Eine schöne Bescherung 01. Kapitel

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Eine schöne Bescherung

Von 2b2batiG

Lieber Leser, liebe Leserin,

die Geschichte „Eine schöne Bescherung“ besteht aus sechs Kapiteln, die inhaltlich aufeinander aufbauen und deshalb zum besseren Verständnis chronologisch gelesen werden sollten. Ich halte das deshalb für erwähnenswert, weil jedes Kapitel von mir eigenständig veröffentlicht wird. In der Handlung geht es eindeutig um Sex unter Männern, weshalb ich die Geschichte in die Kategorie „schwul“ eingeordnet habe, und zwar alle sechs Kapitel, auch wenn nicht in jedem Kapitel explizit sexuelle Handlungen vorgenommen werden.

Kurzbeschreibung:

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Der zweiundzwanzigjährige Student Sascha trifft auf dem Weihnachtsmarkt seinen früheren Freund und Schulkameraden Sven wieder. Es ist schon ein paar Jahre her, als sich die beiden das letzte Mal begegnet sind. Deshalb ist die Wiedersehensfreude besonders groß, und Sven überredet seinen Freund, mit ihm nach Hause zu kommen, weil er ihm seine neue Wohnung zeigen möchte, die er sich im Dachgeschoss seines Elternhauses eingerichtet hat. Sascha ahnt jedoch nicht, welche wahren Absichten Sven hegt und was für ein dunkles Geheimnis dieser in seinen vier Wänden hütet.

Kapitel 1

Weihnachten kam für mich wieder einmal völlig unverhofft und überraschend. Deshalb stürzte ich mich einen Tag vor Heiligabend noch in das Menschengewühl unserer kleinen Stadt, um die Geschenke für meine Eltern, meine beiden älteren Schwestern und ihre Männer, sowie für meinen fast vierjährigen Neffen Niclas zu besorgen. Daran, dass ich mit meinen zweiundzwanzig Jahren schon Onkel war, konnte ich mich überhaupt nicht gewöhnen. Vielleicht lag der Grund dafür in der schmerzlichen Erkenntnis, dass der Kleine mir meine Stellung als Nesthäkchen in der Familie streitig machte.

Vor Niclas‘ Geburt war ich immer der Kleine und Jüngste gewesen, dem man seine Fehler und Eigenheiten großzügig nachgesehen hatte. Nun gehörte ich unwiderruflich zur Welt der Erwachsenen, in der es eindeutig rauer und weniger nachsichtig zuging. Trotzdem war mein Verhältnis zu meinem Neffen nicht etwa getrübt, denn Niclas war ein wahrer Wonneproppen, den man einfach gern haben musste.

Bei meinem schmalen Studentenbudget war es gar nicht so leicht, etwas Passendes und trotzdem Preiswertes für sieben Personen zu finden, wenn ich nach Weihnachten nicht jeden Cent zweimal in der Hand umdrehen wollte.

Aber was sollte es? In unserer Familie war es nun einmal üblich, dass jeder jeden am Heiligabend mit einem Geschenk bedachte, und wenn es auch noch so klein war. Reumütig gestand ich mir ein, dass es mit Sicherheit weniger hektisch und stressig gewesen wäre, wenn ich mit den Weihnachtseinkäufen etwas früher angefangen hätte. Nur das sagte ich mir jedes Jahr aufs Neue. Und wenn das Fest dann vor der Tür stand, wurden die Einkäufe wieder auf den letzten Drücker erledigt.

So verwunderte es kaum, dass es auch diesmal schon Abend war, bis ich endlich alle Geschenke beisammen hatte. Reichlich genervt und erschöpft kehrte ich auf dem Weihnachtsmarkt bei einem der zahlreichen Glühweinstände ein, um mir nach getaner Arbeit einen zünftigen Punsch zu gönnen. Nach den ersten Schlucken kehrten meine Lebensgeister zurück, und zufrieden beobachtete ich die Menschen um mich herum. Endlich konnte es auch für mich Weihnachten werden!

Als ich meinen Blick ziellos über das bunte Treiben schweifen ließ, entging es mir nicht, dass ein junger Mann an einem der Nachbartische ständig zu mir herüberschaute.

