Wiener Geschichten 01 – Nachtmusik
Veröffentlicht am 19.05.2016 in der Kategorie Erotikgeschichten Telefonsex mit ECHTEN Frauen: Zusätzlich mit Kamera Funktion möglich!Nachtmusik
Frau von Trotta hatte Staub gewischt und entdeckte Flecken, als sie gegen das Licht schaute. Etwas war angetrocknet. Sie nahm einen feuchten Lappen, wienerte ein wenig und polierte mit dem Staubtuch nach. Mit einem erneuerten Blick ins Gegenlicht überzeugte sie sich, dass die große, glatte schwarze Fläche wieder makellos glänzte. Der Kronleuchter samt Deckenstuck und das überhohe Fenster mit seinen halbgeschlossenen, schweren Brokatvorhängen spiegelten sich darin. Was sie so liebevoll pflegte hatte schwarze und weiße Tasten.
Es war ein Flügel. Aber kein gewöhnlicher Flügel, sondern ein Bösendorfer.
Die Flecken stammten von Maximilian. Obwohl sie es nicht nötig hatte, gab Frau von Trotta ihr musikalisches Talent in Form von privatem Musikunterricht an begabte Schüler an zwei Tagen der Woche weiter. Samenreste eines Schülers befanden sich nun auf dem Bösendorfer, Frau von Trottas Heiligstem. Bis vor einem Tag wäre dies unvorstellbar gewesen. Denn wann hatte Frau von Trotta je ein männliches Glied aus nächster Nähe gesehen? Dazu noch ein erigiertes? Ein so fabelhaftes, stattliches? Es hatte eine große, dunkel violettrote Eichel und einen stämmigen, von dicken, pulsierenden Adern überzogenen Schaft.
Ein dichter Wald von dunkelblondem Schamhaar umkräuselte einen gut gefüllten Hodensack. Von einer schmalen Hand war das Glied plötzlich gepackt worden, knapp unterhalb der glühenden Eichel, mit Daumen und Zeigefinger. Die Finger der Hand hatten einen Ring gebildet, mit dem ein Stück Vorhaut über die Spitze gezogen wurde. Die geschlossene Faust hatte das Glied mal mehr, mal weniger fest zugedrückt und eher aus dem Handgelenk als aus dem ganzen Arm waren flinke Vor-und-zurück-Bewegungen erfolgt.
Nach höchstens einer Minute waren Tropfen einer klaren Flüssigkeit ausgetreten, die von der übergestülpten Vorhaut erfasst wurden und sich durch den rhythmischen, fast schon eleganten Schwung der Hand über die Eichel verteilten. Die Spitze des Gliedes besaß nun den Glanz und die Form einer vollreifen Tomate, zumal sich die Genitalie in der Gesamtheit nochmals vergrößert hatte, dies aber an der Spitze am deutlichsten zu erkennen war.
Die Hand hatte ihr Tempo gesteigert, langsam, aber stetig, um dann unvermittelt, bei einer jähen Abwärtsbewegung, innezuhalten.
Man befürchtete, dass das Häutchen, welches die geräuschvoll flutschende Vorhaut mit der Eichel verband, reißen würde. Aber durch den Zug hatte sich nur der Eichelspalt geöffnet und man konnte ein wenig in die Tiefe der Röhre blicken wie in den Lauf einer Flinte. Sekundenbruchteile vergingen. Die Hand verharrte in ihrer Haltung, und plötzlich, aus der Mitte der freigelegten, blanken Eichel, spritzte ein großer Schwall einer Art flüssigen Sahne. Dem Schwall war ein erlösendes Stöhnen gefolgt und dem Stöhnen weitere erlösende Sahneschübe.
Die Hand hatte schließlich nur noch lose den Schaft umklammert und die einzige Regung, die man wahrnahm, war das konvulsive Zucken, das von den Hoden durch das Glied in die Eichel wanderte. Nach jeder Zuckung war eine weitere schleimige Schliere auf den schwarzen Lack des Bösendörfers geschleudert worden und als der Strom zu versiegen drohte, setzte sich die Hand erneut in Bewegung, um das Rohr vollständig zu entleeren. Maximilian hatte vor den Augen seiner Klavierlehrerin bis zum Orgasmus onaniert.
