Ein Quäntchen Mut 03

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Anmerkungen des Autors:

Verehrte Leser.

Ich empfehle, vor dem Lesen des letzten Teiles der Geschichte um „Lisa“, die Teile 01 und 02 gelesen zu haben. Die Zielsetzung dieser Story war für mich die Auseinandersetzung der Protagonistin mit ihrer eigenen Sexualität, die einen „Prozess“ durchläuft. Wichtig war mir, ihre Suche nach der eigenen Identität zu beschreiben.

Die aus der Retrospektive beschriebenen Begebenheiten sind daher für den ‚inneren Wandel‘, den „Lisa“ durchläuft, sehr wichtig.

Auch wenn das „Ende“ der Story und die „Ursache“ für Lisas Verhalten in ihrer Entwicklung nicht jedem „zusagen“ wird, so ist dieser letzte Teil dennoch der „Schlüssel“ für das Verständnis der gesamten Story und insbesondere für das „Nachempfinden“ Lisas in den jeweils beschriebenen Szenen der vorangegangenen Teile.

Es bleibt manches in dieser Geschichte lediglich angedeutet und unausführlich. Das war meine Absicht.

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Alle handelnden Personen in dieser fiktiven Geschichte sind volljährig.

Mit diesem Text will der Autor „inzestuöse Verbindungen“ weder propagieren, noch unkritisch beschreiben.

Ich wünsche allen ein nachdenkliches Lesevergnügen.

Liebe Grüße.

Andy43

„Ein Quäntchen Mut“ 03

Letzter Akt: Das Leben muss keine Endlosschleife sein und Liebe ist kein ‚bug‘.

*

Betrachtet man sein Leben aus der Distanz, mit dem Blick auf das, was in der Vergangenheit einem begegnet und widerfahren ist, wohin es einen geführt hat, so kann man darüber klagen oder sich sagen: Es hat mich doch irgendwie zu einem guten Ende geführt.

Mir ist klar, dass sich in meinem Leben noch vieles ereignen wird, was gewiss nicht voraus zu sehen ist. Aber ich sehe mich an einem Punkt angekommen, von dem aus ich gelassen in die Zukunft schauen kann. Ich nehme das Schlechte hin, ohne daran zu verzweifeln und freue mich über Gutes, was mir ebenso widerfährt. Ich kann es für mich einordnen. Großvater hatte recht.

Selbst jene Erfahrungen, die ich in meiner Jugend gemacht habe, machen musste, täuschen mich nicht über die Gewissheit hinweg, die Ereignisse, die mich damals sehr erschütterten und mich in einen Strudel von Gefühlen rissen, mich orientierungslos nach einem Strohhalm greifen ließen, als ein unausweichliches ‚Schicksal‘ zu werten.

Wie sollte ich mich also darüber beklagen?

Es war wohl Steffen, der mich wieder auf die Spur brachte, ohne das wir beide das zunächst ahnen konnten.

Ich stelle fest, dass mich die Liaison mit Steffen sehr geprägt hat. Ich wollte diese Zuneigung und Liebe, die wir einander entgegen brachten, erneut spüren, und ich bin mir heute gewiss, ich habe sie damals bei Monika gefunden. Was mich zunehmend hoffen ließ, war die Tatsache, dass sie in mir dasselbe suchte und ich ihr dieses geben konnte, weil ich mir sicher bin in dem, was wir letztlich alle suchen: Zutiefst geliebt zu werden, so, wie wir sind.

Nicht nur die schönen, guten Seiten an uns. Wir haben gelernt zu verzeihen. Ich denke, so etwas muss und kann man lernen, solange man stets aufrichtig zueinander und sich der gegenseitigen Liebe sicher ist.

So gehen Monika und ich bis heute miteinander um. Wir beschenken uns mit unserer Liebe und wissen nunmehr, wo in Wahrheit unser Zuhause ist.

Ebenso war es eine zeit lang mit Steffen und mir.

Noch heute fühle ich das, sobald wir uns sehen.

Dieses damals noch junge und unerwachsene Gefühl in mir beschleicht mich sofort, sobald ich an die Zeit zurück denke und lässt mich in diesem Moment erkennen, wie stark es doch zu einer unerschütterlichen Gewissheit geworden ist, zu einer inneren Kraft, denke ich an die Beziehung, die ich nun mit Monika führe.

*

Wir hatten miteinander Sex, einen sehr verspielten, forschenden, suchenden Sex.

Wir verstanden es, uns dabei gegenseitig zu führen. Ja, in unserer Beziehung ging es auch manchmal einfach nur um Sex. Doch durchstreifte unsere sexuelle Beziehung immer auch ein gewisses Gefühl von Liebe. Diese ‚verbotene‘ Liebe zwischen zwei Geschwister, die oft von anderen nur auf das Sexuelle reduziert wird, war tatsächlich bald eine ganz und gar ‚gewöhnliche‘ Liebe, zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau, wie sie sich jedes Paar für sich wünscht. Sie verbot sich daher nicht mehr für uns.

Wir klagten uns dessen nicht an.

Diese Liebe hat sich in meine Gedanken wie Bilder eingebrannt, die in meine Erinnerung aufsteigen, sobald ich an sie denke. Die einstmals aufwallenden Ängste und meine hin und her schwappende Unsicherheit, sind nicht mehr da, bedrängen mich nicht mehr. So sind meine aufsteigenden Gefühle, die ich in dieser Rückschau habe, heute zu einem sicheren Hafen geworden, zu meinem seelischen Anker.