Immer wenn sich unsere Augen trafen, schaute er schuldbewusst in eine andere Richtung, so als ob ich ihn bei etwas Verbotenem ertappt hätte. Er musste etwa in meinem Alter sein, aber ich konnte mich nicht erinnern, ihn irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Schließlich gab er seine Zurückhaltung auf und nickte mir freundlich zu. Vielleicht lag es an seiner Kleidung, dass ich ihn beim besten Willen nicht einzuordnen vermochte. Er trug eine dicke Winterjacke, deren Kragen er hochgestellt hatte, so dass der untere Teil seines Gesichts davon verdeckt wurde.

Seine Wollmütze hatte er tief in seine Stirn gezogen. Ich gab ihm durch Zeichen zu verstehen, dass ich nicht wisse, was er von mir wolle. Dann nahm er seinen Glühweinbecher und kam zu mir herüber.

„Sascha?“, fragte er leicht verunsichert. „Mensch, bist du's oder bist du's nicht?“ Dabei zog er den Reißverschluss seiner Jacke weiter nach unten, so dass der Kragen etwas mehr von seinem Gesicht freigab. Und dann machte es endlich Klick in meinem Kopf.

„Hallo Sven! Ich hätte dich bald gar nicht wiedererkannt, so eingemummelt, wie du bist. „

„Du hast dich aber auch verändert, so dass ich mir zuerst gar nicht sicher war. Ist ja auch schon 'ne kleine Ewigkeit her, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. „

Sven und ich hatten zusammen die Realschule besucht und waren dabei gute Freunde geworden. Nachdem wir unseren Abschluss erzielt hatten, wechselte ich zum Gymnasium, um noch das Abitur zu machen, während Sven eine Ausbildung zum Außenhandelskaufmann absolvieren wollte.

‚Bloß raus aus der Schule!‘ war seine Devise gewesen, denn er hatte partout keine Lust mehr gehabt, noch weiter die Schulbank zu drücken. Und nachdem sich unsere Wege auf diese Weise getrennt hatten, sahen wir uns in unserer Freizeit auch nur noch sporadisch, bis nach Aufnahme meines Studiums in einer anderen Stadt der Kontakt völlig abriss.

„Schön, dass wir uns mal wieder treffen“, setzte mein alter Freund die Begrüßung fort.

„Sag mal, hat das eigentlich mit dem BWL-Studium nach deinem Abi geklappt?“

„Klar doch!“, antwortete ich ihm, wobei der Stolz in meiner Stimme bestimmt nicht zu überhören war. „Vorher musste ich zwar noch zur Bundeswehr, aber mittlerweile bin ich im dritten Semester. „

„Mensch, wie die Zeit vergeht! Ich finde das echt stark, dass du das geschafft hast: Abi und Studium“, erwiderte Sven, und man konnte ihm anmerken, dass er schwer beeindruckt war.

„Mein Ding wäre das nicht gewesen. Ich glaube, ich hätte das nicht gepackt!“

„Natürlich hättest du's gepackt“, widersprach ich ihm heftig. Und mit einem Augenzwinkern ergänzte ich: „Du hattest nur keinen Bock drauf. Gib's doch zu! Ich persönlich habe es immer bedauert, dass wir beide das nicht gemeinsam durchgezogen haben und unsere Freundschaft deshalb auf der Strecke geblieben ist. „

Sven sah mich mit großen Augen an.

Meine direkten Worte hatten ihm anscheinend imponiert. Dann legte er spontan eine Hand auf die meine und drückte sie fest, als wolle er auf diese Weise zum Ausdruck bringen, dass man Freundschaften erneut aufleben lassen könne. Laut sagte er hingegen: „Offenbar hast du mich besser gekannt, als ich vermutet habe. „

Trotz eines liebenswürdigen Lächelns, das seine Worte begleitete, verunsicherte mich etwas in seinem Blick und ließ mich verlegen nach unten schauen.

Um die Situation nicht noch peinlicher werden zu lassen, wechselte ich deshalb abrupt das Thema.

„Und was machst du so? Hast du einen festen Job?“

Sven atmete erleichtert auf. Bereitwillig ging er auf meine Frage ein.

„Ich bin noch immer in der Firma, bei der ich auch gelernt habe. Nach meiner Ausbildung hat mein Chef mir ein gutes Angebot gemacht, das ich einfach nicht ablehnen konnte.

Und im Übrigen ist die Arbeit abwechslungsreich und macht mir Spaß. „

„Wie schön für dich!“, bemerkte ich anerkennend. „Dann steht der Familiengründung ja nichts mehr im Wege. „

„Wie meinst du das denn?“, fragte mein Freund leicht irritiert.

