Schlaf / Ein anderer Morgen

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Ein anderer Morgen

Als sie aufwacht, ist sie allein im Bett. Sie schaut auf die Uhr, es ist schon Mittag. Sie schaut aus dem Fenster, die Sonne scheint zwischen Wolken hindurch gerade auf ihr Fenster, wie ein himmlisches Spotlight.

Sie dreht sich auf den Rücken und schaut an die Decke, der Morgen fällt ihr nach und nach wieder ein, Unruhe ergreift sie.

Sie denkt an Martin, an seinen Blick heute Morgen, sein Erstaunen.

Etwas hat geendet zwischen ihnen und etwas anderes begonnen. Sie weiß nicht wie sie ihm gegenübertreten soll, jetzt, wo doch alles anders ist, weiß nicht, wie er sie sehen wird.

Es wäre ihr unangenehm, peinlich, würde er sie jetzt als Luder sehen und nicht als sie selbst.

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Sie steht auf und geht duschen macht ihren Kopf leer während sie unter den warmen Strahlen steht. Sie seift sich mit ihrem Schwamm ab, langsam, spürt die Textur des Schwamms, das leise Schaben auf Ihrer Haut.

Es ist, als hätte sie eine neue, empfindsamere Haut. Sie schaut an sich herab, sieht Bäche und Rinnsale, die immer neue Wege suchend an ihrem Körper herabströmen, verschlungene Muster bilden um am Ende des Weges im Ablauf zu verschwinden.

Sie wird nachdenklich, – ist sie ein anderer Mensch geworden? Nein, sie ist immer noch dieselbe, sie hatte bloß einen wilden Traum und einen wilden Morgen, das ist doch anderen auch schon widerfahren, nichts außergewöhnliches, nichts Unnormales.

So was kommt doch vor.

Sie steigt aus der Dusche, trocknet sich ab, ihr Blick fällt in den Spiegel, sie sieht sich an, reckt sich unwillkürlich, versucht eine gute Figur zu machen.

Ihre Haut ist etwas gerötet, sonst sieht sie aus wie immer. Sie lächelt sich ermutigend zu und geht sich anziehen.

Auf der Treppe hört sie Martin in der Küche singen, irgendwas Blödes aus den aktuellen Charts, da wo er den Text nicht kennt trällert er rum um beim Refrain wieder mitzusingen.

Sie betritt die Küche geht zur Kaffeemaschine, sagt beiläufig „Morgen Schatz“, gibt ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und gießt sich eine Tasse Kaffee ein.

Er umfängt sie von hinten, küsst ihren Hals und murmelt „Morgen, Maus“. Er lässt sie gar nicht wieder los, drückt sie an sich und knabbert an ihrem Hals.

Sie wird kribbelig, löst sich aus seiner Umarmung.

Ich habe einen Riesenhunger, wollen wir erstmal frühstücken?

Sie setzt sich an den kleinen Tisch angelt sich Toast und Marmelade und stopft sich den Mund voll.

Sie hat einen Riesenhunger, es ist ja auch schon spät und mit vollem Mund spricht man nicht, sie braucht also auch nichts sagen, nichts erklären. Sie beobachtet Martin, er strahlt wie ein Honigkuchenpferd, hoffentlich stellt er jetzt keine blöden Fragen, sie weiß selbst noch nicht, was sie von der ganzen Sache halten soll. Eigentlich war es toll, aber ihr Traum gibt ihr zu denken, warum träumt sie so etwas?

Was hast du bloß geträumt? Das war irre! So habe ich Dich ja noch gar nicht erlebt…

Da war es, blöde Fragen, die sie jetzt nicht beantworten will oder kann.

Ich weiss auch nicht, sagt sie, wir müssen noch einkaufen, morgen ist Sonntag, da bekommen wir nichts. Ich zieh mich eben an. Sie steht auf und flüchtet aus der Küche, holt ihre Jacke, den Autoschlüssel, läuft geschäftig hin und her.

Shopping, ruft er und grinst, heute gehen wir ganz groß einkaufen.

Sie stutzt, ist aber über den Themawechsel erleichtert, jetzt fahren sie in die Stadt, Zeit herunterzukommen, Zeit wieder normal zu sein.

Im Auto fasst er sie immer wieder an, streicht ihr über die Wange, drückt ihren Schenkel, summt und pfeift.