So sehe ich in Steffen meinen ersten Geliebten, bei dem ich Frau sein konnte, ja, erst zu jener Frau wurde, die ich heute bin, auch wenn es absurd klingen mag.

Ich liebe ihn deswegen sehr, bis heute. Ich kenne Männer aus unserem Bekanntenkreis, welche der Meinung sind, dass ein Mädchen erst zu einer Frau werde, wenn sie den ersten Schwanz genossen habe. Ich denke, ich muss nicht sagen, wie ich dazu stehe. Ich denke nicht, das ein Mann erst zu einem Mann wird, sobald ihm seine erste Freundin einen runter geholt hat. Das macht uns nicht reif, sondern nur erfahrener im Umgang mit uns selbst und mit dem anderen Geschlecht.

Ein jeder von uns weiß sofort, worauf es manchen Menschen ankommt, wenn sie uns auf jene Weise ihr Verständnis von menschlicher Reife mitteilen wollen. Es ist alles andere als überzeugend und sagt viel über sie selbst aus. Später, mit zunehmender Reife, weiß man zu unterscheiden. Ficken ist schön, und manchmal auch einfach nur herzlos und auf reines Lustempfinden reduziert. Doch alles hat seinen Grund. So macht es einen Sinn, wenn es einem auch erst später klar wird.

*

Ich kam von der Tanzfläche und ging auf den Tresen zu, an dem Steffen sich mit Freunden unterhielt.

Steffen und ich sahen uns nur noch sporadisch, manchmal bloß zu einem Schäferstündchen, gebe ich offen zu. Es blieben uns bald nur kurze Momente dafür. Meine Zeit verbrachte ich mehr an der Uni und zuhause zum Lernen. So verlagerten sich die Kontakte mehr und mehr auf meine Freunde unter den Kommilitonen und besonders zu Monika, die schon früh eine eigene Wohnung hatte.

Ich war mit meinem Studium sehr beschäftigt und Steffen kümmerte sich darüber hinaus um seine berufliche Zukunft als freier Programmierer, um einen ‚Fuß in die Tür‘ bei neuen Auftraggebern zu bekommen. Er tat nun, was Vater ihm oft vorwarf, als er noch zuhause wohnte. Dass ‚Steffen sich gefälligst mehr in seinen Betrieb einbringen müsse, wenn er ihn einmal übernehmen wolle‘. ‚Ich vermisse da das richtige Engagement von deiner Seite‘, höre ich Vater noch heute sagen.

Wir trafen uns mit einigen Freunden, um seinen neuen Auftrag zu feiern, den Steffen zugesagt bekommen hatte. Eine Gelegenheit auch für mich, ihm meine Freunde von der Uni vorzustellen.

„Na Schwesterchen alles im Lot. Hab dir noch ein Bier bestellt“, schrie er mir ins Ohr, während die Musik durch die Halle dröhnte.

„Danke, kann ich brauchen, bin total durchgeschwitzt. „

Ich nahm einen kräftigen Schluck und leerte den Inhalt der eiskalten Flasche ohne abzusetzen, an der das Kondenswasser herab rann, wie der Schweiß an meinem Gesicht.

„Meine Schwester fährt total auf Techno ab, wie man sehen kann“, erklärte er Benni, einem unserer gemeinsamen Freunde, den Monika und ich auf der Uni kennen gelernt hatten.

„Erzähl mir mal was neues“, lachte Benni. „Ich weiß, wie sie dabei abgeht…“

Ich stellte die Flasche auf die Theke und leckte mir genüsslich über die Lippen.

„… und sie ist offensichtlich ein Schluckspecht“, setzte Benni laut hinzu und lachte.

„Ich weiß, ich kenne sie, ist ja schließlich meine Schwester“, erwiderte Steffen.

Ich lachte in mich hinein und dachte plötzlich an etwas ganz anderes. Benni musste Steffens Antwort ja nicht so verstehen, wie es bei mir ankam. Ob es Steffen allerdings genauso meinte, wie ich es auffasste, konnte ich in jenem Moment nicht aus seinem Gesicht lesen. Der Ton seiner lauten Stimme war ohne irgendeine auffällige Nuance, genauso wie seine Mine.

Typisch Steffen, dachte ich. Ich weiß, dass du dich dahinter verstecken magst, nur nicht vor mir.

Ich nahm es nicht persönlich, nicht so, dass ich mich über seine Bemerkung entrüsten müsste. Ich war keine Schlampe, die sich mit jedem einließ, nur um ihren Appetit zu stillen. Zwischen uns lief es ja anders. Es kam also bei mir so an, dass es lediglich eine faktische Feststellung von ihm war, die auf uns beide zutraf, insbesondere auf mich.

Ich mochte es wie er. Anfangs geschah es aus reiner Neugierde.

Ich wusste, dass Steffen sich anfänglich in seinen Gedanken mehr ausmalte, wenn er auf meine Titten spritzte oder in mein Gesicht und mich dabei begierig anschaute. Jenes besondere Verlangen, an welches ich in diesem Moment dachte, geschah beim ersten Mal wortlos. Wir ließen es beide zu, ohne Einschränkung und ohne Bedenken. Auch danach verloren wir nie ein Wort darüber.

