Das Cembalo
Veröffentlicht am 05.03.2016 in der Kategorie Erotikgeschichten Telefonsex mit ECHTEN Frauen: Zusätzlich mit Kamera Funktion möglich!———————————————
Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser — es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen — hier eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:
[Der Unterschied]
[Die Grundbegriffe]
Das Obligatorische
[Über einen starken Typ]
[Ferienspaß I]
PennälerInnenfeten
Lernen fürs Abitur
[Ferienspaß II]
Erstes Eheleben
Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)
Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag
Auf der Durchreise
Der Wanderclub
Die Ernennung
[Hinter unverschlossenen Türen]
Vetternwirtschaft
Vom anderen Ufer
An der Ostsee hellem Strande …
Wenn der Herr außer Haus ist, tanzt das Mäuslein im Bette
Die Rettung aus der Gosse
Die Tröstung
Gartenarbeit
Das Cembalo
Die mit [] markierten Texte sind nicht in ### zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter.
Wer auch diese Texte lesen möchte, melde ich bei mir, möglichst per E-Mail.
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Nachdem die Wohnungsfrage mit allen Nachhutgefechten gelöst war, wollte ich mir einen lange gehegten Wunsch erfüllen: mir ein Cembalo anzuschaffen. Ich interessierte mich ja seit meiner Schulzeit vor allem für Barock- und noch frühere Musik, aber weil sich Dieter nicht für klassische Musik interessierte, spielte ich auch diese Musik nur manchmal auf meinem Klavier.
Dieter ertrug dies mit Fassung und bat mich niemals, mit dem Spielen aufzuhören, aber zu der Anschaffung eines Cembalos ist es während meiner Ehe irgendwie nie gekommen, obwohl ich speziell dafür einen Geldbetrag aus dem Erbe meines Vaters zurückgelegt hatte.
Ich ließ mir Prospekte verschiedener Cembalofirmen aus Deutschland und dem Ausland schicken und fand bald heraus, daß, legt man Wert auf einen vollen Klang, nur der Nachbau eines Barockinstrumentes in Frage kommt, kein sogenanntes „Industriecembalo“.
Vor allem durfte es nicht für moderne kleine Wohnungen kurz gebaut sein, es mußte die volle Länge von mehr als zwei Metern haben, und die Saiten der Baßtöne durften nicht wie beim Piano umsponnen sein.
Ich besuchte daraufhin „das“ Hamburger Musikhaus in den Colonnaden und sah mir an, was für Cembali in den Klavier-Etagen ausgestellt waren: nur Industriecembali, „aber wir können Ihnen jedes gewünschte Modell bestellen. “ „Vielen Dank für den Moment“; damit war dieses weltberühnte Haus, was den Cembalo-Kauf betraf, „gestorben“.
Auch in dieser Lebenslage rettete mich wieder einmal Trudi. Sie kam aus einem katholischen Elternhaus, stand aber der evangelischen Kirche viel näher als ihrer katholischen, hatte in der Schule auch am evangelischen Religionsunterricht teilgenommen, war aber nie zur evangelischen Kirche übergetreten. Und das stand jetzt schon gar nicht auf dem Programm, denn vor kurzem hatte in ihrer Gemeinde nach der Pensionierung seines Vorgängers ein junger, modern eingestellter, „ganz süßer“ Pfarrer sein Amt angetreten.
Dieser Herr Borowsky, dessen Großeltern Polen aus der Gegend von Bromberg waren, sei, so erzählte Trudi, auch ein großer Fan alter Musik und habe auch ein Spinett, das er, weil seine Wohnung zu klein sei, in ihrer Kirche aufgestellt habe.
Bei einem Sonntagsnachmittagskaffe machte mich Trudi mit dem sympathischen Herrn Borowsky bekannt. Am Kaffeetisch saß nicht, wie erwartet, ein schwarzgekleideter Herr, sondern ein lustiger Mann, etwa Anfang vierzig, nicht gerade im Freizeitlook, aber mit blütenweißem Kragen, hochgeschlossenem grauem Pullover und grauem Sakko kaum als katholischer Pfarrer erkennbar.
Wir verstanden uns sofort, fachsimpelten über alte Musik, Cembali und Orgeln und verabredeten uns für den folgenden Montagnachmittag in seiner Kirche zu einem Probespiel auf seinem Spinett. Dieses Instrument hatte einen schönen Klang, war aber natürlich für die Kirche etwas zu zart. Herr Borowsky brachte aber zu diesem Treffen auch ein Heft einer Kulturzeitschrift mit, dessen Themaschwerpunkt „Der deutsche Cembalobau“ war und in dem viele Firmen inseriert hatten.
„Ich schlage vor, Frau Knaack“, sagte Herr Borowsky, „wir fahren mal am Nachmittag, wenn Sie Zeit haben, zu der Firma, von der ich mein Spinett habe.
Die sitzt in einem Dorf auf der Stader Geest. Sie ist zwar hier in diesem Heft nicht vertreten, aber da kommen wir schnell hin und können sehen, was die zur Zeit anzubieten haben. „
Diese Tour machten wir in der darauffolgenden Woche am Mittwoch Nachmittag, fanden aber bei der Firma kein Cembalo, was mir gefallen hätte. Zwar hatten sie ein großes Instrument mit sogar einem Sechzehnfuß, aber solch ein Subbaß wurde in der Barockzeit nur ganz selten eingebaut, und es heißt, ein gut gebautes Cembalo mit langen Baßsaiten und tragenden tiefen Tönen brauche kein solches Register.
Außerdem war das Instrument bereits verkauft, und ein weiteres zu bauen würde bei der Auftragslage der Firma mehr als ein Jahr dauern. Ich wollte aber, wenn es irgend möglich wäre, schon recht bald ein Cembalo haben — auch als Tröster in meiner derzeitigen Einsamkeit.
Auf der Rückfahrt nach Hamburg lud ich Herrn Borowsky zum Essen in einem Ausflugslokal ein, und wir besprachen das weitere Procedere.
„Rufen Sie einfach die eine oder andere Firma aus dem Zeitschriftenhaft an, ob sie was anzubieten haben.
Sie müssen dann allerdings mit einigen weiten Fahrten rechnen, um eventuell die Instrumente probezuspielen. „
Er erzählte dann noch von sich, seinen Eltern und Großeltern.
„Meine Eltern sind zwar schon in Deutschland geboren, fühlen sich aber noch ganz als Polen und haben uns Brüdern so urpolnische Namen gegeben: Tadeusz –„
„Das ist eigentlich biblisch. „
„Da haben Sie recht, — wenn man's genau nimmt –, und Wlodzimiesz.
Sie haben uns auch polnisch lernen lassen, und das kommt mir jetzt zu gute, ich seh mal, daß ich mit meiner neuen Gemeinde eine Partnerschaft mit einer Gemeinde in Polen aufbaue, dem norddeutschen Naturell irgendwo im Norden, wahrscheinlich Kaschubien — Pommern und Ostpreußen sind ja halbwegs bekannt, aber zum Beispiel Tuchola, Tuchel auf der Tucheler Heide, das ist für die Leute hier ja exotischer als Zentralafrika. „
„Das finde ich interessant.
Erzählen Sie mir mal von Ihren Fortschritten. „
„Hoffentlich sehen wir uns noch. Ich will Sie ja nicht zu uns Katholiken rüberziehen, aber wir können ja Kontakt halten. „
„Gern, Herr Borowsky! Brechen wir dann auf?“
„Okay, Frau Knaack. „
Zu Hause begann ich die Anzeigen der Cembalofirmen zu studieren und sie der Reihe nach anzurufen. Es stellte sich bald heraus, daß vor allem ein Instrument eines süddeutschen Cembalobauers in Frage kam, das zur Zeit in einer Klavierhandlung in Kamen stand.
Ich rief dort an, umd man sagte mir, am Samstag könne ich kommen, um es zu besichtigen. Kein Problem, wenn ich es bis zum Ladenschluß am Samstag um zwei Uhr Nachmittags nicht schaffte.