Frau von Trotta war lange nachdenklich vor ihrem Flügel gestanden und hatte die milchigen Lachen ihres Musterschülers versonnen betrachtet, als dieser längst schon, über sich selbst entsetzt, das Haus verlassen hatte. Mit spitzem Zeigefinger hatte sie in den Pfützen gerührt und mit seinem Sperma Kreise gemalt. Sie war nicht imstande gewesen, dem jungen Mann Einhalt zu gebieten. Zu überraschend, zu mitreißend hatte das Geschehen seinen Lauf genommen.
Frau von Trotta war eine Frau besten Alters, wenn der Betrachter es wohlwollend meinte.
Oder eine alte, verstaubte Schachtel. Immerhin eine aus einer Wiener Familie reinstes Donauwassers und Walzerblutes, seit Generationen. Abgesehen von einem ungarischen Halbadligen in der väterlichen und einer böhmischen Hofdame in der mütterlichen Linie vor etwa zweihundert Jahren. Habsburgs Herrschaft war großzügig gewesen und hatte die Trottas vereinnahmt. Von Kaiser Franz-Josef vollständig nobilitiert fanden Frau von Trottas Vorfahren ihre Bleibe in einem großen Gründerzeitgebäude in der Millökergasse. Jedes Stockwerk eine feudale Wohnung, mit Räumen für das Personal auf der Etage.
Langsam wurde es für Frau von Trotta beschwerlich, in der 4. Etage zu wohnen. Doch um ihren geliebten Bösendorfer artgerecht aufzustellen, kam für sie keine andere Wohnung in Betracht. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war das Stadtpalais renoviert und, dem Geist der Zeit und den finanziellen Notwendigkeiten entsprechend, aufgeteilt und umgebaut worden. Aus einer Wohnung wurden drei. Nur Frau von Trotta hatte als Eigentümerin weiterhin das Privileg, in der herrschaftlichen Beletage zu wohnen.
Knapp 200 Quadratmeter, die nur den monatlichen Verbrauch kosteten, dafür viel Atemluft, um hinaufzugelangen, denn es gab zwar ein wunderschönes Treppenhaus, aber keinen Aufzug. Ihr Büstenhalter kam regelmäßig an die Grenzen der Belastbarkeit, wenn sie, schwer atmend, die Wohnungstür erreichte. Alles hatte seinen Preis.
Aber Frau von Trotta hatte nie anderswo gelebt und konnte es sich auch nicht vorstellen. Der Sechste war ihre Heimat. Früher war es der Gumpendorfer, heute nannte man den Bezirk Mariahilf.
Zwei Querstraßen nach rechts und die Linke Wienzeile entlang kam sie auf den Naschmarkt und erreichte zwanzig Minuten zu Fuß über den Ring und die Kärntner Straße den Stephansdom. Wenn sie wollte. Frau von Trotta begnügte sich meist mit touristenfreien Einkaufmöglichkeiten in entgegengesetzter Richtung.
Überhaupt, dieses „Gschwerl“ aus aller Herren Länder! Von Jahr zu Jahr wurde es schlimmer. Früher sprachen sie Englisch und Französisch, das ergab irgendwann einen halbwegs vertrauten Klang in ihren Ohren.
Heute schallte es Chinesisch, Japanisch, Koreanisch. Am Entsetzlichsten polterte es Russisch. Zum Glück hörte sie es nicht, wenn sie nicht wollte.
Denn in Frau von Trottas Kopf spielte Musik. Den ganzen Tag, wenn es sein musste. Nicht umsonst lebte sie in Wien, der Welthauptstadt der Musik. Nicht umsonst war sie zwei Blocks neben dem „Theater an der Wien“ aufgewachsen, wo Eroica und Fledermaus uraufgeführt wurden. Und nicht zuletzt setzte sie die Tradition ihrer Familie fort, in der zumindest ein Mitglied jeder Generation hochklassig an einem Instrument ausgebildet wurde.