Späterhin war es für uns beide 'nur‘ ein besonderer Kick. Ein unverhofftes, erogenes Spiel. Ich war manchmal wie verrückt danach. Nicht allein nach dem herben Ergebnis seines Orgasmus. Es war die Stimmung, auch die ‚örtliche‘ Situation, in der wir uns manchmal befanden und die Tatsache, dass es ‚Steffen‘ war, den ich zunächst mit meiner Hand in Stimmung brachte, um ihn anschließend mit meinem Mund zu befriedigen, so im Auto, wenn wir gelegentlich unterwegs waren, Steffen schließlich irgendwo anhalten musste, abseits auf einem Rastplatz oder in einen Feldweg abbog.

Ich tat immer den ersten Schritt. Eine Hand zwischen seine Beine gelegt, war eine wortlose Aufforderung für einen bevorstehenden Zwischenstopp. Meine Antwort auf eine Frage, die er mir nicht zu stellen brauchte, die ihm erst in den Sinn kam, sobald ich während der Fahrt an seinem Hosenschlitz nesteltet, ihn hervor holte und schließlich einfühlsam liebkoste. Steffen wollte es fraglos, sobald ich es wollte. Oberflächlich waren wir nie dabei. Ich kann nicht beschreiben, was es genau für mich war.

Es war irgendwie unmotiviert und doch mit Hintergedanken. Mir reichte wohl die Genugtuung Steffen dabei zu erleben. Ich schaute dabei auf meine Hand und immer wieder demonstrativ in sein Gesicht. Es geschah unverhofft und oftmals war es eine süße Qual für ihn, einen geeigneten Platz zum Anhalten und zur richtigen ‚Zeit‘ zu finden. Meine spitzen Kommentare währenddessen und meine schmeichelnde Hand an seinem Riemen ließen ihn mich manchmal verfluchen.

Es war das Zittern seiner Beine, sein krampfender Unterleib, sein schwerer Atem, das abrupte Aufbäumen seiner Lust, verbunden mit seinem zunehmend nässenden Zucken, während ich geduldig darauf wartete, indem ich, kaum das er angehalten hatte, meine Lippen eng um seine Eichel legte, dabei Steffen mit meiner Hand unnachgiebig zärtlich anstachelte, bis es schließlich immer wieder heiß gegen meinen Gaumen schoss, ich zuletzt meine Lippen bedächtig um seine Eichel hinauf gleiten ließ, sie nuckelnd schloss, um alles in diesen besonderen Momenten einzufangen.

Es entging mir nie etwas dabei. Selbst sein unruhiger Blick nicht, wenn ich meinen Kopf hob, ihn provozierend anschaute, dabei tat, als lutschte ich ein Bonbon, es schluckte und anschließend lächelnd mit der Zunge über meine Lippen glitt.

Ich wusste, dass es Steffen von sich aus nie darauf anlegte, er die Initiative immer mir überließ. Obwohl die Tatsache, dass er in jenen Situationen oftmals unter seiner Jeans keinen Slip trug, für mich bände sprach.

Wir waren wohl wie Grenzgänger, ohne insgeheim eine Einschränkung wahr nehmen zu wollen.

Es war ein toller Abend. Monika und ich tanzten uns die Seele aus dem Leib. Standen mit Freunden zusammen, setzten uns in Nischen auf Hocker an die kleinen Tische und fachsimpelten über die Liebe, über Beziehungen im allgemeinen, unser Leben und wie es laufen sollte.

Weiter oben habe ich es schon einmal anklingen lassen, dass Steffen und ich immer aufpassen mussten, uns nicht wie Verliebte zu Nahe zu kommen, wenn wir in Begleitung unserer Freunde unterwegs waren.

Dennoch musste es doch auffallen, wenn wir uns sehnsüchtig anschauten, sobald gewisse Worte fielen, die in Richtung Beziehung, Liebe und auch Sex tendierten. Ich hätte ihn gerne in den Arm genommen, seine Wange geküsst, wäre gerne mit ihm Hand in Hand zur Tanzfläche gelaufen, um allen zu zeigen: Seht her, wir sind ein frisch verliebtes Pärchen.

Wir waren manchmal doch sehr unvorsichtig, wie man es in unserem Falle nur sein kann.

Steffen zog mich an jenem Abend weit abseits der Tanzfläche in eine dunkle Ecke, drückte mich wie irre an sich und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss, während ich dabei in seinen Haaren wühlte. Für wenige Sekunden nur. Aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Niemand in der Nähe schien Notiz nehmen zu wollen. Ich wusste in jenem Moment, wo und mit wem ich wieder eine Nacht verbringen würde. Wie jedes andere Mädchen, welches sich in solch einem Moment ohne Zweifel dazu entschließen würde, weil sie sich unsterblich in einen Mann verliebt hatte.

Dieses schicksalhafte Gefühl war in jenem Moment wieder präsent.

Heute ist es mir klar. Wir erträumten uns in jenem Moment wohl unbewusst diese andere, für viele Pärchen normale Realität. Unsere Sehnsucht musste jedoch unter dem Deckmantel eines langen, gesellschaftlichen Schattens verbleiben, unter dem wir schlüpfen mussten. Zumindest brachte er uns ein Gefühl der Sicherheit. Wir erregten keine Aufmerksamkeit. Wir suchten nach uns selbst.