Ich rief gleich Herrn Borowsky an und berichtete ihm von meinem Finderglück.
„Von der Firma hab ich nie was gehört, aber ansehen kann man sich das Ding ja mal. Frau Knaack, ich habe eine Bitte: Lassen Sie mich mitfahren?“
„Natürlich, Herr Borowsky, gern, mit dem größesten Vergnügen! Wir sollte aber recht zeitig losfahren; es ist doch eine ziemlich weite Strecke.
„
„Wann meinen Sie?“
„Spätestens um acht. „
„Gut! Dann um acht bei meiner Kirche?“
„Okay! Tschüs bis dann, Herr Borowsky. „
Irgendwie brachte ich die Tage bis Samstag mit ihrem Schuldienst hinter mich, und am Samstag um acht Uhr stand Herr Borowsky schon reisefertig neben seiner Kirchentür. Auf der Fahrt unterhielten wir uns prächtig, und ich erzählte auch von meiner Fahrt durch Polen und meinem Besuch in Auschwitz, ohne allerdings meinen Reisebegleiter zu erwähnen.
Herr Borowsky fragte auch vorsichtig nach meinem derzeitigen Befinden, „ich hab von Frau Kramer gehört, sie haben sich vor kurzem scheiden lassen. Sind Sie schon darüber hinweggekommen?“
„Ach, Herr Borowsky, mein Mann und ich haben uns schon lange auseinandergelebt und haben uns dann ohne Skandal getrennt. „
Weiter verfolgte Herr Borowsky das Thema nicht, und als wir kurz vor Kamen an Münster vorbeifuhren, erzählte er, wie er vor einigen Jahren den Papstbesuch dort miterlebt hatte.
„Es ist ja schade mit unserem Papst“, meinte er, „er hat ja die katholische Kirche in vielfältiger Weise geöffnet, aber in anderen Dingen ist er immer noch so stockkonservativ, das kann ich unseren jungen Gemeindegliedern kaum verständlich machen. „
„Den Zölibat meinen Sie?“
„Den und noch manches andere. „
Damit waren wir schon am Kamener Kreuz angelangt und fanden ohne Probleme den Weg in das nur wenige Kilometer davon entfernte, als schöne mittelalterliche Stadt fast unbekannte Kamen.
Wir fanden einen Parkplatz, fragten nach der Straße, in dem sich das Klaviergeschäft befand, und standen nach wenigen Minuten —
Neben meinem Cembalo. Man sah sofort, um welches der hier ausgestellten Instrumente es sich handelte, ein Nachbau eines Tasquin aus der allerletzten Zeit des barocken Cembalobaus, schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Herr Wegener, so hieß der Händler, hatte noch zwei andere Cembali ausgestellt, alle von demselben Cembalobauer. Er sei mit diesem auf der Musikhochschule gewesen, erzählte er uns, und habe nach dem Studium dieses Klaviergeschäft übernommen.
Sein Studienfreund biete hier seine Cembali an.
Herr Borowsky unterdrückte ritterlich seine Begierde, dieses Instrument zu spielen, und mir war nach zwei Takten — nein: nach zwei Noten der Ordre XXV von François Couperin, die ich für das erste Probespielen ausgesucht hatte, klar: Dies war's! Dies würde mein Cembalo werden. Ich brauchte eigentlich gar nicht mehr lange darauf zu spielen. So überließ ich schon nach dem ersten Stück die Tasten Herrn Borowsky, der darauf das Präludium umd die Fuge in fis-moll aus dem Zweiten Teil des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach recht meisterlich spielte.
Mir kamen die Tränen, ich mußte mich setzen, und Herr Wegener reichte mir ein Taschentuch. Es setzte sich auch eine Dame neben mich, die zuvor einen Flügel probiert hatte, legte zart ihre Hand auf meine und sagte:
„Das ist ein wunderbares Instrument, nur schade, daß es jetzt wohl weggeht. Wir konnten es hier in Kamen einige Male in Konzerten hören. Aber ich kann Sie zu Ihrer Wahl nur beglückwünschen. „
Nachdem er mit der Fuge fertig war, ließ Herr Borowsky wieder mich spielen, und ich wählte eine flotte Suite meines Barock-Heimatkomponisten Dietrich Buxtehude.
Dann schloß ich mit Herrn Wegener den Kaufvertrag ab. Da ich selbst noch kaum wieder sprechen konnte, führte meist Herr Borowsky die eigentlich nicht notwendigen Verhandlungen: Das Instrument war in Ordnung, es gab auch zwei Jahre Garantie, der Preis stand fest — er überstieg etwas mein dafür Zurückgelegtes, aber ich brauchte keinen Ratenvertrag abzuschließen und konnte unmittelbar bei Lieferung bezahlen –, und diese Lieferung würde Sonntag in einer Woche sein, ohne zusätzliche Transportkosten, Herr Wegener bot selbst an, mir das Cembalo in seinem Renault Espace zu bringen, in die Wohnung zu transportieren und einmal durchzustimmen.
So war in „Windeseile“ alles klar, und wir machten uns auf den Rückweg. Da ich immer noch mein Glück nicht fassen konnte und entsprechend unzurechnungsfähig war, bot Herr Borowsky an, daß er führe — „ich hab zwar selbst kein oder noch kein Auto, aber ich fahre immer den Kleinbus meiner Gemeinde. “ Ich ließ ihn gern gewähren, und sein Fahrstil war angenehm defensiv und zurückhaltend. An der Raststätte Dammer Berge ließ ich ihn anhalten und lud ihn zum Essen ein.
Dieses war ja raststättengemäß nicht allzu doll, aber das bemerkte ich in meiner gehobenen Stimmung gar nicht. Wir unterhielten uns über den gerade getätigten Cembalokauf, und irgendwann sagte ich:
„Darf ich nicht vorschlagen, daß wir uns duzen? Ich heiße Melanie, Taufname allerdings Kerstin. „
„Vielen, vielen Dank! Ich heiße, wie Sie — wie Du ja schon weißt, Tadeusz. Vielleicht weißt du auch: Die polnische Kurzform davon heißt Tadziu.
„
„Dann auf dein Wohl, Tadziu!“
„Und auf deins, Melanie! Und aufs Cembalo!“
„Aufs Cembalo!“
„Und noch eine vorsichtige Frage: Darf ich dann auch ab und zu darauf spielen?“
„Natürlich, Tadziu. „
Auf der Fahrt nach Hamburg lästerte Tadeusz wieder über die Sexualmoral seiner Kirche:
„Was soll ich den Jugendlichen meiner Gemeinde sagen, wenn sie fragen? Allgemeines, zwischenmenschliche Moral, das geht ja noch, aber die stellen auch ganz konkrete Fragen, und wenn ich nicht ihr Vertrauen verlieren will, muß ich darauf etwas sagen, nicht immer nur ,Enthaltsamkeit`.
Von der Enthaltsamkeit kommen keine Kinder, die unser Volk ja so sehr wünscht. „
„,Seid fruchtbar und mehret euch`; da hab ich mich allerdings auch nicht dran gehalten. „
„Wer soll über dich oder andere Menschen richten? — Jedenfalls seid ihr Protestanten auf dem Gebiet schon viel weiter als unsere Kirchenführer. Aber verlassen will ich meine Kirche trotzdem nicht — und ich hoffe auf Reformen. „
„Da fällt mir ein: Hätten wir in Osnabrück nicht einen Besuch bei deinem Bischof machen sollen?“
„Da bist du eine der wenigen, die wissen, daß der Hamburger Bischof jetzt, und schon seit Jahrhunderten, in Osnabrück sitzt.
— Nein, da muß man sich Tage vorher zur Audienz anmelden. „
„Und wo lebt eigentlich dein Bruder?“
„In Hannover, ist da verheiratet, hat zwei Jungs, ist Professor an der TH und arbeitet in der katholischen Studentengemeinde mit. Er hat mit mir die ersten vier Semester Theologie studiert, dann zog es ihn aber doch zum Technischen. Religion und Naturwissenschaften — heute ein heißes Thema. „
„Als katholischer Pfarrer hast du doch sicher eine Haushältersche?“, fragte ich Tadeusz nach einer Pause.