„Na ja, heiraten, Kinder kriegen, so das Übliche“, sagte ich grinsend.

„Ach, du heiliger Strohsack! Eigentlich wollte ich mein Leben vorher noch etwas genießen“, wehrte Sven heftig ab.

„Hinzu kommt, dass ich dann auch erst einmal eine Freundin haben müsste. “ Dabei sah er mich für einen kurzen Moment wieder auf diese merkwürdige Weise an, die mich verunsicherte. Diesmal hielt ich jedoch seinem Blick stand.

„Wohnst du eigentlich noch zu Hause oder bist du schon ausgezogen?“, erkundigte ich mich weiter nach seinem Privatleben.

„Ich lebe immer noch bei meiner Mutter. Das heißt, sie wohnt unten und ich oben“, begann Sven zu erklären.

„Nach dem plötzlichen Tod meines Vaters vor gut zwei Jahren habe ich das Dachgeschoss ausbauen lassen und mir dort meine eigene Wohnung eingerichtet. Ich fühle mich dort richtig wohl und habe meinen Entschluss noch nicht bereut. Und meiner Mutter gefällt es auch, glaube ich, dass sie nicht ganz allein in dem großen Haus wohnen muss. „

Man konnte es Sven ansehen, dass er mit seinem augenblicklichen Leben rundum zufrieden war. Es wunderte mich nur, dass er nicht liiert war; denn bei seinem Aussehen hätte er bestimmt an jedem Finger zwei Freundinnen haben können.

Immer wenn wir uns vor ein paar Jahren in unserer Freizeit zufällig mal wieder über den Weg gelaufen waren, hatte ich ihn in einer großen Clique aus Mädchen und Jungen angetroffen. Und so gut, wie die alle drauf gewesen waren, mussten die echt viel Spaß miteinander gehabt haben.

„Komm, ich hole uns noch einen Glühwein“, sagte mein Freund plötzlich. Und ehe ich mich versah, hatte er sich auch meinen leeren Becher geschnappt und damit auf den Weg zur Theke gemacht.

***

„Sag mal! Wo studierst du denn eigentlich?“, wollte Sven wissen, nachdem er mit den dampfenden Getränken zurück an unseren Tisch gekommen war.

„In Münster“, antwortete ich ihm.

„Und gefällt dir das Studentenleben? Von wegen Wein, Weib und Gesang?“

Das war wieder einmal so typisch, dass Außenstehende meinten, dass Studenten nur saufen, rumhuren und feiern würden.

Ich lächelte Sven etwas mitleidig an und sagte: „So einfach, wie du dir das vorstellst, ist es nun auch nicht. Ich muss ganz schön viel büffeln. Aber ansonsten ist es schon okay. „

„Ist ja auch nur ein kleiner Scherz von mir gewesen“, lenkte er sofort ein. „Hast du eine Studentenbude in Münster?“

„Ich habe das große Glück, mir mit einer Kommilitonin sogar eine kleine Wohnung teilen zu dürfen.

Jeder von uns hat sein eigenes Zimmer. Küche und Bad nutzen wir gemeinsam. „

„Wow, du wohnst mit 'ner Frau zusammen? Dann seid ihr also ein Paar? Wie schön für dich!“

Irgendwie schien Sven damit Probleme zu haben, dass ich mit einer Frau auf engstem Raum zusammenlebte. Auch wenn der Inhalt seiner Worte etwas anderes besagte, merkte ich am Klang seiner Stimme, dass er neidisch und enttäuscht war.

„Nee, da läuft überhaupt nichts zwischen uns“, antwortete ich ganz ruhig. „Das ist eine reine Zweckbeziehung, mehr nicht. „

„Ha, das kannst du vielleicht deiner Oma weismachen, mir jedoch nicht!“, ereiferte Sven sich regelrecht.

„Dann eben nicht“, blieb ich ganz gelassen. Svens Verhalten störte und amüsierte mich gleichermaßen.

„Und was sagt deine Freundin dazu, dass du mit einer anderen Frau zusammen in einer Wohnung lebst?“, bohrte mein Kumpel weiter.