Doch, nach jener gemeinsam verbrachten Nacht in Steffens Wohnung, schob sich unweigerlich ein Riegel zwischen uns, der seitdem unverrückbar blieb, bis heute.

Es gibt Erkenntnisse, die einen Sinn in sich tragen, der schwer zu verstehen und vor allem zu akzeptieren ist, besonders dann, wenn es einem das Herz zu zerreißen droht. Es ist, wie wenn man vor Panzerglas steht, den anderen durch die Scheibe betrachtet, seine Hände daran legt und versucht, einander zu fühlen und es dennoch nicht zu können, ja, es nie wieder zulassen zu dürfen, weil man eine endgültige und doch sinnvolle Entscheidung getroffen hat.

Diese gemeinsame Entscheidung schob sich an jenem Morgen wie eine durchsichtige Wand konsequent zwischen uns. Ich weinte manchmal, wenn ich daran dachte. Es tat weh. Doch in diese Trauer mischte sich, wie soll ich es sagen…, legte sich ein gewisser Trost. Es war für uns unvermeidbar und richtig. Auf der Suche nach sich selbst, findet man oft den anderen.

Steffen hatte mich schon im Taxi erahnen lassen, was an jenem Abend noch zu erwarten war.

Seine Hand lag neben mir auf dem Sitz im Fond des Taxis und berührte zunächst mit den Fingern meine Jeans, legte sich dann auf meinen Schenkel und strich zärtlich darüber.

Wir verbrachten eine stürmische Nacht. Steffen warf die Tür ins Schloss und zog mir meine Sachen vom Leib. Es war nicht der Alkohol, der uns enthemmt hatte, zumal wir nur leicht angesäuselt waren. Zumindest habe ich das so in Erinnerung.

Es war die Stimmung eines fröhlichen und ungezwungen Abend, den wir mit unseren Freunden verbracht hatten und einfach weiter in uns nach schwang. Und diese Stimmung entwickelte sich schließlich zu einem Rausch. Eine Droge, die sich in unseren Augen widerspiegelte, als wir miteinander schliefen, ja, uns in dieser Nacht geradezu durchs Bett jagte. Ich ließ mich wie betäubt treiben, sobald er mich schonungslos nahm oder blickte ihn selig an, sobald er einfach nur in mir war, dabei still auf mir lag, mich verliebt anschaute, mir durch die Haare strich, mein Gesicht zärtlich mit den Fingern berührte, mich verträumt anschaute und immer wieder sanft küsste.

Kein Mann würde wieder so zärtlich zu mir sein, wie Steffen es war.

Wir waren mit uns vereinigt, nicht nur unsere Körper. Diese Sucht nach einer Liebe, welche wie ein Elixier durch jede Ader unseres Körpers strömte, verzauberte uns, machte uns irgendwie schwerelos und auch gedankenlos. Es war jenes Gefühl, das sich bereits zart in uns ankündigte, damals, als wir im Badezimmer standen und ich Steffen gestattete, mich zu berühren.

An diesem Abend jedoch brach es sich unbändig bahn und nahm uns völlig in Besitz. Wir mussten es uns nicht sagen, es erklären, wir fühlten nun, was es letztlich bedeuten konnte, was es mit uns machte. Jeder auf seine Weise.

Ich warf einen Blick auf den Wecker und drehte mich zu Steffen um, der auf dem Bauch liegend leise murmelte, als ich über seinen Rücken streichelte und schließlich mit den Fingernägeln sanft über seine Schultern kratzte.

„Hey, süßer Bengel, aufwachen, es ist schon Nachmittag“.

„Kein Bock. „

„War wohl eine lange, anstrengende Nacht für meinen Schatz…, das tut mir echt leid“, säuselte ich.

Steffen dreht sich langsam um.

„Mein Schädel…, mir tun die Knochen weh…, vom Tanzen“, knurrte er.

Ich lachte, kuschelte mich an ihn, kam dicht an sein Gesicht, gab ihm einen Kuss und taste mit einer Hand zwischen seine Schenkel.

„Und der Kleine hier…, etwa nicht?“

„Du Nimmer-satt. „

„Bin nur neugierig. „

Ich schaute ihn an und warf ihm ein verträumtes Lächeln zu.

„Es war wunderschön. „

„Ja, das war es wohl“, brummelte Steffen.

Ich schmunzelte und legte meinen Kopf an seine Brust und streichelte seinen Bauch.

„Benni ist ein netter Typ, wir haben zusammen gut abgehangen gestern Nacht“, meinte Steffen.

„Ja, ein wirklicher toller Kumpel und Freund, immer zur Stelle, wenn man seine Hilfe braucht. „

„Hat er was mit dieser Monika?“

„Nicht das ich wüsste. „

„Er hat so Andeutungen gemacht…, vielleicht interpretiere ich das auch falsch. „

Ich wurde ein wenig nervös.

„Andeutungen?“

„Wir haben uns über alles mögliche unterhalten und ich habe ihn beiläufig gefragt, ob er mit Monika zusammen wäre.

„Und?“.

Ich musste Steffen nicht ansehen, um zu erkennen, dass seine Gedanken rotierten. Seine Stimme klang plötzlich nachdenklich und emotionslos, als hätte Steffen in seinem Kopf unvermittelt einen Schalter umgelegt. Er war nun hellwach.