Frau von Trotta besaß Gespür für die schwarz-weißen Tasten und hatte an der Hochschule der Stadt und am Nationalkonservatorium in Paris bei Professor Jacques Rouvier studiert. Ihr Mann war vor zehn Jahren verstorben, wonach sie ihren Familiennamen wieder angenommen hatte, doch wie es schien, war sie weiterhin verheiratet. Mit ihrem Bösendorfer, Modell 290 Imperial, Baujahr 1965. Ihre schlanke, vornehme Gestalt hatte etwas Feenhaftes, wenn sie, in Melodien versunken, von Oktave zu Oktave glitt. 97 Tasten, statt 88, hatte der Imperial.
Eine Subkontrabassoktave mehr als üblich. Frau von Trottas Finger spielten auf schwarzem Ebenholz und hellem Elfenbein. Waren es die berühmtesten Flügel der Welt, sinnierte sie? Bösendorfer Flügel baute man seit 180 Jahren in Wien. Es waren die schönsten und besten, jedenfalls für Frau von Trotta. Sie liebte ihre Stadt.
Hatte sie ihren Mann geliebt? Diese Frage ging ihr beim Malen auf dem schwarzen Klavierlack durch den Kopf. Die Kreise wurden größer, bis sich unter der Fingerkuppe keine Samenflüssigkeit mehr befand und die Trockenheit den Finger bremste.
Sie tauchte ihn erneut in die größte Spermapfütze, hielt jedoch inne, weil die Vergangenheit auf einmal deutlich vor ihrem inneren Auge erschien. Medizinalrat Prof. Dr. Grienstaidel war dreißig Jahre der Mann an ihrer Seite gewesen. Jedenfalls lag er stets auf der rechten Seite im Ehebett, auch als ein plötzlicher Infarkt des schwachen Herzens sein irdisches Dasein beendete. Danach war es ungefähr so wie vorher. Im Bett tot und langweilig.
Hatte der Herr Professor je bemerkt, dass sie einen formidablen Busen besaß, der auch heute noch, Anfang Fünfzig, gut in Form war? Früher fand sie ihre Brüste zu groß, im Verhältnis zu ihrem grazilen Körperbau.
Auch heute noch kleidete sie sich streng, ohne die Brust zu betonen. Manchmal fand sie in den letzten Jahren Gefallen an fließenden Stoffen, die das breiter gewordene Gesäß vorteilhaft verdeckten. Obwohl sie sich in gewissen Momenten bei dem Befund ertappte, dass ihr draller Hintern die schlanken Beine betonte und ihre üppigen Brüste die schmale Taille. Oder umgekehrt. Denn nackt nach dem Bad wagte sie hin und wieder einen ausgiebigeren Blick in den Spiegel. Wenngleich sie sich oft steinalt fühlte, kam sie sich immer noch attraktiv vor.
Trotzdem. Dreißig Jahre lang hatte ihr Gatte pro Jahr nur ein halbes dutzend Mal den Beischlaf vollzogen, wenn es seine verantwortungsvolle Arbeit zuließ. Die Zahl war großzügig geschätzt. Weniger großzügig fiel Frau von Trotta die Einschätzung hinsichtlich der Güte des ehelichen Verkehrs aus. Selbst bei angestrengtem Nachdenken und Rekapitulierens des längst verdrängten Bettgeschehens fiel ihr kein erinnerungswürdiger Akt ein. Ihr Mann hatte sie weder befruchtet noch befriedigt. Sein Samen war zwar in ihrer Scheide gelandet, dieser Vorgang hatte aber weder Nachkommen noch Lust erzeugt.