„Oder ist das in Studentenkreisen so üblich?“

„Du Sven, ich habe überhaupt keine Freundin“, reagierte ich jetzt doch leicht genervt. „Und wenn ich eine hätte, dann wäre das doch wohl unsere Privatsache!“

„Entschuldige bitte! Ich wollte dir nicht zu nahe treten“, erwiderte er jetzt ziemlich kleinlaut. „Da muss meine Neugierde wohl so richtig mit mir durchgegangen sein. „

Nachdem wir uns kurz vorher noch so prächtig über dieses und jenes unterhalten hatten, herrschte auf einmal Funkstille zwischen uns beiden.

Verlegen spielten wir an unseren Glühweinbechern herum und ließen unsere Blicke gelangweilt in die Runde schweifen.

„Was die holde Weiblichkeit betrifft, habe ich nicht gerade ein glückliches Händchen“, sagte Sven plötzlich ganz leise und nachdenklich. „Vielleicht müsste ich mich einfach mehr ins Zeug legen. Aber ich muss dir gestehen, dass ich darauf gar nicht so richtig Bock habe. Ganz im Ernst jetzt, ich habe überhaupt noch nie mit einem Mädchen oder einer Frau geschlafen.

Mit zweiundzwanzig sollte man als Mann doch eigentlich wissen, wo es da lang geht, nicht wahr?“

Jetzt war es an mir, die Glaubwürdigkeit der Worte meines Kumpels anzuzweifeln. Sven blickte mir jedoch direkt in die Augen, und ich hatte den Eindruck, dass er nicht gelogen hatte, um sich bei mir auf diese Weise wichtig zu machen.

„Und wie ist das bei dir? Hast du schon einmal?“ In Svens Stimme schwang eine gewisse Besorgnis mit.

Und ich kam echt ins Schwitzen, denn nach solchen intimen Details meines Privatlebens hatte mich sonst noch niemand gefragt. Deshalb flüchtete ich mich erst einmal in eine Gegenfrage.

„Soll das ein erneutes Verhör werden?“

„Nein, nein“, beschwichtigte Sven mich sogleich. „Ich dachte nur…, unter Freunden…. “ Vor Aufregung verhaspelte er sich total. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, setzte er von Neuem an: „Eigentlich wollte ich nur in Erfahrung bringen, ob ich, Sven Neumann, weit und breit der einzige Spätzünder Deutschlands bin oder ob es noch mehr von meiner Spezies gibt.

Du weißt doch, wir Menschen sind eigentlich soziale Wesen, und in der Gruppe fühlen wir uns stärker, als wenn wir allein durchs Leben gehen müssen. „

Svens Worte entlockten mir ein leichtes Schmunzeln. Ich fand es irgendwie rührend, wie er mir den Grund für seine Frage dargestellt hatte. Ich bewunderte aber auch seine Offenheit, die mich veranlasste, ihm jetzt eine ehrliche Antwort zu geben.

„Wenn es dich tröstet, sage ich dir ganz im Vertrauen, dass ich ebenfalls noch nichts mit einem Mädchen oder einer Frau gehabt habe.

„Echt nicht?“

„Ich würde bestimmt nicht lügen, nur um mich mit dir solidarisch zu erklären. „

„Und hast du es schon irgendwann einmal bedauert, dass du noch nicht zum Schuss gekommen bist?“, fragte Sven gut gelaunt weiter.

„Nicht wirklich“, antwortete ich ihm wahrheitsgemäß.

„Na, dann sind wir ja schon zwei Spätzünder, und ich kann hoffen, dass es bei mir doch noch auf die eine oder andere Weise klappen wird“, jubelte mein Kumpel geradewegs heraus.

Svens Stimmung hatte sich so schlagartig verbessert, dass ich mich fragte, ob das nur daran lag, dass er in mir auf eine zweite Jungfrau gestoßen war oder ob noch etwas anderes dahinter steckte. Mein Freund hob seinen Becher und prostete mir mit einem Augenzwinkern zu.

„Was hältst du davon, dass wir den Abend bei mir zu Hause fortsetzen?“, fragte er gleich darauf. „Mein Glühwein ist bestimmt noch hochprozentiger und garantiert preiswerter.

Und dann kannst du dir auch gleich meine Wohnung anschauen. Bin gespannt, ob sie dir gefällt. „

Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es kurz nach sechs war. Eigentlich hatte ich meiner Mutter versprochen, spätestens zum Abendbrot zurück zu sein. Und das Essen stand bei uns immer pünktlich um sieben auf dem Tisch. Etwas knapp würde es ja werden, wenn ich jetzt noch mit zu meinem Freund ginge. Sven schien meinen kritischen Blick richtig interpretiert zu haben.

