzeug, mir schlug das Herz bis zum Hals. Was mich in New York wohl erwartete? Ich hatte Charlie eine SMS geschrieben, wann ich ankommen würde. Auf seine Anrufe hatte ich nicht reagiert.
Wie kann ich das auch in Worten erzählen? Das glaubt einem doch niemand. Ein Sohn. Ich hatte einen Sohn. Zum ersten Mal musste ich, als ich mich im Flugzeug mir Lucas auf dem Arm anschnallte, lächeln. Ich war glücklich. Lucas. Sie hatte ihn nach mir benannt. Ich holte den Umschlag der Fürsorge aus meinem Rucksack und schaute in Lucas Geburtsurkunde. Natürlich hieß er Miller. Lucas John Miller, geboren am 23. Februar um 10:23 Uhr am Morgen.
Ich lächelte, obwohl mir die Tränen kamen. Was sollte ich nur machen?
Lucas war wach, als wir landete, er lachte, klatschte in die Hände und schob sich dann die Hand in den Mund. Ich machte Hoppe-Hoppe-Reiter mit ihm, als das Flugzeug zum Landesteg fuhr. Die erste Klasse durfte zuerst aussteigen, ich wartete bis alle hinaus gegangen waren, seufzte, fasste alle meinen Mut zusammen und stand auf. Lucas auf dem Arm verließ ich das Flugzeug, es war eisig kalt.
Ich wickelte Lucas in meine Jacke und ging frierend durch die Dunkelheit. Heute Nacht würde es mit Sicherheit noch schneien. Der Himmel leuchtete Rot unter der Last des Schnees. Ich trat aus dem Gate in die Halle, es war erstaunlich leer, selbst für diese Uhrzeit. Ich schaute auf die wenigen Menschen und fand sie nicht. Ich schaute auf mein Handy, eine SMS, dass sie später kommen würden. Ich beschloss das Gepäck zu holen und schrieb zurück, dass ich beim Brunnen auf sie warten würde.
Dort saß ich. Lucas stand wackelig auf seinen Beinen. Hielt sich an meinen Händen fest und lachte. Er war so ein hübscher Junge, zu süß, wie er immer lächelte und mit den paar Zähnen im Mund. Er quietschte immer, wenn er auf einem Bein stand und sich krampfhaft fest klammerte.
„Oh mein Gott. “, hörte ich eine Stimme hinter mir. Das Herz fiel mir in die Hose, ich drehte mich rasend schnell um, Lucas lachte weiter, stolperte von einem Beim auf das andere.
Ich erblickte Charlie und meinen Vater. Sie standen da, entsetzt. Ich hatte achteinhalb Stunden über diese Begegnung nachgedacht, für sie war es ein Schock. Ich wusste, was ich jetzt tun würde. Und doch stand mein Herz still, ich atmete viel zu schnell und hatte weiche Knie, als ich mich erhob. Lucas hob ich auf den Arm und ging zu den beiden hinüber.
„Hallo Charlie, Hallo Paa.
Darf ich euch Lucas vorstellen? Meinen Sohn. “, sagte ich ruhig.
Sie starrten, schwiegen, waren entsetzt. Dann sah ich das Lächeln. Es war auf dem Gesicht meines Paas entstanden. Er lächelte. Ein Stück des Steins fiel von meinem Herzen, aber der größere Brocken blieb haften.
„Daniel, Wie?“, fragte er.
„Dass muss ich dich ja nicht erklären. “, antwortet ich grinsend, „Das ist alles eine lange Geschichte.
“
„Dan, wie kann das sein? Du hast nie etwas … du sagtest nie was von …“, jetzt hörte ich Charlie stottern. Er hatte noch nie gestottert.
„Charlie, ich … ich wusste es nicht. Jamie hat es mir nicht gesagt. Sie hat mich als Vater angegeben, aber ich wusste es nicht. Bist du mir böse?“, mein Paa kam und wollte den Jungen, seinen Enkel, wie er flüsterte, auf den Arm nehmen.
„Geh, sprich mit ihm. “, flüsterte er mir zu, „Ich geh dann mal und bringe ihn zum Wagen. “, sagte er laut und verschwand mit Lucas auf dem Arm.
Da standen wir nun, es war still, zu still. Meine gute Laune war Nervosität gewichen. Charlie schaute mich nicht an, ich flehte in Gedanken, dass er zu mir blickte, doch er schaute auf den Boden, als dächte er angestrengt nach, als würde er versuchen seine Wut unter Kontrolle zu bringen, denn die Fäuste waren geballt.
Ich fühlte mich mit jeder Sekunde schlechter. Was, wenn Mark Unrecht hatte, wenn Charlie mich hassen würde. Ich hatte Angst. Im Grunde hatte ich es nicht gewusst, Jamie hat es mir nicht mitgeteilt. Wie hätte ich es wissen sollen?
Der Gedanken Lucas unser beider Namen zu geben, der so kurz in meinem Hirn aufgeflammt war, verblasste, schwand in der Zeit und ich fühlte, wie der Stein auf meinem Herzen, die Faust um meinen Magen wuchs.
Mit jeder Sekunde wurde es schlimmer.
Ich dachte daran, dass er mir so oft sagte, dass er mich liebe. Ich es aber so oft nicht erwidern konnte, obwohl ich es ebenfalls empfand. Er hatte mir verziehen, er liebte mich, aber ich hatte doch im Grunde gelogen. Und jetzt wieder gelogen. So kam es mir zumindest vor. Ich hatte Charlies Anrufe ignoriert, nicht mit ihm geredet, Thanksgiving, unser Thanksgiving kaputt gemacht.