Sie hätte jetzt lieber ihre Ruhe, würde gern verarbeiten was innen an ihr nagt, aber sie möchte jetzt keine Diskussionen, möchte nichts erklären oder beantworten, lässt ihn in seiner Hochstimmung.

Im Supermarkt endlich entspannt sie sich, Zucchini, Orangen und Küchenkrepp stellen sie mit ihrer Banalität wieder auf feste Füße.

Sie fühlt sich sicher, den anderen Kunden überlegen als sie Konserven mit überschrittenem Verfallsdatum entdeckt und zurücklegt. Wohltuend normal kreuzt sie durch die Gänge, zielstrebig und effektiv alle Artikel ansteuernd die sie gleich auf Ihrer Liste abhakt.

Martin trottelt hinterher, angelt nebenbei zwei Flaschen Wein aus dem Regal, himmelt sie an und ist betont aufmerksam.

Zur Kasse, zahlen, wieder jemand vor der Nase der mit der Kassiererin um wenige Cent bei Dosenbier feilscht, die angeblich in der Tageszeitung billiger angepriesen waren.

Ihr passiert so etwas immer; – alte Mütterchen, die im Zeitlupentempo unbedingt passend bezahlen wollen, Kassiererinnen an ihrem ersten Tag die sich dauernd vertippen, Eltern die mit ihren Sprösslingen das Für und Wider diverser Süßigkeiten diskutieren, welche die lieben Kleinen unterwegs in den Wagen geworfen haben und die nun entdeckt und durchdiskutiert werden (Schau Tobias, wir haben doch noch die schönen Apfelringe zuhause, da brauchst du doch gar keine Gummibärchen. Nein Tobias du musst auch lernen….

und so weiter und so fort).

Es geht ihr auf die Nerven, heute besonders.

Endlich sind sie draußen. Martin lädt ein, schwingt sich hinters Steuer und fährt Richtung City.

Wo willst du denn noch hin?

Wart’s ab, sagt er, Shopping.

Ich will aber nach Hause!

Wir fahren jetzt shoppen, sagte er nachdrücklich, sie schauen sich einen kurzen Moment an, er meint es ernst, sie will keinen Streit und schweigt.

Zielstrebig steuert er Victoria’s an, ein neues Geschäft, sie hat von Manu davon gehört, woher kennt er das?

„Da gehe ich nicht rein, schon gar nicht mit dir, ein andermal“ sagt sie.

„Wir gehen da jetzt rein“ sagt er, „ nun hab dich nicht so, mach mir die Freude. “

Widerwillig folgt sie ihm hinein. Sie schaut sich um, meistens junge Frauen, ein paar Männer die betont ernsthaft Unverfängliches studieren.

Martin geht mit ihr zielstrebig von Auslage zu Auslage, hält ihr dies und das an, es ist ihr unangenehm, so öffentlich mit Dessous.

„Lass das, oder du kannst alleine einkaufen“ zischt sie, „außerdem ist das nicht meine Größe“.

„ Es ist deine Größe“ grinst er, „ich habe alle Größen aufgeschrieben“, winkt mit einem Zettel und hält ihr schon das Nächste an.

„ Wann soll ich so was denn tragen, außerdem ist das unpraktisch …“.

Martin lässt sich nicht beirren.

Mit einem Haufen Tüten kommen sie zuhause an, die er mitten auf den Wohnzimmertisch stellt.

„Ich muss noch mal weg“ sagt er, „ich bin in zwei Stunden wieder da“.

Sie macht sich Tee, setzt sich ins Wohnzimmer und schaut die Tüten an.

Die Tüten sind eine Verpflichtung für sie, sie weiß, sie soll das ganze Zeug anziehen.

Sie will das nicht, wird alles in ihren Kleiderschrank stecken und vergessen. Sie wird das ganz bestimmt nicht anziehen, ihr tut es schon fast wieder leid, dass sie sich am Morgen so verhalten hat.

Verhalten. Hat sie sich denn verhalten? Es war doch, was sie wollte, nein, eher was sie sollte, was ihre Lust wollte. Wieso hat sie sich so verhalten, wieso heute zum ersten Mal, warum wollte sie sich sonst nicht so verhalten?

Hat sie sonst nicht gewollt, oder empfand sie keine Lust? Sex war doch immer schön.