Und jetzt dies! So nah, so intensiv, so direkt vor ihren Augen. Ihr Busen wogte. Beinahe hätte sie einen Spritzer abbekommen. Unglaublich. Ihr blasser Teint änderte sich in zartes Rosa. Erneut tauchte sie einen Finger in einen bislang noch unberührten kleinen See und zog von der Mitte her dünne Fäden über die Ränder hinaus, bis das Bild einer strahlenden Sonne entstand. Dann tupfte sie mit der feuchten Fingerkuppe auf den Rock, dort, wo sich ihr Venushügel befand und meinte mit mutiger werdenden Gedanken, dass dies der richtig Ort für den leidenschaftlichen Sud gewesen wäre.
Sie hatte nicht gewagt, das Glied anzufassen. Ob er es gewollt hätte? Ob sie es gekonnt hätte? Das Geschlechtsteil ihres Gatten hatte sie weder richtig zu Gesicht, noch richtig in den Griff bekommen. Es war ihr nur vom Eindringen her bekannt gewesen. Nie hätte sie gedacht, welchen Aufruhr schon der Anblick einer aufragenden Männlichkeit in ihr auslösen könnte. Sie lauschte in den Raum, ob noch etwas vom Echo des seligen Stöhnens oder vom saftigen Aufklatschen des Samens von den Wänden hallte.
Sie spürte, dass ihre Schamlippen anzuschwellen begannen und ärgerte sich, dass sie es nicht gewagt hatte, ihn zu ergreifen, den Augenblick – und den Schwanz. Sie benötigte mehr als drei Blatt Küchenvlies, um aufzuwischen.
SCHWANZ! Dieser Begriff gehörte nicht zu ihrem Vokabular. Sie hatte den Begriff bislang eher abstoßend empfunden und doch soeben in ihren Gedanken benutzt. Aber das war der gebräuchlichste Ausdruck, den heutzutage die Leute benutzten, wenn sie dieses Körperteil in einem Satz unterbrachten.
Sie hörte ihn oft, neben viel anderem Unanständigen, wenn sie mit der Tram zu ihren Lieblingsplätzen der Stadt fuhr. Gern war sie auch zu Fuß unterwegs, aber zum Friedhof nach Sankt Marx waren es etliche Kilometer. Einmal Umsteigen am Karlsplatz, dann brachte sie die Straßenbahn Linie 71 leidlich bequem dorthin. Jedoch war sie genötigt, an den Gesprächen der Jugendlichen teilzuhaben, die am frühen Nachmittag aus der Schule nach Hause oder arbeitslos einfach nur von einem Döner zum nächsten gondelten.
Je weiter man Richtung Simmering kam, umso mehr wurde zur Gewissheit, dass die Türken mittlerweile das erreicht hatten, was ihnen 1683 nicht gelungen war.
An Frau von Trotta zogen Gemüseläden, Handy-Shops, Imbissbuden und Schneiderwerkstätten vorbei. Durch die verdreckten Fenster nahm sie nur beiläufig die Außenwelt wahr. Bis plötzlich das Wort „Schwanz“ zu ihr durchdrang und unbewusst ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Zwei junge Dinger auf der Bank vor ihr unterhielten sich im typischen Wechsel von Deutsch und einer südlichen Fremdsprache.
In jedem zweiten deutschen Satz fiel das Wort mit „S“. Hätten die Mädchen keine Kopftücher getragen, wäre Frau von Trotta weniger überrascht gewesen. Jetzt fing sie an, sich zu interessieren. Ob sie schon einen gehabt habe, fragte die eine. Die andere lächelte verlegen. Nein, und du? Drin noch nicht, aber angefasst. Hat er gespritzt? Jetzt lächelte die andere. Ob sie mit dem Schwanz auch ficken würde, wollte das erste Mädchen wissen. Frau von Trotta war entsetzt, aber im Bilde.
Was die Eltern tun würden, wenn sie das wüssten, dachte sie? Mein Alter würde mich umbringen, kam prompt die Antwort.
Du traust dich nur nicht, wurde die Schwanzkundige gehänselt und sie entgegnete ärgerlich auf Türkisch. Orgasmuskugeln sind aber auch gut, ergänzte sie auf Deutsch. Noch ein Begriff, der Frau von Trotta nicht geläufig war. Er verlangte nach Erklärung. Langsam nacheinander reinschieben, an der Schnur rausziehen, wieder reinschieben, oder einfach drinlassen und mit den Muskeln spielen.