„Nein, eine solche hab ich nicht; ich brat meine Eier selber. „
Ich sah ihn ob diesem Ausdruck etwas verwundert von der Seite an, er sah zu mir und mußte lachen.
„Nein, Melanie, ich meinte wirklich eßbare Hühnereier, nicht ,dat dridde part, darvan ik ên man gehêten ward`. „
„Du kennst den Reinke Vos?“
„Ja, ich hab neben Theologie auch Germanistik studiert und mich besonders für das Niederdeutsche interessiert.
Bei uns im Norden sind ja noch so viele solche Inschriften in den Kirchen — und zur ,Haushälterschen`: So eine haben heute wohl nur noch die ganz Oberen, für unsereinen wäre das viel zu teuer, obwohl wir gegebenenfalls einen kleinen Zuschuß kriegen. — Und dann das Gerede in der Nachbarschaft und in der Gemeinde. Nein, ich bin kein großer Fleischesser und mach eigentlich immer reihum Spiegel-, Rühr- und gekochte Eier. „
Weiter erzählte Tadeusz von seiner Arbeit mit den Jugendlichen seiner Gemeinde; von dieser Arbeit hatte mir Trudi schon viel Gutes berichtet.
Die Zeit verging mit munterer Unterhaltung, auch über Politik, wie im Fluge, und schon stand ich vor dem Haus, in dem Tadeusz wohnte, und beim Abschied sagte ich noch zu ihm:
„Du kommst doch nächsten Sonntag, wenn Herr Wegener das Cembalo bringt!?“
„Wenn ich darf, Melanie, gern! Ich bring dann auch meine Querflöte mit, und vielleicht können wir die Bach-Sonaten spielen. „
„Gut, daß du das sagst, dann muß ich mir nämlich die Noten kaufen.
„
„Ich kann doch meine mitbringen. „
„Aber ich hab die noch nie gespielt und muß etwas üben. „
„Na, wie du meinst. Dann tschüs bis demnächst. „
Am Montag war ich zu faul, zum weltberühmten Musikhaus zu fahren und mir die Querflötensonaten von Bach zu kaufen; stattdessen fragte ich meinen Kollegen, den Musiklehrer Ludwig Meierhoff:
„Du, Lutz, besitzest du vielleicht Bachs Flötensonaten?“
„Ja, Melanie –„
„Und könntest du mir die mal für eine Zeit leihen?“
„Natürlich, gern, und wozu, wenn ich fragen darf?“
„Ich hab mir am Samstag ein Cembalo gekauft –„
„Gratuliere!“
„– und der Bekannte, der mir dabei geholfen hat, will mit mir die Flötensonaten spielen.
„
„Ich bring sie dir morgen mit — aber, Melanie, unter einer Bedingung:“
„???“
„Du weißt doch: Mein Hauptinstrument ist die Violine, und ich bring dir auch die Violinsonaten von Bach mit der Bitte, daß wir die auch einmal zusammen spielen. „
„Na klar, Lutz, das machen wir. Nur: Die Violinsonaten brauchst du mir nicht zu bringen, die hab ich irgendwie von meinen Eltern geerbt.
„
Während der Woche rief Trudi an und ließ sich erzählen. Sie freute sich, daß ich mich so schnell entschlossen hatte, meinte aber im Laufe des Gesprächs:
„Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, daß Tadeusz hundertprozentig keusch lebt. „
„Wie kannst du das wissen — und bist du auch per Du mit ihm?“
„Ich nehme es an, ich hab es so im Gefühl, aber wissen tu ich es nicht.
Mit mir jedenfalls hat er nichts, wenn du das meinst. Und das gegenseitige Du haben wir von seinem Vorgänger geerbt, der hat mich zwar nicht getauft, aber schon gefirmt. „
Am großen Tag, am Sonntag, ging ich ab sieben Uhr morgens alle fünf Minuten auf den Balkon, ob nicht ein Espace auf unseren Parkplatz einbiegt, aber selbst, wenn Herr Wegener wirklich schon um — sagen wir — sieben Uhr losfährt, konnte er kaum vor zehn Uhr ankommen.
Das rechnete mir Tadeusz vor, als er eben um zehn Uhr bei mir aufkreuzte.
„Was hast du denn da außer deiner Querflöte noch mitgebracht?“, fragte ich ihn und zeigte auf seinen zweiten Pack.
„Noch eine Flasche Sekt zum Anstoßen. „
„Und ich hab auch schon eine im Kühlschrank für denselben Zweck — dann können wir uns ja mal richtig besaufen. „
„Ist ja auch eine einmalige Gelegenheit“, meinte Tadziu lachend und legte seine Flasche neben meine in den Kühlschrank, auf den er gleich losgesteuert war, denn die Küchentür stand offen.
„Richtig, du warst ja noch nie hier — dann will ich die mal meine Wohnung zeigen. Hier also ist mein Reich, mein Arbeits-„
„– aber das ist doch alles dein Reich, denn du lebst doch leider allein. „
„,Leider` — na, wie man's nimmt. — Die Küche hast du ja schon selbst entdeckt, hier daneben das Wohnzimmer mit dem großen freien Platz, auf den das Cembalo soll, da hinten geht's auf den Balkon, und rechts hinten zum Schlafzimmer und Bad und Klo.
Ein kleines Gästeklo geht noch von der Diele ab. „
Als Tadeusz keine Anstalten machte, wie die meisten neugierigen Wohnungs-Anseher auch das Schlafzimmer zu inspizieren, sagte ich zu ihm:
„Du kannst gern auch ein Blick in die hinteren Räume werfen, wenn du willst. „
„Ist eigentlich nicht nötig; aber wenn du das so nett sagst, ist da vielleicht noch ein Fenster in Richtung Westen, daß man auf Hamburg sehen kann?“
„Leider nicht; das ist eine durchgehende Wand“, sagte ich, während Tadeusz sich zum Schlafzimmer durchwand.
„Es geht ein bißchen umständlich um die Ecke“, entschuldugte ich mich.
„Macht doch nichts! — Oh, wat't dat denn?“
„Die Schrankwand hab ich mir nach meiner Scheidung gegönnt — ich hab sie erst eineinhalb Wochen. „
„Wenn man sich in Gegenwart einer Dame so ausdrücken dürfte, würde ich sagen: etwas puffig. — Aber entschuldige, Melanie: Du wirst wissen, warum du dir das hingestellt hast, und abgesehen von allem anderen ist es sicher auch sehr praktisch beim Anziehen.
Wenn ich zum Beispiel so was hätte, dann hätte ich sicher bemerkt, daß meine Hosen nicht gut gebügelt sind. „
„Machst du das auch selbst?“
„Wenn es sein muß, ja. Sonst fahr ich alle zwei — drei Wochen zu meinem Bruder, und seine liebe Frau bügelt mir die schwierigeren Sachen und näht mal einen Knopf an. — Na dann, gehen wir zurück ins Wohnzimmer oder sehen vom Balkon, ob Wegener nicht allmählich kommt.
Hoffentlich haben wir ihm den Weg genau genug beschrieben. „
„Er kann sich ja durchfragen. „
Wir frühstückten noch einmal auf dem Balkon — niemand kam, wir unterhielten uns über unsere Arbeit mit der Jugend — niemand kam — wir spielten zusammen eine von Bachs Flötensonaten, „noch“ „nur“ mit Begleitung auf dem Piano — niemand kam — ich fragte Tadeusz nach seinen Germanistikprofessoren — es klingelte: Herr Wegener.