„Benni hatte zu dem Zeitpunkt schon ziemlich viel intus…, mehr als ich… und kam ins Labern…

Ja und nein…, meinte er…, und…, ‚ihr‘ hättet jedenfalls viel ‚Spaß‘ miteinander gehabt… Damit meinte er nicht sich.

Ich schluckte nervös.

Steffen rieb sich mit den Händen sein Gesicht.

„Lisa…, ich glaube, es wird Zeit…, das wir uns etwas klar machen…, unser Leben…, unsere Beziehung…, der Sex…, ist ein ‚einziger'…, ‚großer'… ‚bug‘. „

Es war kein Vorwurf, nur eine Erkenntnis.

*

Wohin es Benni nach dem Studium verschlagen hat, wissen Monika und ich nicht genau.

Er ist nach dem Studium ins Ausland gegangen. Das ist der letzte Stand der Dinge. Wir zählen ihn immer noch zu unserem engen Freundeskreis, obwohl wir schon lange nichts mehr von ihm gehört haben.

Er gehörte ganz sicher zu den nettesten, lockersten Typen, den man sich als Freund vorstellen kann. Benni studierte Kunst und zeichnete mit Leidenschaft abgefahrene Comics. Monika und ich waren oft mit ihm und ein paar anderen Kommilitonen unterwegs.

Wir haben zusammen mit ihm immer sehr viel Spaß gehabt. Das bezieht sich jetzt nicht nur, ja genau, nicht nur auf Sex. Benni war einfach nur ein klasse Typ, und er war der einzige in unserem Freundeskreis, der wusste, das Monika und ich im Laufe der Zeit zu einem Pärchen geworden waren. Über mein Verhältnis zu Steffen wusste er allerdings nie etwas.

Monika und ich können uns noch gut an den Abend in ihrer Wohnung erinnern.

Es war zu einer Zeit, wo sich für mich heraus kristallisierte, dass ich Monika mehr als nur mochte, unser Beziehung also gerade erst zu einem ‚zarten Pflänzchen‘ heranwuchs, obwohl ich noch mit Steffen in enger Beziehung stand.

Sie kamen nur auf einen kurzen Besuch vorbei und wollten eigentlich ins Kino. Dazu muss ich anmerken, dass Benni mir ein paar Tage vorher – merklich verlegen — gestanden hatte, dass Vera, so hieß sie, von mir und Monika wüsste und er sie uns vorstellen möchte.

Es überraschte uns zwar, dass Benni sie offensichtlich über diese ‚Angelegenheit‘ eingeweiht hatte. Es war letztlich aber kein Problem, da sie ziemlich aufgeschlossen und tatsächlich verschwiegen zu sein schien, wie Benni uns beteuerte.

Was Monika und mir etwas merkwürdig vorkam, war der Umstand, dass ihn seine Freundin nur hin und wieder besuchte. Er war nicht ständig mit ihr zusammen. Man sah ihn nur selten mit ihr. Sie wohnte in der Nachbarstadt zuhause bei ihren Eltern und machte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Bankkauffrau.

Obwohl sie ein Auto besaß, kam sie nur sporadisch zu Benni. Wir dachten uns nichts dabei, bis zu jenem Abend, an dem Benni sie uns als seine Cousine vorstellte.

Benni erzählte von sich und Vera, ohne das wir das Gefühl bekamen, er wolle sich vor uns erklären. Warum auch. Sie hatten zwar schon länger etwas miteinander und waren anfangs ziemlich ineinander verliebt, führten aber nunmehr eine eher freundschaftliche Beziehung. Darüber hinaus pflegten beide keinen gemeinsamen Freundeskreis.

Sie trafen sich nur hin und wieder, um Zeit miteinander zu verbringen. Zeit zu reden, auszugehen und natürlich auch, um miteinander zu schlafen. Ich fühlte mich gewissermaßen in bester Gesellschaft, obwohl es ja nur sein ‚Cousine‘ war.

Vera war ein unscheinbares Mädchen. Eine optisch unauffällig gekleidete, junge Frau, welche ein sanfter, schüchterner Charme umgab. Keine Frau, die sich einem Mann mit ihrem äußeren Erscheinungsbild aufdrängte. Sie war halt für Männer nicht unbedingt ein Blickfang.

Ihr schmales, süßes Gesicht, welches zwischen ihren langen, schwarzen Haaren hervorlugte, war ungeschminkt und selbst mit der Wahl ihrer Brille setzte sie keinen besonderen Akzent. Die Form der Gläser entsprach ihrem ovalen Gesicht. Ich musterte sie kurz und intensiv, als Benni sie uns vorstellte. Sie wirkte zart, zurückhaltend und nett, um nicht zu sagen, wie eine graue Maus. Vera war nicht hässlich aber auch keine Schönheit. Sie wirkte nur uninteressant.

Benni war das genaue Gegenteil von ihr.

Ein ausgesprochen hübscher Kerl, mit einem fesselnden, extrovertierten Charakter. Befand man sich in seiner Gesellschaft, sorgte er schnell für eine ausgelassene, fröhliche Stimmung und war dabei sehr unterhaltsam. Manch hübsches Mädel fand ihn mehr als nur sympathisch. Benni ließ da auch nie etwas anbrennen, wie ich später hörte.

Monika und ich waren nicht enttäuscht, sondern eher verwundert, da wir einen anderen Typ Frau an seiner Seite erwarteten. Vera gab sich unbedarft, war es aber absolut nicht.