Sie hatte doch immer Lust dabei, oder nicht?

Ihr Traum fliegt durch ihren Kopf, sie erinnert sich an einzelne Bilder, Gefühle, immer noch hallt die empfundene Erregung in ihr nach, Schlaglichter auf ihre Extase setzend.

Ihr ist unwohl dabei, so will sie das nicht, nicht in Wirklichkeit, warum war das so erregend, wenn sie es nicht will?

Sie versucht die Bilder zu verdrängen, ein Mensch kann nur zwölf Sekunden an einem Gedanken festhalten, hat sie mal gehört, aber die Bilder hören nicht auf.

Sie will sich an tollen Sex erinnern der nicht beängstigend war, so wie sonst, ihr fällt nichts ein. Sie sieht sich und Martin, sieht wie er auf ihr liegt, sie nimmt, aber sie weiß nicht mehr wann das war, kann es nicht zuordnen. Es ist irgendwie an ihr vorbeigegangen. Sex mit Martin ist an ihr vorbeigegangen, durch sie hindurch, hat keine Spuren hinterlassen, keine Erinnerung, die sie so verfolgt wie die Bilder der Nacht.

Sex war ihr eigentlich nie so wichtig, kein beherrschendes Thema, Sex gehört zum Laben dazu, sie ist ja nicht verklemmt, er ist schön und gut.

Schön und gut. Wie banal das klingt. Wie banal sich das anfühlt. Wie ein Bad, warm und entspannend und – banal.

Sie greift nach einer der Tüten auf dem Tisch und legt den Inhalt auf ihren Schoß. Eine Spitzencorsage, ein Strumpfgürtel, Strümpfe. Sie legt die leere Tüte beiseite, nimmt die nächste.

Spitzen BH, Tangaslip, noch ein Strumpfgürtel, schwarz diesmal. Ein roter Satinteddy. Kunstfaser. „Männer“ denkt sie, “darin schwitzt man doch sofort“.

Tüte nach Tüte leert sie, Cocktailkleider, Röcke, Blusen, alles figurbetont, alles vom Feinsten.

Martin hat mal wieder übertrieben, hat blind drauflos gekauft. Sie schneidet die Preisschilder ab und geht mit den Sachen ins Schlafzimmer.

Sie hängt die Kleider weg, die Röcke, legt die Blusen in den Wäschekorb. Ein Preisschild hat sie an einer Corsage übersehen, sie geht ins Bad, schneidet das Preisschild ab.

Ihr Blick fällt in den Spiegel. Sie hält sich die Corsage an, – wie bei „Angelique und der König“, fehlt nur noch der Reifrock…

Sie schaut auf die Uhr, eine Stunde hat sie noch bis Martin zurückkommt. Kurz entschlossen zieht sie sich aus und probiert die Corsage an, sieht ja keiner.

Es ist schwierig, die Bänder auf dem Rücken festzuziehen, endlich hat sie dieses Ding an, schaut in den Spiegel.

Sie hat keine schlechte Figur, gar keine schlechte Figur…

Ihre Brüste quellen fast über, füllen die Körbchen mehr als aus. Die Corsage ist ziemlich eng, sie fühlt sich wie eingespannt, als ob sie von einer großen Faust fest umschlossen wird. Sie fühlt sich – sie kann es gar nicht beschreiben, aber sie mag es. Sie zieht die Schnürung noch etwas fester. Es ist, als ob sie von großen Händen fest gepackt wird und…

Sie denkt nicht weiter, Röte schießt ihr ins Gesicht.

Sie zieht sich schnell wieder an, bringt die Corsage ins Schlafzimmer und wirft sie zu den anderen Dessous, ganz nach hinten in die Ecke des Schranks.

Sie wirft die leeren Tüten in den Papiermüll, macht sich noch einen Tee. Sie legt sich Musik auf, Pat Metheny Group, Travels.

Sie nippt an ihrem Tee, die Musik schleicht leise durchs Zimmer, umhüllt sie. Es belästigt ihren Frieden, der Sex, der Morgen, die Reizwäsche, Martins Gehabe, ihre eigene Zweifelhaftigkeit, ihre eigene Unsicherheit.

Sie ist unzufrieden, mit sich, mit Martin, mit allem.

Sie kann es nicht mal auf den Punkt bringen, was sie stört. Der Morgen hat sie tief bewegt, in ihr hat sich etwas bewegt, ist etwas verrückt worden.