Schon stand er neben mir und legte mir freundschaftlich seinen Arm um die Schultern.

„Komm, gib dir einen Ruck, Sascha. Wir sollten unser Wiedersehen richtig feiern und hier nicht so abrupt beenden. “ Mein Freund sah mich mit seinen großen blauen Augen so treu an, dass ich ihm seinen Wunsch einfach nicht abschlagen konnte.

„Also gut, ich komme noch mit! Aber nur für eine Stunde, dann muss ich wirklich nach Hause gehen.

„Yepp!“, freute Sven sich riesig, und im Überschwang der Gefühle nahm er mich erst einmal so richtig in den Arm.

***

„Hallo Sven!“, hörten wir plötzlich hinter uns eine jugendliche Stimme.

Mein Kumpel seufzte leicht gereizt und entließ mich nur widerstrebend aus seinen kräftigen Armen. Neben uns stand ein ziemlich langer, schlaksiger Junge, der seinen Blick zwischen Sven und mir hin und her wandern ließ.

„Ach Christian, du bist es! Na, was willst du?“ Der arme Christian tat mir echt leid, denn Svens Begrüßung war nun wirklich nicht gerade freundlich.

„Als ich dich …äh… von der Straße aus hier stehen sah, …äh…dachte ich mir, ich geh mal eben rüber und wünsch dir ein frohes Weihnachtsfest. „

„Das ist nett von dir! Das wünsche ich dir auch, Christian. Wir sehen uns dann nach den Ferien beim Training wieder.

Mach's gut!“ Mann, das spürte doch selbst ein Blinder mit einem Krückstock, wie schnell Sven den Jungen wieder loswerden wollte.

So leicht ließ der sich jedoch nicht abwimmeln. Er verschlang meinen Kumpel regelrecht mit seinen Augen, stand ansonsten aber recht unschlüssig da. Hin und wieder schaute er auch mich an. Nur dass seine Blicke dann viel grimmiger waren.

„Was gibt's denn noch, Christian?“, erkundigte sich Sven weiterhin nicht sonderlich begeistert.

Christian druckste verlegen herum. Stockend kam er schließlich mit der Sprache heraus: „Ich dachte…äh…, dass wir am zweiten Feiertag zusammen… äh… verabredet gewesen wären. Um 17. 00 Uhr bei dir in der Wohnung. „

Sven schien die Bemerkung des Jungen in meiner Gegenwart unangenehm zu sein. Ich spürte, wie es heftig in seinem Kopf arbeitete und er nach einer passenden Antwort suchte.

„Ach ja, Christian.

Gut, dass du mich noch daran erinnerst. Aber ich glaube, wir müssen das Treffen verschieben. Mir ist etwas dazwischen gekommen. Am besten wird's sein, wenn ich dich anrufe. Deine Handynummer habe ich ja. Okay?“

Die Enttäuschung stand dem Jungen im Gesicht geschrieben. Christian erhob jedoch keinen Einspruch und machte sich mit hängendem Kopf wieder auf den Weg.

„Na, dem hast du wohl keine große Freude zum Fest bereitet“, sagte ich, nachdem Christian im Menschengetümmel verschwunden war.

„Ich trainiere die A-Jugend in unserem Handballverein, musst du wissen, und Christian gehört zu meinem Team“, begann Sven zu erklären. Er ist zwar ein talentierter Spieler, nur manchmal etwas aufdringlich, wie du sicherlich bemerkt hast. „

„Dass du dich mit deinen Zöglingen sogar noch in deiner Freizeit triffst, muss man dir aber hoch anrechnen“, sagte ich anerkennend.

Sven schien hin und her gerissen zu sein, ob er das Lob so stehen lassen sollte.

„Nur ab und zu mit den Besten. Wenn unser Verein aufsteigen will, muss ich mir die ganz besonders aufbauen. “ Dabei zwinkerte er mir vielsagend zu.

Noch bevor ich mir darüber im Klaren geworden war, worin denn wohl dieses spezielle Aufbautraining bestehen könne, fuhr Sven fort: „Wollen wir nicht endlich mal aufbrechen? Sonst haust du mir schon gleich wieder ab, kaum dass wir bei mir zu Hause angekommen sind.

Ich stimmte ihm sofort zu. Und nachdem wir die Pfandbecher an der Theke zurückgegeben hatten, stapften wir gemeinsam dem Domizil meines Freundes entgegen.

Fortsetzung in Kapitel 2!.

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