„Wo kommen Sie denn hergeflogen?“, fragte ich ihn nach der Begrüßung, „ich hab bis jetzt nach Ihnen Ausschau gehalten und Sie gar nicht kommen sehen. „
„Ja, Frau Knaack, ich komm jetzt von der anderen Seite, ich hab noch einen Kunden in Reinbek besucht bei der Gelegenheit und an seinem Instrument ein paar Reparaturen gemacht. Da haben Sie leider in die falsche Richtung gekuckt. — So: Wie machen wir das? Ich steh auf dem Parkplatz vor dem Hauseingang, und ich hab gesehen: Man kann den Fahrstuhl vergrößern.
Haben Sie dem Hausmeister Bescheid gesagt?“
„Oh Gott –„
„Hhm“, machte Tadziu.
„– das hab ich vergessen. Hoffentlich ist er an so einem schönen Sonntag zu Hause. „
„Wenn nicht, müssen wir das Cembalo die Treppen rauftragen. Aber auch das kriegen wir schon mit vereinten Kräften hin. Ich könnte schon einige kräftige junge Leute aus meiner Gemeinde herrufen“, meinte Tadziu.
„Und ich hab meinen Jungen zum Helfen mitgebracht, der wartet unten im Auto — das schaffen wir schon irgendwie“, sagte Herr Wegener.
Zum Glück war aber der Hausmeister zu Hause. Er kam auch sofort, drohte aber gleich mit gespielt ernster Miene:
„Sie wissen doch, Frau Knaack, die Hausordnung — oder haben Sie die noch nicht durchgelesen? — Wenn ich den Fahrstuhl vergrößern soll, bitte einen Tag vorher Bescheid sagen! So, nun los, ich bleib hier im Fahrstuhl; die Bedienung ist ja jetzt anders als normal. „
Aber mit nur zwei Fahrten war der Korpus und das Untergestell des Cembalos hinausgeschafft, und wir konnten den Hausmeister dankend entlassen.
Das Cembalo war schnell aufgebaut, und vor dem Stimmen fragte Herr Wegener:
„Soll ich das Cembalo auf Kammerton stimmen oder lieber etwas tiefer?“
Tadeusz und ich fanden beide, man solle das Instrument für die alte Musik einen Halbton unter dem Kammerton stimmen.
„Das ist ganz einfach“, sagte Herr Wegener, „ich zeig's Ihnen: Sie brauchen das Instrument nicht um diesen Halbton tiefer zu stimmen, sondern man kann die ganze Tastatur um einen Halbton nach links verschieben“, und er zeigte uns die dafür nötigen einfachen Handgriffe.
Dann stimmte er die Saiten durch, was nur zehn Minuten brauchte.
„Das Instrument hält die Stimmung ausgezeichnet. Nach dem letzten Konzert vor drei Wochen, sie haben's ja gehört, waren nur einige kleine Korrekturen nötig. — Dann wollen wir mal wieder zurückfahren. „
„Wollen Sie nicht noch mit uns was essen? Ich hab etwas Leichtes vorbereitet. „
„Nein, vielen, vielen Dank, wir müssen los.
Das hat in Reinbek länger gedauert, und heute abend haben wir in Kamen ein Kirchenkonzert, dafür muß ich noch ein Instrument transportieren und stimmen. „
„Dann wünsche ich eine gute Heimfahrt. „
„Danke, Frau Knaack. „
Endlich mit dem Cembalo — und mit Tadziu — allein. Mich drängte es zu spielen, und ich spielte eine der Inventionen von Bach, um zu genießen, wie gut man bei dem silbrigen Cembaloklang die Verlauf der — hier nur zwei — Stimmen verfolgen kann.
Dann sagte ich:
„Tadziu, wollen wir nicht jetzt die Flötensonate spielen?“
Tadziu war nirgends zu sehen, aber es rief lustig aus der Küche:
„Erst einmal wird auf das Cembalo angestoßen!“
Während ich spielte, hatte er in der Küche eine der Sektflaschen geköpft, auch passende Gläser gefunden und kam wie ein Kellner, die halbvolle Flasche und die eingeschenkten Gläser auf einem Tablett balancierend, ins Wohnzimmer.
Wir setzten uns aufs Sofs, stießen an und sahen nicht aufs Fernsehen, sondern aufs Cembalo.
„Es ist auch ein sehr schönes Möbelstück — und eine praktische Ablage. „
„Genau das ist es nicht“, sagte ich lachend, „in der kleinen Anleitung zur Pflege hier steht nämlich, man solle das Instrument vor ,umstürzenden Blumenvasen` bewahren. „
„Der Cembalobauer scheint ja ein Humorvoller zu sein.
„
„Und am Telephon hat er mir gebeichtet, daß er sein Geld nicht mit Cembali, sondern mit Hackbrettern für die bairische Volksmusik verdient. „
„Dann kann er auch Flügel und Pianos bauen — das ist letzten Endes dieselbe Anschlagstechnik. „
Wir tranken mit Nachschenken die ganze Flasche aus und waren, als wir jetzt die Flötensonate spielten, noch mehr high als vorher schon. Das Zusammenspiel klappte problemlos, und unser Spiel war absolut konzertreif — na, jedenfalls für ein Schulkonzert.
Wir hatten ja aber sozusagen vorher schon mit dem Klavier geübt.
„Du hast gut geübt in der Woche, Melanie. Danke!“
„Und du hast überhaupt keinen Fehler gemacht. „
„Ich hab ja auch nur eine Stimme. — Trinken wir die zweite Flasche?“
„Erstens trinken wir nicht die Flasche, sondern deren Inhalt, und zweitens sollten wir doch erstmal was essen, sonst sind wir danach völlig hinüber.
Ißt du mit mir die Thüringer Bratwürste, die ich eigentlich für Herrn Wegener gedacht hatte?“
„Ja, sehr gern. „
„Auch als ,nicht großer Fleischesser`?“
„Auch als solcher! Ein Vegetarier bin ich nicht. Wenn du das meinst, hast du was falsch verstanden. — Kann ich dir in der Küche was helfen? In Küchenarbeit bin ich Spitze — notgedrungen — aber nicht nur. „
In Windeseile zauberten wir die Bratwürste mit Kartoffelpüree auf den Eßtisch und aßen mit großem Appetit.
Dann ließ es sich Tadziu nicht nehmen, mir dabei zu helfen, gleich den Abwasch zu erledigen. Als wir damit fertig waren, griff er schon zum Eisschrank, aber ich meinte:
„Sollten wir nicht, bevor wir ganz benebelt sind, noch etwas flöten?“
„Ja, das sollten wir“, meinte auch Tadziu, und wir spielten dieselbe Sonate noch einmal, jetzt schon reif vielleicht nicht für die Musikhalle, aber doch für ein Gemeindekonzert.
„Spielst du bitte noch einen Buxtehude, während ich die zweite Flasche aufmache“, bat Tadziu, „was du in Kamen gespielt hast, hat mir wunderbar gefallen, und ich kannte es überhaupt nicht.
„
Diesmal spielte ich eine Suite im elegischen e-moll — wohl die schönste Suite der Sammlung, und danach die Variationen über ein zu Buxtehudes und früheren und späteren Zeiten europaweit bekanntes Volkslied.
Wieder saßen wir auf dem Sofa, nippten am Sekt, und ich gab Tadziu ein hingehauchtes Küßchen wauf die Wange:
„Danke für alles, Tadziu. „
Und was machte dieser? Er hauchte ein Küßchen zurück, ein wenig wie ein spielendes Hündchen, kaum berührte er meine Wange:
„Da ist doch nichts, wofür du dich bedanken müßtest — ich muß mich bedanken.
„
„Mußt du nicht!“, hauchte ich.
„Muß ich doch!“, hauchte er zurück, und im Weiteren hauchten wir unsere Küßchen ohne Worte, und ganz allmählich wurden die Küßchen intensiver, und nach vielleicht 300-400maligem Austausch solcher Küßchen gingen wir zu dauerhafteren Küssen über und umarmten uns dabei.
Ich erwartete, daß Tadeusz diese innige Umarmung irgendwann abbrechen würde, aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen begann Tadeusz nach einiger Zeit, züchtig meine Arme und meinen Rücken, aber auch meine Seite, besonders meine Taillenkurve, zu streicheln.
