Vera — Teil 01: Wie alles begann

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Vera — Teil 01: Wie alles begann

Hallo ihr lieben, mein Name ist Vera und dies ist meine Geschichte.

Ich bin 26 Jahre alt, komme aus der Nähe von Leipzig und studiere Medizin.

Mein Erzeuger hat meine Mutter und mich vor ewigen Zeiten sitzen gelassen und ist mit seiner Sekretärin durchgebrannt, als Mama gerade mit meinem Bruder, Jochen, schwanger war. Ich war damals ein kleines Engelchen von drei Jahren und habe keine wirklichen Erinnerungen mehr an ihn — wowereit.

Da er ständig versucht hat sich um Unterhaltszahlungen und dergleichen herumzudrücken hatte meine Mutter harte Jahre zu durchkämpfen, mit wenig Geld, zwei kleinen Kindern, teilweise drei Jobs gleichzeitig und dem sonstigen Dingen, mit denen sich Alleinerziehende herumplagen müssen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen?, hatte ich eine sehr glückliche Kindheit, im Grunde fehlte es mir und Jochen nie an was, insbesondere nie an der Liebe und Zuwendung unserer Mutter. Wir hatten zwar nicht die tollsten Markenklamotten oder das neuste Spielzeug, aber dafür hat Mutti darauf geachtet, dass wir in der Schule gut klarkommen und gute Chancen für den Start ins Leben haben, und das hat sie phantastisch hinbekommen, wie ich finde.

Die Kehrseite war wohl, dass Mutti nie wirklich Zeit für sich hatte, und demzufolge natürlich auch keine Zeit eine Beziehung zu einem neuen Mann aufzubauen. Sie hat sich über ihr Single-Dasein nie bei uns beklagt, aber irgendwie war mir schon sehr früh klar, dass ihr etwas fehlte, sozusagen der Mann im Haus.

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Nach dem Abitur habe ich mit meinem Medizinstudium begonnen, die ZVS-Lotterie hat mich nach Köln geführt. Köln ist zwar eine supernette Stadt, trotzdem habe ich mich dort nie so wirklich heimisch gefühlt und wollte immer zurück nach Hause, zu meiner Mutter und meinem Bruder.

Nach ein paar Semestern hatte ich dann die Chance meinen Platz in Köln gegen einen Studienplatz in Leipzig einzutauschen und habe sofort zugegriffen. Als ich wieder zu Hause einzog wußte ich nicht, was mich in Kürze dort erwarten würde.

An einem Frühlingswochenende hatte mich eine Studienfreundin eingeladen sie auf ein Partywochenende in München, ihrer Heimatstadt, zu begleiten. Nachdem sie ihren Freund, mich und noch eine weitere Freundin stilecht in ihrer altersschwachen Ente abgeholt hatte ging's los Richtung München — dachten wir.

Keine 100km von Leipzig entfernt, irgendwo auf der A9, verabschiedete sich ihr „Entchen“, wie sie ihr Auto liebevoll nannte mit lautem Getöse. Der herbeigerufene ADAC-Mann diagnostizierte einen kapitalen Motorschaden.

Nach einer halben Ödyssee über einen Autohof, etliche Nahverkehrsunternehmen und die Bahn kamen wir irgendwann spät Abends wieder in Leipzig an. Nach einer weiteren Stunde stand ich dann mit Sack und Pack und ziemlich mieser Laune wieder vor unserem Haus. Und irgendwas war komisch.

Ich weiß bis heute nicht wieso, aber irgendwie hatte ich ein merkwürdiges Gefühl, und deshalb polterte ich nicht wie üblich ins Haus, sondern öffnete die Haustüre zur Abwechslung mal leise, stellte meine Sachen ab und gucke erstmal, wo meine Muttis und Jochen wohl steckten. Da, wo ich sie eigentlich vermutete hätte, im Wohnzimmer, war niemand, obwohl der Fernseher lief und eine Flasche Rotwein und zwei halbvolle Gläser auf dem Tisch standen.

Stattdesen lag dort ein Shirt von Jochen und Mamas Bluse auf dem Boden. Leicht irritiert schlich ich durchs Haus, und in der oberen Etage hörte ich aus Muttis Schlafzimmer Gekicher und Stimmen. Ich schlich mich an die Tür und lauschte:

„Ach Jochen, wie gut, das Vera endlich mal wieder weg ist und wir uns hier ein paar Tage so richtig ausstoben können, die ständige Heimlichtuerei und das Versteckspiel raubt mir ja schon den halben Spaß.

„Ja. Ich mein, ich find's gut, dass sie wieder hier bei uns wohnt und so, aber dadurch müssen wir jetzt immer verdammt aufpassen. „

Aufpassen? Wobei? Was verheimlichten mir die beiden?

„Ja. Na ja, heute müssen wir ja mal nicht nach der Haustür hören und können es mal wieder so richtig krachen lassen, mein Schhatz. Und damit sollten wir auch gleich weitermachen, das Wochenende ist zu kurz um's zu vertrödeln.

Komm her mein Hengst und besorgs Deiner Mutti. “

Es richtig krachen lassen? Hengst? Besorgen? Was ging hier vor? Und seit wann hatte meine Mutter eien solcehn Wortschatz? Nach dazu in Bezug auf Jochen, mein „Brüderchen“? Nun ja, die Geräusche, die dann folgten waren ziemlich eindeutig und ich war geschockt und sprachlos, was wahrlich nicht oft vorkommt. In mir kämpften ide unterschiedlichsten Gefühle gegeneinander. Ich war wütend — wie konnten die beiden blos? –, ich war erregt, ich war empört über mich selbst, empört über die beiden, … ein heilloses Gefühlschaos.

Ich rutschte an der Wand herunter und fand mich plötzlich auf dem Boden sitzend wider, nicht wissend ob ich heulen, schreien oder sonstwas wollte. Die Geräusche aus dem Schlafzimmef meiner Mutter scheinen mir immer lauter zu werden, und irgendwann konnte ich's nicht mehr aushalten. Erst hielt ich mir die Ohren zu, aber nach ein paar Minuten stand ich auf, riß die Türe auf und schrie die beiden an. Was ihnen einfiele, das sei Inzest, sie seien pervers, … nun ja, ich ließ wenig aus, was man in dieser Situation so brüllen kann.

Nachdem erstmal alles raus war schlug ich die Tür wieder zu, polterte in mein eigenes Zimmer und warf auch dort die Tür hinter mir lautstark ins Schloß. Nach kurzer Zeit klopfte meine Mutter und fragte, ob sie reinkommen und mit mir reden können. Meine Wut war dank meinem Ausbruch inzwischen weitestgehend verflogen, und so liess ich mich auf ein Gespräch ein.

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