Sie hat ihm einen geblasen.

Sie fühlt sich billig, als sie das denkt, Proleten reden so.

Wie im Porno.

Wie soll man das sonst nennen.

Ich habe ihn oral befriedigt.

Ich habe seinen Penis im Mund gehabt.

Ich hab seinen Schwanz gelutscht.

Ich hab’s ihm mit dem Mund gemacht.

Mit Blümchen verziert, antiseptisch, klinisch, billig, obszön.

Man kann das gar nicht normal sagen. Die ganz Sprache ums ‚untenrum’ ist spießig, verklemmt oder obszön.

Nichts davon ist heute Morgen geschehen, sie hat das für sich getan, sie kann nicht mal genau sagen wieso, sie hatte einfach nicht mehr gedacht, hat nur noch gehandelt, hat getan was sie wollte.

Sie wollte das, sie wollte ihn in ihrem Mund haben, wollte ich schmecken, anders wahrnehmen als sonst, wollte sich nicht zurückhalten.

Zurückhalten ?

War ihr Verhalten das Ende des Enthaltens?

Ihre Perspektive verschiebt sich.

Sie fühlt geradezu, wie sich ihre Gedanken neu zusammensetzen, wie sich neue Atmosphären in ihrem Kopf bilden.

Sie denkt an das Erlebte, an das Erfühlte, ihre Befriedigung, als er kam, an ihr Machtgefühl, an ihr Stolz auf sich, das sie den Mut hatte für sich selbst zu fordern, ihn zu nehmen wie es ihr gefiel.

Ich war ganz, denkt sie, ich war vollständig in meiner Lust, einer Lust die in ihrem Traum geboren wurde, oder eher befreit wurde.

Sie hat soviel Lust geträumt, dass sie ganz erfüllt war davon, dass sie Lust leben konnte, weil für nichts anderes mehr Platz war.

Sie hat es eindringlich genossen, alles, hat mit ihm gespielt, ist seiner Lüsternheit mit ihrer begegnet, sie hat ihn unter sich gehabt, hat ihn in sich aufgenommen, als Höhepunkt ihres Handelns, sie ist, erkennt sie vollständig befriedigt eingeschlafen.

Sie hört Martin an der Tür.

Sie war ganz in Gedanken versunken. Ihr Tee ist kalt, sie trinkt ihn trotzdem aus, „Ganz und gar“ denkt sie und meint nicht nur den Tee.

Götterdämmerung

Es ist dunkel geworden. Sie sitzt mit Martin vor dem Fernseher, eine Liebeskomödie läuft mit Tom Hanks, genau das braucht sie jetzt, Schmusestimmung und Idealromantik. Martin wäre, da ist sie sicher am liebsten sofort mit ihr ins Bett gegangen. Sie aber will jetzt keinen Sex mit solchen Vorzeichen, sie empfindet die Shoppingtour vom Vormittag immer noch als Aufforderung, in Reizwäsche mit ihm ins Bett zu gehen.

Er schaut sie an, wartet ab bis der Film zu Ende ist, dann wird er wieder drängeln denkt sie.

Er wird kleine Andeutungen machen, sie hier und da berühren, ihre Erregung entfachen, oder was er dafür hält.

So war es immer, sie hat das verstanden, Männer wie Frauen brauchen Sex, Männer halt öfter, das ist ja normal und es ist auch immer ganz nett. Frauen kommt es mehr auf das Drumherum an, auf das tägliche harmonische Leben, auf die Stimmung, die sich entwickelt.

Sie versteht das nun nicht mehr, ist mit ihrem Verständnis am Ende, Lust hat sie noch nie so getrieben, dass sie unbedingt ins Bett musste, bis heute morgen.

Seit heute morgen ist sie anders.

Tom Hanks küsst Meg Ryan, mitten in Philadelphia, auf einem Hochhaus.

Der Abspann beginnt, prompt schaltet Martin den Fernseher aus, und will sie in die Arme nehmen.

Warte, sagt sie.

Sie steht auf und geht in die Küche, Wein holen.

Als sie wieder hereinkommt, erhellt sich seine Miene, sofort steht er auf um Gläser zu holen.

Sie entkorkt die Flasche und gießt sich beiden ein.