Ich war darauf gespannt, wie weiter gehen würde, und wehrte ihm nicht. Auch ich streichelte nur seine Arme und seinen Rücken, ansonsten blieb ich ganz passiv und wartete ab. Oben schmiegten wir Wange an Wange und hauchten uns immer wieder Küsse zu. Ganz allmählich wurde der Bereich seiner Streichel-Forschung größer, und er erlaubte sich, von meiner Seite nach vorn an den seitlichen Ansatz meines Busens zu tasten. Dann — ja, doch! — öffnete er vorsichtig drei Knöpfe meiner Bluse und fand darunter meinen BH.
Ich konnte mich hierfür nicht revanchieren, denn bei seinem hochgeschlossenen Kragen und dem bis an den Kragen reichenden Pullover konnte ich nichts ausrichten. Nach einer weiteren Weile begann Tadeusz, sich auch mit meinem Unterleib zu beschäftigen, und streichelte meine Beine auf dem kurzen Stück zwischen den Knien und dem Rand meines halblangen Rockes.
Wir sanken allmählich immer mehr hintenüber, und schließlich zogen wir die Beine aufs Sofa und lagen so eng umschlungen nebeneinander.
Tadeusz erweiterte sein Forschungsgebiet unter meiner Bluse auf meinen Bauch bis zum Bund meines Rockes und striefte mir unten auch den Rock ein wenig höher. Als er mich auch wieder außerhalb der Bluse streichelte, fand er den Reißverschluß meines Rockes gut griffbereit und öffnete ihn. Jetzt konnte er von oben durch den Rockbund bis zum Bund meines Slips gehen, zuckte aber gleich erschrocken zurück, denn ich trug wie meistens nur einen sehr knappen Slip, und er hatte wohl die ersten Haare ertastet.
Auch von unten wagte er sich jetzt bis zum Zwickel, und bei dieser Ausdehnung seines Wirksamkeitsbereiches ließ er es eine ganze Zeit bewenden. Währenddessen öffnete ich nun doch auch seinen Gürtel und Hosenbund, zog sein Unterhemd aus seinem Slip und streichelte ihm Brust und Bauch — und die Schenkel durch die Hose.
Nachdem wir diese Phase ausgiebig genossen hatten, wurde ich zum ersten Mal bei dieser unseren ersten näheren Begegnung aktiv: Ich zerrte ein wenig an seinem Pullover, und er verstand dir Frage richtig als: „Sollen wir uns nicht weiter ausziehen?“ — es verlief ja alles völlig nonverbal.
Wir sprangen schnell auf unsere Füße, zogen einander mit zarten Bewegungen bis auf unsere Slips, legten uns wieder aufs Sofa und knutschten weiter. Jetzt ging es natürlich viel besser, wo wir ohne Behinderung durch lästige Kleidungsstücke fast am ganzen Körper unsere Haut streicheln konnten. Immer noch ließ Tadeusz meinen Slip unberührt, und ich tat ihm dies nach, obwohl ich aus dem Augenwinkel sah, daß er — als gesunder Mann, natürlich! — einen schönen Ständer hatte, den er in seinem Slip auf die Seite plaziert hatte.
Ich ließ alles auf mich zukommen — und es war ja auch noch alles möglich: eine „richtiger“ Beischlaf, aber natürlich eine Petting-Nummer, gegenseitiges oder auch autogenes Masturbieren — oder einfach nur weiterkuscheln.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor — wohl die schönste „Ewigkeit“ meines Liebeslebens — bis Tadeusz vorsichtig in meinen Slip faßte, zuerst züchtig auf der Po-Seite, wo er dann ausgiebig meine Hinterbacken massierte, dann aber auch vorn, sich durch das Wäldchen zur Spalte vortastend und mit zartesten Fingern alle Einzelheiten erkundend.
Ich folgte seinen Vorgaben, knetete sein männlich muskulöses Hinterteil, und als er meine Spalte gefunden hatte, auch seinen Schwanz, aber um ihn nicht allzu sehr zu reizen, nur am Schaft, und natürlich umkreiste ich auch mit zarten Fingern seine Eier, die er zum Glück nicht gebraten hatte.
Wieder dauerte es eine Weile, dann streifte Tadeusz, soweit es im Liegen ging, meinen und seinen Slip etwas hinunter, placierte seinen tropfenden Phallos in meinen Cunnus und sah mich fragend an.
Ich lächelte ihn zustimmend an, bat ihn aber mit einer unzüchtigen Handbewegung, ein Kondom überzutreifen, denn in den hektischen Wochen nach der Scheidung war ich etwas nachlässig im Einnehmen der Pille geworden. Allerdings waren es wohl nicht meine fruchtbaren Tage; der Gedanke, daß Tadeusz krank sein könnte, kam mir gar nicht. Tadeusz machte eine betrübte Miene und zuckte mit den Schultern. Ich aber lächelte weiter und machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung Schlafzimmer.
Ich hopste vom Sofa auf die Füße, griff in meine Handtasche und fand ein Päckchen Verhüterli — seit meiner Abiturientinnenzeit war immer ein solches Päckchen in meiner Handtasche, allerdings wohl oft mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum, so sicher auch jetzt, aber was soll eigentlich an einem eingeschweißten Kondom vergammeln? Ich ging schnell ins Schlafzimmer und winkte Tadziu, mir zu folgen; auf dem Weg entledigte ich mich meines Slips, warf ihn schnell im Badezimmer in den Wäschekorb, nahm die Bettdecke ab, warf mich aufs Bett und breitete einladend die Arme aus.
Das verstand Tadziu sofort, legte sich neben mich, umarmte mich wieder und nahm seine Streicheln wieder auf, um unsere Liebesstimmung wieder aufzubauen, die in den letzten Minuten etwas nachgelassen hatte. Als ich an untrüglichen Stoßversuchen merkte, daß es losgehen sollte, streifte ich Tadziu schnell ein Kondom über und ließ ihn des weiteren nach seinem Geschmack gewähren. Er drang vorsichtig und ohne Mühe in meine inzwischen ebenfalls tropfnasse Muschi und bearbeitete mich mit langsamen Bewegungen größtmöglicher Amplitude, daß heißt, sein Glied flutschte immer mal wieder ganz heraus und mußte den Eingang von neuem finden.
Woher konnte Tadziu wissen, daß mich das immer wieder ganz besonders aufgeilt? Jedenfalls kam ich lange vor Tadziu, was ich ihm mit einem herzhaften Kuß mitteilte, und lächelte ihn ermunternd an, während auch er langsam seinen Gipfel erklomm — sehr langsam, ja, ja, der Alkohol! Endlich wurden seine Bewegungen schneller, er achtete darauf, nicht mehr herauszurutschen, und schließlich fühlte ich, wie sich die Spitze des Kondoms füllte, die immer wieder meinen Muttermund berührte.
Nach dem in jeder Hinsicht anstrengenden Tag nickten wir unmittelbar danach eng umschlungen ein, und als wir nach geraumer Zeit aufwachten, war Tadziu, abgeschlafft im vollen Kondom, immer noch halb in mir.
Ich streifte ihm das Kondom ab, wickelte es in ein Kleenex und wischte uns die ausgetretenen Reste der „Schweinerei“ ab. Dann umarmten wir uns wieder, und ich sagte zu ihm:
„Danke für die schöne Nummer, Tadziu, aber das war alles andere als katholisch-pfarrerliche Unerfahrenheit. „
„Ich sollte dich wohl etwas über mich aufklären, Melanie. Ja, ich habe einige Erfahrung. Ich habe nicht, wie viele meiner geistlichen Brüder, schon als Junge Pfarrer werden wollen, und ich bin auch nicht von meinen Eltern auf diesen Weg gewiesen worden.