Hinter ihrer Fassade steckte ein aufgeschlossenes Mädchen mit einem wachen Verstand, welches bald mit ihrer Ungezwungenheit punktete, war sie erst einmal aufgetaut. Sie war gar nicht so schüchtern, wie wir feststellen mussten. Sie checkte wohl immer erst genau die Lage, musste wissen, mit wem sie es zu tun bekommen würde, bevor sie sich, wie weit auch immer, aus dem Fenster lehnte. So waren Monika und ich über seine Freundin im weiteren Verlauf des Kennenlernens angenehm überrascht.

Vera versprühte einen subtilen Charme, vertrat überzeugt ihre Meinung und hielt mit ihrer Aufgeschlossenheit und Neugierde bestimmten Themen gegenüber nicht hinter dem Berg. Sie war uns bald ausgesprochen sympathisch und es beruhte auf Gegenseitigkeit. Kannte man sie näher, musste man sie einfach mögen und Benni tat es offensichtlich.

Vera gab zu verstehen, sie sei nicht ‚direkt‘ bisexuell, als die Beziehung zwischen Monika und mir zur Sprache kam. Sie habe aber schon sehr früh aus reiner Neugierde mit einer Freundin gewisse Zärtlichkeiten ausgetauscht und gemerkt, dass sie sich doch eher zu Männern hingezogen fühle, obwohl es ihr nicht unangenehm gewesen sei.

Sie respektiere daher auch gleichgeschlechtliche Beziehungen.

So unscheinbar und unbedarft sie daherkam, ich bewunderte Vera jedoch in diesem Moment. Sie ging mit manchen Dingen anders um, als ich zu jener Zeit. Ihre Art wirkte auf mich anziehend. Monika war auch sehr von Vera angetan, mehr als ich anfänglich vermutete. Spätestens in dem Moment hätte es mir auffallen können.

Wie dem auch sei. Der Abend verlief dann doch anders als geplant.

Der eigentliche Kinobesuch von Benni und Vera war bald kein Thema mehr. Es lief darauf hinaus, dass es zum Sex zwischen uns kam und zu Zärtlichkeiten zwischen Vera und mir.

Hinterher gestand mir Monika, dass es mehr oder weniger darauf hinaus laufen sollte. Monika versichert mir bis heute, dass sie es nachher bereut habe und es immer noch tue.

Sie hatte ein kurzes Verhältnis mit Benni.

Sie trafen sich hin und wieder.

Zu dem Zeitpunkt wäre es ihr noch nicht klar gewesen, wie ernst es mit uns beiden werden würde. Es sei auch letztendlich kein Fehler meinerseits gewesen, ihr später von Steffen und mir erzählt zu haben. Gestern hat sie mir das noch einmal versichert. Monika, ich weiß ja, dass es so ist.

Ich fühlte mich von ihr hintergangen und war damals stinksauer, weil sie mir etwas vorgemacht hatte.

Andererseits habe ich ihr zugehört und sie verstanden. Wir sprachen ein paar Tage später darüber und gaben uns nach dem Erlebnis mit Vera und Benni eine neue Chance. Ich denke, die Tatsache, dass wir trotzdem miteinander redeten, uns so offen über uns selbst austauschen konnten, einander zeigten, was uns wirklich wichtig war, verwies auf etwas, was uns im weiteren Verlauf unserer Beziehung zum Fundament wurde. Es war der ausschlaggebende Punkt in unserer noch jungen Beziehung.

Wir nahmen uns so wahr, wie wir waren und akzeptierten uns in unseren Unzulänglichkeiten. Ich wusste genau, worauf ich mich einlassen würde. Monika ebenso. Darüber habe ich ja einiges berichtet.

Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Bei diesem Gespräch gestand ich ihr, dass ich 'noch‘ in einem Verhältnis zu einem Mann stünde, und dass dieser Mann mein Bruder Steffen sei. Sie war ein wenig über diese Tatsache schockiert, aber am meisten jedoch darüber, dass sie sich von mir ebenfalls hintergangen fühlte.

An jenem Sonntagmorgen, als Monika weinend in meinen Armen lag, nachdem sie mir berichtet hatte, wie Daniel im Bad mit ihr umgegangen war, nahm ich all meinen Mut zusammen und erzählte ihr, was ich damals in unserem Elternhaus mitbekommen hatte. Es war befreiend für mich, es endlich erzählen zu können und stärkte meinen Mut, es für mich aufzuschreiben. Es ist also ein Nachtrag in meinem Tagebuch, das ich ansonsten immer genau führte.

Doch über eine Begebenheit schrieb ich damals nicht, ließ den Tag aus, da ich wusste, dass jemand anderes darin las.

Ich zwang mich an jenem Sonntagmorgen dazu, mich endlich damit auseinander zu setzten, es nicht nur Monika zu erzählen. Ich entschied, mich mit meinem bisherigen Leben zu beschäftigen und jene leere Seite in meinem Tagebuch mit Worten zu füllen. Nur Monika weiß es. Niemand sonst.

Letztendlich haben wir uns einander über unsere Erfahrungen, die wir gemacht hatten, hinweg getröstet.

*

„Ich muss dir etwas erzählen. „

Monika hob ihren Kopf. Sie kannte diese Tonlage bei mir, wenn es mir ernst wurde und ich mich überwinden musste, ihr etwas Wichtiges mitzuteilen.