Sie setzt sich ihm gegenüber aufs Sofa, der Couchtisch ist zwischen ihnen wie ein Wall. Die Distanz braucht sie jetzt.

„Was ist los“, fragt er, „warum kommst du nicht wieder her?“

„Ich möchte reden“, sagt sie, „ich will so nicht mit dir ins Bett.

Er sitzt da wie vom Blitz getroffen.

„Das habe ich doch gar nicht gesagt…“

„Aber du verhältst dich so…“

Stille, er schaut sie an, sie sieht das er nicht versteht.

„Ich dachte, dass du auch Lust hast, besonders seit heute morgen. Ich habe dich noch nie so erlebt, ich bekomme das gar nicht aus dem Kopf, ich freue mich den ganzen Tag schon auf heute Abend.

„Martin, ich weiß das, aber ich kann das nicht…. “

„Du kannst das nicht? Was kannst du nicht? Heute Morgen hatten wir den besten Sex unseres Lebens und jetzt kannst du nicht? Was ist denn los, habe ich was getan oder gesagt?“

Den besten Sex unseres Lebens, denkt sie.

Stimmt.

Es war der beste Sex ihres Lebens.

Sie sieht ihn an, sieht sein Unverständnis, seine Unsicherheit, Zorn.

„Ich habe“, sagt sie leise, „heute Morgen Lust gehabt und ich habe das sehr genossen. Heute Abend ist mir nicht danach. Ich habe das Gefühl, du willst das noch mal erleben und ich habe nicht die Lust von heute morgen. “

Er schweigt, sieht sie an, lehnt sich zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Wie gepanzert sieht er aus, abwartend, in der Defensive.

„Liegt es an der neuen Wäsche, magst du das nicht?“ platzt es aus ihm heraus.

„Nein, sie ist hübsch, aber ich weiß nicht wann ich das tragen soll, eigentlich möchte ich so etwas nicht anziehen, nur fürs Bett, im Alltag sieht man das sofort, da kann ich es auch nicht tragen. Ich kann damit nichts anfangen, aber das hat damit nichts zu tun. “

„Was ist es dann? Heute Morgen überraschst du mich mit Dingen, die ich nur aus Filmen kenne, bist ganz anders, ganz frei und verlierst dann das Interesse? Ich habe dich noch nie so erlebt, das will ich natürlich wiederhaben, du hast geradezu gedampft vor Sex.

Er dreht sein Weinglas in der Hand, ist offensichtlich genauso verlegen wie sie.

„Bei mir wird’s schon eng in der Hose, wenn ich nur daran denke…“

Er gießt sich Wein nach, zündet eine Zigarette an, beschäftigt seine Hände.

Sie zuckt die Schultern, wimmelt weitere Fragen ab, sie weiß nicht was sie noch beantworten kann.

„Du warst echt toll“ sagt er.

Sie lächelt pflichtschuldig. Einerseits freut es sie, dass er das sagt, andererseits baut er schon wieder Erwartungshaltungen auf setzt sie wieder unter Druck.

Er sitzt da und ihm scheinen die Worte zu fehlen.

„Ich war heute Nachmittag in der Stadt, hab die Zeit totgeschlagen und hatte gehofft, du würdest die neuen Sachen anhaben, wenn ich wieder da bin. Ich war total fasziniert von dir, ich bekomme das gar nicht mehr aus dem Kopf.

Er druckst rum. Sie nippt an ihrem Wein, wartet. Er starrt in seinen Wein, schaut sie nicht an. Der Wein kreist im Glas. Sein Glas ist voller Fingerabdrücke, seine Hände schwitzen. Sie wird aufmerksam. Irgendwas hat er.

Wieder zieht der Morgen in ihrem Kopf an ihr vorbei. Sie weiß, dass er das mag, er drängelt ja oft genug, nun müsste er doch zufrieden sein.

„Du kannst doch nicht erwarten, das du mich in so einen Laden schleppst, das ganze Zeug kaufst, ob ich will oder nicht und dann sofort alles ausprobiere.

Kannst du nicht einmal zufrieden sein? War das nicht genug? Du hast doch bekommen, was du sonst immer willst. “

Sie merkt zu spät was sie sagt, aber nun ist es raus. Sie hat die Krallen ausgefahren ohne es zu merken. Sie will einfach ihre Ruhe haben.