Nein: Ich hab zunächst Theologie und Germanistik für den Schuldienst studiert und in der Zeit ein recht bewegtes Studentenleben geführt — auch mit mehreren Freundinnen. Dann aber wollte ich doch lieber als Pfarrer in einer Gemeinde statt an einer Schule arbeiten und entschloß mich zum Pfarrerberuf. Ich dachte, ich hätte auf dem Gebiet — wenn du weißt, was ich meine — genug erlebt, um für den Rest meines Lebens genug gehabt zu haben. Darin hab ich mich geirrt –„
„– und hast weiterhin heimliche Freundinnen?“
„Nein, noch schlimmer.
Ich kann mir als katholischer Gemeindepfarrer keine Freundin leisten, das kommt früher oder später raus. Nur einmal hatte ich hier für kurze Zeit eine Freundin. Nein, auch darum fahre ich immer wieder mal zu meinem Bruder und meiner Schwägerin nach Hannover –„
„Du hast doch nichts mit der?“
„Unterbrich mich doch, bitte, nicht! Nein, mit der hab ich absolut nichts, aber sie hat auch Psychologie studiert und kann es Männern nachfühlen, die ein unterdrücktes Liebesleben haben.
Wenn ich in Hannover bin, besuche ich, anfangs von ihr aufgemuntert, immer die „Alte Windmühle“, das ist da der beste Nachtclub beziehungsweise Edelpuff, und da bin ich Stammkunde bei Nadja und Tanja und manchmal Trischa, die eigentlich Patricia heißt. „
„So einfach ist also die Erklärung deiner phänomenalen Liebeskünste?“
„Ja, so einfach ist es. Es gibt ja auch in Hamburg solche Clubs, aber da geh ich nicht hin, da denk ich immer, mich könnte ein Bekannter sehen.
„Logisch — und selbst machst du es wohl auch manchmal. „
„Ach so, ja, natürlich! Das macht doch wohl jeder. „
„So ist es. Und jetzt hast du doch wieder mit einer Freundin angefangen. „
„Ja, ich konnte deinem Liebreiz nicht widerstehen. — Aber auch du hast wohl viel Erfahrung?!“
„Hat dir das Trudi erzählt. „
„Kein Wort, aber das merkt man, meine liebe Sünderin.
„
„Laß das mit ,Sünderin` mal lieber einer höheren Instanz. Ich hatte zwar eine ganze Menge Liebhaber und bin, um ehrlich zu sein, auch während meiner Ehe kein Kind von Traurigkeit gewesen, aber ich halt mir zugute, daß ich nie einer Frau ihren Mann oder Freund ausgespannt habe. „
„Du hast nie was mit einem verheirateten Mann gehabt?“
„Doch, das hab ich manchmal, aber entweder war die betreffende Beziehung sowieso so gut wie kaputt, oder die Frau war tolerant.
„
„Wie meine Schwägerin. Einmal hat sie zu meinem Bruder gesagt, als ich mich wieder einmal für einen Abend im Puff verabschiedet habe und er mir sehnsüchtig nachsah, da sagte sie: ,Geh doch mal mit und leiste Tadziu Gesellschaft!` Das hat mein Bruder dann auch einige Male gemacht, und es hat seiner Ehe sicher nicht schlecht getan. „
„Ich hab auch schon von solchen oder ähnlichen Fällen gehört.
— Und, Tadziu, wie soll es nun mit uns weitergehen? Du sagst, du kannst keine Freundin haben. Soll es bei dem einen Mal bleiben — es war mein erstes Mal nach meiner Scheidung — na ja, so ungefähr das erste Mal –, und ich sehne mich so nach etwas Liebe und Wärme. „
„Es geht eigentlich wirklich nicht. Aber wo wir nun mal mit so was angefangen haben, versuchen wir es noch ein paar Mal, während wir die Flötensonaten spielen.
„
Und als er meine etwas betrübte Miene sah, fügte er hinzu:
„Du findest doch bestimmt bald einen Freund, der besser zu dir paßt. „
„Das hat meine Mutter auch gesagt, als mich mein erster Freund verlassen hatte, und dann bin ich auf die schiefe Bahn geraten. „
„Wieso ,schiefe Bahn`, Melanie, das kannst du doch nicht sagen. „
„Mit vielen und recht oft wechselnden Liebhabern, Fremdgehen in der Ehe, Scheidung — und sogar mit einem katholischen Pfarrer.
„
„Wir werden schon Gnade finden, meine Tochter“, sagte Tadziu mit priesterlichem Ton, umarmte mich und küßte mich ganz herzlich.
„Willst du nochmal, kannst du nochmal, oder mußt du schon nach Hause gehen?“
„Eigentlich müßte ich nach Hause gehen, aber -„
„Eigentlich möchtest du bei deiner neuen und wahrscheinlich nur kurzzeitigen Freundin bleiben und jede Minute mit ihr genießen — ich kenn doch meine Männer.
„
„Wenn ich darf –„
„Natürlich darfst du! Ich mach uns mal ein Abendessen, und du fühl dich wie zu Hause — mehr ,zu Hause` als du in deiner Lage kann man sich ja eigentlich nicht fühlen. Vielleicht willst du vor dem Abendessen noch mal duschen; du weißt ja wo — aber erst einmal verschwinde ich.
Wie immer nach einem schönen Liebeserlebnis ließ ich mir viel Zeit im Bad, nahm allerdings diesmal kein Vollbad.
Ich hörte am Rauschen, daß Tadeusz vom Gästeklo Gabrauch machte, als ich aus dem Bad kam, lag er allerdings wieder nackt auf dem Bett und wartete geduldig darauf, daß das Bad frei würde. Ich fischte einen neuen Slip aus der Wäschekommode, zog ihn an und fragte Tadziu:
„Schockiert es dich, wenn ich bei dem warmen Wetter heute abend nur so rumlaufe?“
„Nein — ein wunderbarer Anblick!“
„Ja, ja — ich verstehe vollkommen! Wenn du willst, kannst du heute nacht hierbleiben — ich fahr dich jedenfalls nicht nach Hause, so viel du mir auch mit dem Cembalo geholfen hast, dafür hab ich zu viel getrunken.
Also zieh dir nach dem Duschen an, was du willst, oder komm ganz nackig, oder nimm einen von meinen Bademänteln — einer ist noch von Dieter — das war mein Mann. „
Während Tadeusz ausgiebieg duschte, machte ich uns eine Schüssel Miràcoli und schlug noch zwei Eier darüber — Eier sollen ja bestimmte Kräfte heben. Als ich fast fertig war, kam Tadziu in Dieters Bademantel und Schlappen angeschlurft.
„Komm, hilf mir beim Tischdecken!“, bat ich ihn, und Tadziu legte das Tischtuch auf, stellte die Teller hin, legte die Bestecke auf, fand im Kühlschrank noch eine Weinflasche, öffnete sie, deckte auch Weingläser — und zum Schluß verschönerte er das Miràcoli-Festessen einer bekannten Schweizer Firma noch mit zwei Kerzen.
Ich werde nie verstehen, warum so viele Männer eine logische Verbindung zwischen Liebesglück und Kerzenschein sehen.
Beim Hin- und Hergehen hatte sich der Knoten des Gürtels von allein aufgetütert, der Bademantel fiel auseinander und gab den Blick auf Tadzius Gemächte frei.
„Wie indiskret, Herr Borowsky“, sagte ich lachend.
„Oh, entschuldige, Melanie“, sagte Tadziu und wollte den Gürtel wieder zuknoten.
Ich aber hinderte ihn daran, schlug den Bademantel vielmehr noch weiter auseinander, betrachtete Tadzius Vorderfront, und sagte:
„So kenn ich dich ja noch gar nicht!“
„Wieso — wir haben doch –„
„Ja, aber dabei warst du natürlich im großen Zustand — aber auch der kleine ist vielversprechend.
„
„Findest du?“
„Na ja: Der kleine Zustand jedes gesunden Mannes ist vielversprechend. „
„Ach, so siehst du das?“
„Unter anderem auch so. — So, nun komm zu Tisch!“
Wir verspiesen mit wahrem Heißhunger die riesengroße Schüssel Miràcoli — ja, ihr Kollegen Deutschlehrer: natürlich nicht die Schüssel! — und prosteten uns zu:
„Auf das Cembalo!“
„Auf uns!“
„Auf die Liebe!“
„Auf den Sex!“, toastete Tadziu.