Ich fühlte mich wirklich mies. Am liebsten wäre ich geplatze, verschwunden, unauffindbar.
„Jetzt sag doch endlich was, Charlie. “, forderte ich mit zitternder Stimme, „Bitte, sag etwas. “, mir kamen die Tränen.
Eine Regung, er schaute auf. Schaute mich an, ich ging die wenigen Schritte, die zwischen und standen, auf ihn zu, stand vor ihm. Ich konnte ihn Atmen hören, so leise war es. Ich sehnte mich nach seiner Nähe, wagte es aber nicht auch nur noch einen Millimeter näher zu kommen.
Ich schaute ihm direkt in die Augen, die Tränen, die sich bildeten, flossen langsam meine Wange hinab, ich schniefte kurz, versuchte den Blick nicht zu wenden. All meine Angst hatte mich im Griff. Ich verging fast vor ihr, meine Knie zitterten. Ich dachte an Mark, er hatte gesagt alles würde gut werden. An diesen Satz klammerte ich mich, wie er ertrinkende an ein Stück Holz. Ich wollte, dass es funktionierte, ich hoffte es. Hoffte es so sehr, dass es weh tat.
Der Gedanke an Mark tat weh. Ich weiß nicht warum, aber jeder Augenblick den ich vor Charlie stand wurde es schlimmer. Der Druck, die Angst, dass er mich hasst, die Befürchtung, Mark könnte Unrecht haben und ich würde alles verlieren, alles was ich liebte. Jamie war fort. Jamie, die einzige Freundin die ich je hatte. Die Einzige Frau in meiner gesamten Highschoolzeit.
Ich ließ den Kopf hängen, meine Hoffnung brach zusammen, die Tränen liefen, ich konnte und ich wollte sie nicht aufhalten.
Es war niemand da, der mich hätte sehen können, niemand, der einen Kommentar abgeben würde. Wir standen da, alleine.
„Daniel“ , durchbrach es endlich die Stille. Ich blickte langsam auf. Charlie nahm seine Hand und wischte die Tränen fort, nahm mein Gesicht in seine Hände, ich schluchzte auf, lächelte und atmete kurz tief ein. Sein Gesicht war Liebe, seine Liebe für mich und noch viel mehr.
„Daniel, warum weinst du?“, fragte er leise und nahm mich in seine Arme.
Jetzt war es um mich geschehen. Ich umschlang ihn ebenfalls, ganz fest, legte meinen Kopf an seine Schulter und weinte. Alles fiel von mir ab, alles. Die Sorge, dass er mich hasst, die Angst, dass ich es nicht schaffen werde, die Hoffnungslosigkeit, dass Mark Unrecht hatte. Der Stein von meinem Herzen fiel und kam nicht wieder, die Hand, die meinen Magen zuschnürte, verschwand. Ich weinte, war so glücklich.
„Ich hatte so Angst, Charlie, so Angst, dass du mich hassen würdest.
“, stammelte ich zwischen den Versuchen wieder normal zu Atmen, noch immer an ihn gepresst.
„Daniel, ich liebe dich. Ich verstehe, dass du mir das nicht am Telefon sagen konntest. Ich liebe dich, daran wird sich nichts ändern. Ich glaube dir, dass du es nicht wusstest. Ich liebe dich. “
Ich beruhigte mich langsam in seinen Armen, die Tränen versiegten und ich konnte zu ihm aufsehen.
„Ich liebe dich auch.
“, schluchzte ich und trocknete meine Wangen.
„Wir müssen umziehen. “, sagte er in die Stille, die friedliche Stille, die uns umgab.
„Warum?“, flüsterte ich leise, zaghaft, in Angst diesen Moment zu zerstören.
„Die Wohnung ist schön, aber viel zu klein für fünf Personen. “
Martha. Sie hatte ich völlig vergessen.
„Charlie, ich möchte … verstehe mich nicht falsch, ich liebe Martha, aber ich … ich möchte lieber alleine sein.
Mit dir und Lucas, meinem Sohn. Ich möchte ihn kennen lernen. Ich möchte, dass du ihn kennen lernst. Er ist ein toller Junge. Charlie, bitte. “
Er schwieg kurz, dann sagte er: „Aber wir suchen uns etwas neues, ja?“
Ich nickte: „Die Wohnung gehört mir, Martha muss nur die laufenden Kosten decken. “
„Ja, so machen wir es. “, er schob mich von sich, „Komm, dein Vater wartet.
Sabeth hält das Essen warm. “, er ging, nahm die Koffer. Ich stand da, schaute ihm nach.
„Charlie warte. “, er blieb stehen, sah sich zu mir um. Ich kam auf ihn zu, schnellen Schrittes.
„Warte. “, sagte ich noch einmal. Er stand vor mir, meine Koffer in den Händen, so viel stärker als ich. Ich hatte Herzrasen. Ich würde irgendwann an einem Infarkt sterben oder an Herzversagen, wenn das so weiter ginge.
Ich stand vor ihm, schaute ihm in die Augen. Der Moment war einfach perfekt. Ich zog ihn zu mir, wollte in sein Ohr flüstern, er beugte sich vor, ließ die Taschen nicht fallen. Ich umfasste seinen Kopf, ich weiß nicht was er erwartete, aber ich wusste, was ich wollte.
„Charlie?“, fragteich leise.
„Hmm?. “, kam zur Antwort.
Ich sagte es so leise, kaum hörbar.
Ich hatte Angst, dass man es nicht verstehen würd. Das würde man auch nicht, wenn der normale Betrieb hier laufen würde. Aber es war niemand da. Keine Security, keine anderen Reisenden, niemand.
„Charlie, … willst du … bitte, Charlie … bitte heirate mich. “.
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