Er läuft rot an. Seine Wangenmuskeln arbeiten.

„Erstens: ich habe dich nicht darum gebeten. Zweitens: was will ich immer? Drittens: Es war genug, jetzt gerade war es genug.

„Na, das ich mit meinem Mund ankomme!“ gibt sie genauso laut zurück.

„Du hast keine Ahnung“ sagt er, „aber wenn du schon darauf anspielst, ja, so habe ich mir das immer vorgestellt, mal ohne Betteln und ohne schlechtes Gewissen. Ich habe mich wirklich damit abgefunden, das wir nur Blümchensex haben, ich aktiv, du passiv, ab und zu mal mit dem Mund, aber nur wenn ich lange bitte.

Jetzt kommst du, zeigst mir, dass du auch anders kannst und wirfst es mir dann auch noch vor“.

Er funkelt sie an, sie funkelt zurück.

Eine Weile sitzen sie da, mauern sich mehr und mehr ein. Schweigend trinken sie ihren Wein aus.

„Ich gehe ins Bett. “

„Ich komm auch gleich. “ sagt sie und ist allein. Sie fühlt sich einsam, das Leben ist aus dem Raum gewichen.

Die Sofas laden sie nicht mehr zum Sitzen ein, sie stehen nur tot herum, der Tisch wirkt wie nach einer Party, leere Gläser, kein Mensch mehr da. Da, wo eben noch Bewegung, Stimme und Atem war ist nichts.

Nun tut es ihr wieder leid, sie hätte die Sachen ja auch anziehen können, hätte mit Martin ins Bett gehen können, aber nein, sie hätte das nicht genießen können, hätte sich beobachtet gefühlt, Martin hätte abgewartet, ob sie auch das Richtige tut.

Sie denkt über seine Vorwürfe nach, schlechtes Gewissen, Sex mit Betteln, sie zu passiv.

Sie sieht das nicht so, Frauen sind nun mal passiver als Männer. Ist das so? Nein, bestimmt nicht, Sie ist so, sie ist halt passiver als Martin. Sie will sich nichts vormachen, er hat ein bisschen Recht, aber sie kann nicht auf Kommando, will erst in Stimmung gebracht werden. Martin hat sowieso immer Lust.

Sagt er.

Der nette Sex den sie immer hatten zerbröselt vor ihren Augen in kleine Bröckchen, zerkrümelt zu einem diffusen Haufen von Erwartungshaltungen und schlechten Erfüllungen. Sie war auch nicht zufrieden, sie hat sich begnügt, begnügt mit dem was ihr zustand, ohne das sie mehr eingefordert hätte.

Ihr Traum hat sie herausgerissen aus dem Begnügen, sie will sich nicht mehr begnügen, kann aber ihr Fordern nicht leben.

Sie räumt die Gläser in die Küche, schaltet das Licht aus und geht ins Schlafzimmer.

Martin ist noch wach, starrt an die Decke. Sie schlüpft in ihren Pyjama, kriecht unter die Decke und schaut ihn aus ihrem Wall von Kopfkissen an.

Sie legt ihm eine Hand auf die Brust, streicht sacht hin und her, jederzeit bereit, sich wieder zurückzuziehen.

„Ich will mich nicht mit dir streiten“, sagt er, “ich hab’s nicht so gemeint. Das was wir haben ist schön, aber ich wünsch mir manchmal viel mehr, nein, etwas Anderes, es geht nicht darum, ob du es mir mit dem Mund machst, es geht darum wie du mich willst.

Das will ich spüren, ich will,“ sagt er,“ ich will das du nach mir gierst und heute morgen, heute morgen wolltest du mich, du hast nicht mitgemacht, du wolltest haben. Das will ich. “

Sie rutscht rüber, kuschelt sich an, sein Zorn ist verraucht. Sie lässt ihre Hand tiefer gleiten, streicht über sein Glied, drückt sacht. „Ich liebe dich und ich liebe ‚ihn’“ flüstert sie und dreht sich in seinen Armen auf die Seite, drückt ihren Rücken an seine Brust.

Er drückt sie fest an sich und sie spürt, wie er sich entspannt, fühlt seinen Herzschlag an ihrem Rücken. Ihre heile Welt ist zerbrochen um zu einer neuen zu werden. Vielleicht nicht so bequem wie die alte, aber vollständiger.

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