„Den hat auch unser Herrgott geschaffen. „
Daß mir das noch nie so richtig klargeworden war!
Als wir fertig gegessen hatten, wir — ich jedenfalls — auch den wieder gestiegenen Alkoholpegel spürte, sagte ich zu Tadziu:
„Aus deinem Aufzug, Tadziu, schließe ich, daß du heute hier übernachten willst, und das wahrscheinlich nicht auf der Liege in meinem Arbeitszimmer, wie es die diskreten Gäste tun, und auch nicht hier im Wohnzimmer auf dem Sofa — das ist mehr was für die Verwandtschaft, meine Brüder und Cousins, wenn die sich mal hierher verirren sollten, sondern zu meiner Seite.
Lieg ich da richtig mit dieser Annahme?“
„Völlig, Melanie –, wenn du mich läßt. „
„Ich glaub, ich lasse dich. Aber noch sind wir wohl noch etwas vom Wein benebelt. Erzähl mir doch was aus deinem Puff — natürlich nur, wenn du willst. „
„Da ist nicht viel zu erzählen –„
„Wie läuft zum Beispiel so ein Abend ab — nicht nur das Eigentliche, wie das abläuft, kann ich mir denken — aber so das ganze Drumherum.
Du kannst dir ja denken, daß ich das nicht selbst erlebt hab, und die meisten meiner Freunde kannten das wohl — und teilweise recht gut –, wollten daber davon nicht erzählen und redeten nur so rum. „
„Also gut, das erzähl ich dir ja gerne, das ist ja eigentlich kein Geheimnis. — Also, man klingelt, dann sieht der Rausschmeißer durch ein Guckloch und macht auf, wenn der Mensch, der klingelt, nicht gar zu unseriös aussieht.
Mich als Stammkunden läßt er natürlich sofort rein. Wenn es ein neuer Kunde ist, winkt er den Besitzer ran — das ist in meinem Club ein Schwuler — ja, wirklich! — meist im geblümten Hemd, der sagte dem Kunden die Clubgebräuche und die Preise — 120 Mark pro Nummer –„
„So viel?“
„Das ist im Vergleich zu anderen Clubs, die viel schäbiger sind, gar nicht so viel — und ich, aber sag's nicht weiter, konnte es als Stammkunde auf 80 Mark runterhandeln.
So was gibt es, glaube ich, woanders nirgends. — Danach hängt man seinen Mantel an eine vom Barmann bewachte Garderobe und kann ihn auch bitten, das Geld wegzuschließen, und dann geht man in den Barraum, der wie ein kleines Restaurant ist — die servieren da auch einfache Gerichte, und manche Kunden kommen auch nur, um ein Bier oder ein Glas Wein zu trinken und dabei die verruchte Atmosphäre zu genießen. Dann setzt man sich je nach Naturell an die Bar oder einen der Tische oder gleich zu einem der Mädchen.
Wenn eine meiner Stamm-Damen Nadja, Tanja oder Trischa frei ist, setze ich mich gleich dorthin, sonst an einen der Tische und trinke ein Bier und warte, bis eine von den dreien frei wird. Ganz selten nehm ich mir mal eines der anderen Mädchen, von den dreien weiß ich sogar, wann sie ihre Tage haben und kann sie entsprechend schonen. Am Tisch beginnt dann das Vorgeplänkel, neue Kunden umcircen die Mädchen, ob sie nicht mit ihnen auf eines der Zimmer gehen, bei mir wissen sie, daß ich aufs Zimmer gehe, und wir unterhalten uns, wie es uns geht, was wir erlebt haben seit meinem letzten Besuch, und so weiter, und es wird natürlich intensiv geknutscht und gefingert, der halbnackte Busen, die fast ganz nackten Beine, besonders die Patricia hat ein tolles griffiges Laufwerk, wie es manche Schwarze haben — ach ja, Patricia ist eine in Deutschland aufgewachsene Schwarze.
Bei diesem Geknutsche wird eigentlich erwartet, daß man sich und dem Mädchen mindestens eine Piccolo for 80 Mark spendiert — ja, die Sektpreise sind horrende in solchen Etablissements –, aber auch das hat man mir erlassen, und die Mädchen sind froh darum, denn die meisten Kunden wollen, daß die Mädchen den Sekt mit ihnen trinken, und an verkehrsreichen Abenden kommt da ganz schön viel Alkohol zusammen. Ich werde dort aber auch akzeptiert, wenn ich gar nichts spendiere, und meistens bin ich so ausgehungert, daß es mich nach wenigen Minuten und Streicheleinheiten unter dem Rock — oft haben die raffinierten Dinger gar keinen Slip an — zieht es mich aufs Zimmer, und da –„
„Da — laß mich raten — da beratschlagt ihr erstmal, was ihr im Fernsehen sehen wollt –„
„Genau das!“
„Dann sprichst du mit der Holden deine nächste Predigt durch –„
„Nein, erstmal höre ich die Vokabeln ab.
— Da fällt mir ein, ich war da wirklich mal bei einer Lateinstudentin, die mußte sich da was dazuverdienen, das arme Ding. „
„Dann klärt ihr die Kleiderfrage. „
„Ja, da liegst du richtig, und fast immer entschließen wir uns zu –„
„Gar nichts, null. „
„Wieder richtig! Manche Kunden wählen aber Lack und Leder. „
„Was ist das denn?“
„Ach ja, das weißt du ja nicht! Also: Die Sado-Masochisten-Jünger, die lassen sich meist von Damen in so schwarzem Zeug auspeitschen — oder peitschen die armen Mädchen aus, die das mit sich machen lassen — überhaupt nicht mein Ding, nicht passiv und schon gar nicht aktiv.
„
„Wie sympathisch! — Und wenn Ihr eure Null-Kleidung angelegt habt, dann — dann –?
„Dann hört es auf, jugendfrei zu sein, man bekommt so ein Hütchen übergestülpt, meistens geht das schon, jedenfalls bei mir –„
„Und dann sagst du als König Kunde: ,einhundertachtundsiebzig`. „
„Das sieht du falsch: Bezahlt wird erst, wenn man den Klub verläßt, beim Barmann. „
„Ich meine ja nicht das Bezahlen, du hast ja gesagt, das sind nur hundertzwanzig.
Nein, weißt du nicht, was ,einhundertachtundsiebzig` bedeutet?“
„Nein, sag's mir! Hast du wirklich keine Erfahrung auf dem Gebiet? Ist das so eine Art Geheimcode?“
„Nein, das ist die Nummer der Stellung im Van der Velde, die du gerne einnehmen möchtest. „
Hierüber mußten wir beide lachen, und Tadziu setzte seine Erzählung fort:
„Meine drei Mädchen sind ja sehr nett, aber ich wage zu bezweifeln, daß sie solche literarische Anspielungen verstehen.
Aber in gewisser Weise hast du recht: Man spricht sich wirklich über die Stellung ab, und dann zieht man die Nummer durch, dabei kann man sich in meinem Klub praktisch beliebig viel Zeit lassen. Und wenn man fertig ist und sich auch noch etwas abgeruht hat — auch dazu läßt man da den Kunden Zeit, dann gehts zum gemeinsamen Duschen — ach ja, das hab ich vergessen, das machen wir auch davor, jedes der Zimmer hat eine eigene Dusche — und dann ziehen wir uns wieder an und gehen in die Bar.
In diesem Club sitzt man da nur angezogen — die Kunden zivil, die Mädchen neckisch und puffig; es soll Klubs geben, wo die Herren im Barraum im Bademantel — etwa so –“ Dabei machte Tadziu schamlos seinen den Bademantel auseinander — „oder mit einem Handtuch um die Hüften oder sogar ganz nackt sitzen. — Und dann kommt der schwerste Moment während des Besuches –„
„Wie das?“
„Wo man im Barraum überlegt, ob man noch einmal will, noch einmal kann, noch genug Geld hat.