„Ich weiß, wie das ist…, wenn man sich…, gewissermaßen…, benutzt fühlt. „

Monika schniefte und schaute mich an.

„Was meinst du. „

„Ich habe damals gemerkt, dass ein Bild fehlte.

Du erinnerst dich, die Italienreise…, ich hab dir doch einmal erzählt, wie alles begonnen hat, mit Steffen. „

Monika schaute mich aufmerksam an.

„Ja, aber ich denke…, wie jetzt…?, du hast es gewusst?“

„Ja…, ich habe damals aber nicht ahnen können, dass es Steffen gewesen ist, als ich merkte, dass es sich nicht mehr unter den anderen Bildern finden ließ. Ja, Steffen hat es mir später gestanden, dass er es war und mir wurde sofort klar, dass er nicht log, als er mir darüber hinaus versicherte, dass er ansonsten nichts in meinem Zimmer angerührt habe.

„Moment, das kapier ich nicht. „

„Ich habe mich öfter bei Mutter über ihn beschwert, dass er an meine Sachen gewesen wäre und ich nun mein Zimmer abschließen würde, wenn ich nicht zuhause wäre. Mutter hat mir nur geantwortet, sie würde ihn zur Rede stellen und Vater sich Steffen vorknöpfen. Ich sollte den Schlüssel in ihr Schmuckkästchen auf ihrem Nachttisch legen, da würde Steffen ihn nicht finden.

„Kann ich verstehen, ich meine, wer hat es als Mädchen gerne, wenn ihr Bruder womöglich das Tagebuch ließt und irgendwelche Sachen mitgehen lässt. „

„Steffen ließ sich nichts anmerken, verstehst du, ihm war es egal, ob er in mein Zimmer gehen konnte oder nicht. Er hatte ja bereits, was er wollte, verstehst du… und…

…es waren nicht ‚irgendwelche‘ Sachen…, die fehlten, es war nicht Steffen…, es war Vater.

Monika sah mich entgeistert und sprachlos an, obwohl ich merkte, dass etwas in ihr herausplatzen wollte. Sie schluckte merklich.

„Wie…, ich meine…, wie kannst du dir da sicher sein…“

„Nur meine Eltern wussten, wo der Schlüssel zu meinem Zimmer war. Eines Nachmittags kam ich von der Schule nach Hause und wollte mich umziehen, weil ich mich mit Freundinnen zum Schwimmen verabredet hatte. Mutter wusste das und hatte mir bereits ein paar Sachen zurecht gelegt.

Du kennst ja Mutter und du weißt wie penibel sie in allem ist. „

„Ja, ich weiß, wie sie ist. „

„Sie würde mir keinen Slip hinlegen, welchen ich schon einmal getragen habe. Er hatte innen kleine, getrocknete Flecken und es sah so aus, als sei er nicht sauber aus der Waschmaschine gekommen. Ich hab mir nichts dabei gedacht und ihn angezogen. War mir in dem Moment egal und ich hatte sowieso keine Zeit mir einen sauberen zu suchen, weil die anderen Mädels vor dem Haus auf mich warteten.

„Was willst du mir sagen, Lisa. „

„Ein paar Tage später…, ich hatte früher Schluss in der Schule und…, kam nach hause… ging nach oben und habe Vater… gehört…, gesehen…, wie er auf etwas…, in meinem Zimmer…, auf der letzten Treppenstufe habe ich es schon leise gehört. Erst habe ich gedacht, es sei Steffen in seinem Zimmer, ich hörte ihn manchmal dabei. Er war aber nicht da und Mutter beim Einkauf.

Es klang aus meinem Zimmer. Ich war allein… und er…; die Tür zu meinem Zimmer war nur angelehnt aber weit genug offen, um seine Hand zu sehen…, und…. „

„Oh Gott…, du hast…, du siehst deinen Vater in deinem Zimmer, der gerade dabei ist…, und sich vorstellt…, mein Gott…“

Monika stützte sich abrupt auf einen Arm und beäugte mich fragend.

„Hat er dich…, hat er dich jemals…“

„Nein…, nein…, auf keinen Fall…, das hat er nicht…, er ist mir nie zu nahe getreten, nie.

Monika holte tief Luft und legte sich mit dem Rücken aufs Bett.

„Oh…, scheiße…, Lisa…“

Monika starrte an die Decke. Ich legte meinen Kopf an ihre Schulter, dachte nach und wartete.

„Komm zu mir, Lisa. „

Sie zog mich zu sich heran, legte einen Arm um mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Erzähl weiter.

„Ich habe den Slip nachher in der schmutzigen Wäsche entdeckt. Mir ist vieles erst später klar geworden, auch wenn ich damals schockiert war und manche Nächte deswegen nicht schlafen konnte. Ich habe es nur einmal gesehen, aber es war mir sofort klar, dass er es nicht nur einmal getan hatte. „

„Irgendwann jedoch, nach ein paar Wochen, merkte ich, dass er nicht mehr in meinem Zimmer gewesen war…, denn… ich wusste seitdem immer genau, wie viele Höschen und BH‘ s noch in meiner Kommode waren.

Meine schmutzige Wäsche habe ich immer sofort in den Waschkeller gebracht. Mutter hat mich gelobt, weil ich mich nun endlich an Sauberkeit gewöhnt hätte und nicht mehr oberflächlich war. Ist das nicht verrückt. „

Monika schwieg und hört mir aufmerksam zu.

„Ich habe es nur einmal beobachtet, und… danach war halt alles anders. Ich habe mich damals mehr an Mutter gehalten, ihr aber nichts erzählt. Es wäre für uns alle eine Katastrophe gewesen.

Ich hasse meinen Vater deswegen nicht, verstehst du…, ich verzeihe ihm das. Mir war späterhin klar geworden, dass ich aufreizend wirkte, auch auf…

Damals konnte ich nicht damit umgehen, dachte oft darüber nach, konnte es nur schwer einordnen, ich war noch nicht reif genug, um es zu verstehen. Ich weiß heute natürlich wie Männer manchmal ticken, und dass es andererseits auch Frauen so ergehen kann. Alle haben wir unsere Fantasien, wie Steffen, ich und du auch.

Jeder auf seine Weise. Ich denke heute nicht schlecht über meinen Vater. Er hat sich, Gott sei Dank, ab einem gewissen Punkt im Griff gehabt.

Steffen… ist, obwohl ich mit ihm… er ist im Grunde genauso wie er…, so vernünftig. Verstehst du, wie ich das meine? Und…, er und ich waren noch recht jung, verstehst du…, was ich meine?

Monika legte ihren Kopf gegen meine Stirn.

„Ja, ich weiß, wie du es meinst“, flüsterte sie leise.

„Ja, Vater hat sich hinreißen lassen. Wie Steffen auch, aber sie haben sich die Grenze…, wie weit sie gehen dürfen…. , klar machen können. Sie habe sich beide in die Verantwortung genommen“, fügte ich nachdrücklich hinzu.

„Lisa…, ich bin sprachlos“, meinte Monika konsterniert und atmete tief durch. „Dein Vater… in deinem Zimmer…, wie auch immer, trotzdem war es unverantwortlich von ihm, fahrlässig. „

Ich schaute Monika abwartend an.

„Was Steffen angeht, bist ‚du‘ allerdings nicht ganz unschuldig, meine Liebe. Die Sache bei ihm zuhause…, im Bad…, das war ein Fehler, denke ich…, einige Fragen wirst du mir dazu noch beantworten müssen. „

„Ja, vielleicht…, ich meine…, die Sache mit Steffen war…, Monika…, ich denke, dass ich heute genau weiß, wer und was ich bin… und… was ich wirklich will. „

„Ja…, das denke ich auch…, du bist eine mutige, starke und liebenswerte…, aber auch eine sehr ‚verführerische‘ Frau, auf die ich in Zukunft viel besser aufpassen werde“, meinte Monika gedankenverloren.

Ich lächelte und schaute sie forschend an.

Ein paar Minuten herrschte bedrückende Stille. In Monikas Gedanken rumorte es, das war unübersehbar.

„Woran denkst du“, fragte ich schließlich.

„Ich denke, ich sollte mich ernsthaft fragen…, was ‚ich‘ wirklich will…, trotz aller Konsequenzen. „

Ich wurde unruhig, ängstlich.

„Was?“

„Ich frage mich gerade…, wer die Reifere von uns beiden ist…, ich liebe dich, Lisa…, sehr sogar…, und ich glaube, es wird Zeit…, dass ich mir endlich etwas ‚klar‘ mache.

*

Epilog

Steffen war der erste Mann in meinem Leben, den ich so lieben konnte und durfte, wie ich es heute mit Monika erlebe. Es besteht da kein Unterschied.

Ich habe Steffen später, nachdem wir das letzte Mal in seinem Bett zusammen aufgewacht waren, gefragt, warum er dennoch mit mir geschlafen habe, obwohl Benni ihm jene Geschichte nur wenige Stunden zuvor ‚aufgetischt‘ hatte.

Seine Antwort war: Auch mir müsse klar sein, dass es ein weiterer Fehler im ‚System‘ gewesen sei. So wurde mir deutlich, dass er in diesem Moment wie Vater dachte.

Ich weiß nun, dass er mich nur noch als seine ‚kleine Schwester‘ sieht und immer für mich da ist, wenn ich ihn brauche. Er ist für mich auch heute noch, neben meiner Monika, der engste Vertraute in meiner Familie geblieben, der mich ohne Einschränkung und ohne den geringsten Zweifel an meinen Entscheidungen, so nimmt und akzeptiert, wie ich bin.

Insbesondere was jene Entscheidung angeht, die von nun an mein Leben bestimmt. Was meine Familie angeht, bleibt Steffen der einzige, der es versteht.

Es ist gut, dass alles so gekommen ist.

Monika, meine ‚Schwester‘, wurde zu jener Liebe, von der ich einmal sagte, ich wüsste nicht, was das für eine Art von Liebe sei. Heute weiß ich es. Unsere Beziehung entwickelte sich zu etwas, was ich damals, als gerade erwachsen gewordene Frau, nicht einmal ahnen konnte, mir aber späterhin zunehmend vorstellte, es mir dann schließlich erträumte und bis zuletzt unerschütterlich daran glaubte.

So schließe ich nun meinen Tagebucheintrag:

Am heutigen Tage, nur wenige Jahre nach meiner ‚Beichte‘ an jenem besagten Sonntagmorgen, an dem Monika auch für sich eine Entscheidung traf, ist es Realität, bin ich es nun in letzter Konsequenz geworden.

Monikas rechtmäßige Frau.

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