„
„Und — hat man?“
„Ich — um ehrlich zu sein — mache meistens noch einen zweiten Durchgang — den ich nicht immer bis zu Ende schaffe, manchmal muß meine Liebedienerin mit der Hand nachhelfen. Davor esse ich meist mit meinem zweiten Mädchen zusammen noch eine Pizza — das ist meist die Zeit, wo die Mädchen allmählich Hunger gekriegt haben. — Und dann noch einmal aufs Zimmer –„
„Bis zum süßen Ende oder einem Hand-Betrieb –„
„Ja, dann nach dem Ausruhen noch ein Bierchen an der Bar — und ab nach Hause.
Bruder und Schwägerin schlafen meist schon, ich lese noch etwas, überdenke den Abend, wenn mich nochmal die Lust überkommt — na ja, du kannst dir denken, was — und am Frühstückstisch werden lustige anzügliche Bemerkungen gemacht. „
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel, ob mich der ,Waldlauf` erfrischt und gestärkt hat — ,Waldlauf` ist unser Code für meine abendlichen Ausschweifungen –, wieviel Mal ich den Parcours geschafft hab, ob ich im ,Wald` vielleicht eine fesche junge Dame getroffen und mich mit ihr unterhalten habe — oder vielleicht auch mehr? — na, und so weiter.
„
„Und wir — laufen wir noch einmal den Parcours ab, oder willst du jetzt um ein Uhr nachts noch nach Hause gehen?“
„Ich glaube, ich ziehe deine warme Schlafstatt vor. „
„Eine sehr kluge Entscheidung — auch sicher vom gesundheitlichen Standpunkt. „
Ich gab Tadziu eine noch unbenutzte Zahnbürste, und nachdem wir nacheinander unsere Abendtoilette verrichtet hatten, trafen wir uns in meinem Bett wieder.
Tadziu hatte aus irgendwelchen Anstandsgefühlen wieder seinen Slip angezogen, als ich mich neben ihn kuschelte.
„Wann mußt du morgen raus — wann soll ich den Wecker stellen?“
„Wann hast du denn deine erste Stunde?“
„Morgen erst um neun Uhr fünfundfünfzig –„
„Dann kannst du doch länger schlafen — ich wach schon auf — ich muß um Viertel vor acht unseren Kleinbus aus der Garage holen.
„
„Dann stellen wir doch den Wecker um sieben — reicht das?“
„Ich denke schon — aber du — das kann ich doch nicht von dir verlangen. „
„Du verlangst es ja auch nicht — ich biete es dir an. — Na, nun komm schon und wärm mich!“
Damit begannen wir uns wieder wortlos zu streicheln; irgendwann mußte ich sagen:
„Nun zieh doch schon den blöden Schlüpfer aus, zier dich doch nicht so — ja, so ist es doch besser — oder überhaupt erst richtig.
„
„Ja, aber –„
„Ja, er tropft schon gewaltig, aber das ist doch normal und ein Zeichen strotzender Gesundheit — komm, gib mir auch was von deinem Saft ab!“
Damit griff ich schamlos nach Tadzius Schwanz und feuchtete mir mit ihm die Muschi an. Wir knutschten weiter, Tadziu brachte mich mit Petting-Bewegungen zu einem ersten Höhepunkt, machte aber keine Anstrengungen einzudringen. Als ich merkte, daß auch er sich seinem Höhepunkt näherte, nahm ich das bereitgelgte Kondom und streifte es ihm über.
Ich fühlte, wie er dabei mühsam das Abspritzen zurückhielt. Wir knutschten zunächst einmal weiter, dann bäumte sich Tadziu auf, ich rollte mich auf den Rücken, zog die Beine an den Körper, und Tadziu trat durch die ihm so dargebotene Pforte. Dann begann er mich mit langsamen, gleichmäßigen Bewegungen zu bearbeiten, er zeigte eine ungewöhnliche Ausdauer, aber zum Abschluß kam er nicht. Ich hatte einen Orgasmus und näherte mich einem weiteren, aber schließlich tat mir die Gummireibung doch weh, und ich bedeutete Tadziu, sein Schwert aus meiner Scheide zu ziehen.
„Es war wohl doch etwas viel Alkohol heute, aber das macht ja nichts“, sagte ich lachend, streifte das Kondom ab und wichste meine Muschi mit dem glitschigen Glied, bis endlich einige weiße Tropfen hervorquollen und wir uns ermattet in die Arme sanken.
Wie ich es erwartet hatte, schliefen wir praktisch sofort ein, und als der Wecker um sieben Uhr morgens klingelte, lagen wir noch genauso.
„Aufstehen — es ist Zeit, Tadziu“, weckte ich meinen neuen Freund, „geh schon ins Bad, und ich mach uns schnell ein Müsli.
„
Und nach zwanzig Minuten saßen wir am Frühstückstisch, Tadeusz wieder in seiner hochgeschlossenen Ziviltracht, ich im Bademantel ohne was darunter.
„Entschuldige bitte, Melanie, wegen gestern –„, begann Tadziu.
„Weswegen willst du dich denn schon wieder entschuldigen?“
„Daß ich gestern so mit dir — so schamlos und direkt –„
„Du meinst unseren Sex?“
„Ja, man –„
„,Man hat als Mann so seine Bedürfnisse`, das hab ich schon manchmal gehört.
Übrigens: als Frau auch. Wir aber vielleich etwas weniger nach Sex und etwas mehr nach Zärtlichkeit und Wärme. Aber man kann das ja miteinander kombinieren, und genau das hast du mir gegeben — also entschuldige dich bitte nicht, und hab meinetwegen kein schlechtes Gewissen. Außerdem muß ich mich bei dir bedanken für deine Hilfe beim Cembalokauf. „
„Das freut mich, daß du das so siehst. — Wollen wir dann in den nächsten Tagen auch die anderen Flötensonaten spielen?“
„Gern! — Und –„
“ — und –?“
„– und weiter –„
„– weiter –?“
„Na, du bist schwer von Begriff — nach der Musik –„
„– nach der Musik nochmal –„
„– uns noch ein paar Mal Wärme und Zärtlichkeit geben — das willst du doch bestimmt auch.
„
„Schon — aber ich kann keine Dauerbeziehung eingehen –„
„Aber vielleicht eine kurze — wenigstens, bis ich einen Freund für eine längere Beziehung gefunden habe. „
„Das läßt sich vielleicht machen — hier in dieser Gegend wohnt ja auch sonst niemand, der mich kennt. — Na, dann mach ich mich mal auf den Weg. „
Und zum Abschied für heute schlug der Frechdachs meinen Bademantel auseinander, betrachtete minutenlang hingebungsvoll meine nackte Vorderfront und gab mir noch einen Kuß auf jede meiner Brüste.
An den darauffolgenden Tagen spielten wir nacheinander die weiteren fünf Flötensonaten von Bach und wählten eine für ein Kirchenkonzert im Spätherbst aus. Tadziu drängte es sehr danach, sein Flötenspiel auf dem herrlichen Instrument begleiten zu lassen — und besonders natürlich freute er sich auf das Nachspiel.
Nach etwa einer Woche allerdings brach er wie angekündigt den intimen Teil unserer Beziehung ab; schade eigentlich, denn er war ein begnadeter Liebhaber, aber es ging wohl wirklich nicht, so ernst, wie er seinen Pfarrerberuf nahm.
Bis heute spielen wir immer mal wieder zusammen und treten in Konzerten in kleinerem Kreis auf. Aber hin und wieder verführten wir doch einander zu einem weniger keuschen Beisammensein, und als meine letzte Beziehung mit Waldemar begann und es sich abzeichnete, daß es etwas sehr Ernstes werden würde, rechneten wir nach und stritten uns lachend, ab es 8:9 oder 9:8 stand.
Erst bei dieser Gelegenheit gestand mir der gute, liebe Tadziu, daß es nach dem Cembalotag die erste und einzige Nacht in seinem Leben war, die er mit einer Frau verbrachte.
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