Die links Sitzende schien keine Hemmungen zu haben, ihrer Freundin und somit auch Frau von Trotta die Funktion von Orgasmuskugeln mit Worten und Gesten zu verdeutlichen. Nebenher kramte sie eine schulheftartige Broschüre aus dem Rucksack. Frau von Trotta linste verstohlen über die Schultern der Mädchen und erkannte schockiert, dass es sich weder um Mathematik noch Physik handelte. Bei weiter Auslegung hätte der Inhalt des Heftes vielleicht für den Biologieunterricht getaugt. Die Roten seien echt geil, weil innen eine zweite Kugel rotiert, vernahm Frau von Trotta deutlich, obwohl die Straßenbahn mit grässlichem Geholper eine Schienenkreuzung überquerte.
Ob sie damit auch richtig gut käme, wurde gefragt und Frau von Trotta war schockiert, als sie aus dem Mädchenmund die ausführliche Beschreibung eines weiblichen Höhepunktes vernahm. Es war ein Vorgang, den ihr Körper noch nie gespürt hatte. Kein Mann hatte sie je in diesen Zustand versetzt und ihre eigenen Hände hielt sie für tabu. Pfarrer Guggenbichler grüßte katholisch von oben, er war längst gestorben.
Alter und Religion waren ihr plötzlich egal.
An der nächsten Station stieg sie aus, nicht weil Sankt Marx schon erreicht war, sondern weil sie wusste, dass an der Häuserzeile gegenüber die Reklame eines Erotikcenters prangte. Mit mulmigem Gefühl erstand sie dort, für Neunundzwanzigneunzig, im schummerigen Licht verschämt um sich blickend, eine Packung Kugeln, rot, rotierend. Der schmierige Verkäufer an der Kasse grinste und zwinkerte wissend. Dabei wusste sie so gut wie nichts, bekam aber eine neutrale Plastiktüte und den Hinweis mit auf den Weg, dass niemand etwas merken würde.
Frau von Trotta war der Meinung, dass auch ohne Tüte niemand etwas bemerkt hätte.
An diesem Tag, es war der 27. Jänner, hatte Frau von Trotta ihre erste Affäre. Er hieß Wolfgang und wohnte im Stadtteil Sankt Marx. Eigentlich lag er dort mehr als dass er wohnte und das schon ziemlich lang. Wolfgang Amadeus war ihre heimliche Liebe. Beim Spielen mit Mozart auf dem Bösendorfer durchflutete sie regelmäßig ein wohliger Schauer, wenn ihr eine Partitur bis auf die letzte Pause gelang.
Verglichen mit den Schilderungen des Mädchens in der Tram waren diese Gefühle ähnlich. Es waren ihre Höhepunkte. Jedenfalls bis zu diesem Tag.
Wolfgang hatte Geburtstag und Frau von Trotta versäumte es an keinem 27. Januar, am Grab ihres geliebten Genies seiner zu gedenken. Wiens größtes musikalisches Talent schlummerte nach seinem ärmlichen Ende in der ruhmlosen Erde des Sankt Marxer Friedhofs. So sehr sie sich manchmal darüber ärgerte war es ihr doch recht, dass sie mit ihm hier stille Stunden verbringen konnte.
Der Zentralfriedhof war elf Stationen entfernt und dessen Stille wurde von Heerscharen zertrampelt, die in der Linie 71 ständig den Chauffeur fragten, an welchem Tor man aussteigen müsse, um auf dem kürzesten Weg zu Beethovens Gruft zu gelangen.
Sie trug die Erleuchtung in sich, die mit Mozarts Musik durch ihren Geist strömte. Konnte er auch ihren Körper erleuchten? Der Jänner war dieses Jahr mehr feucht als kalt und sie hatte sich für das türkisfarbene Kaschmirkostüm und einen anthrazitfarbenen, gesteppten, knielangen Mantel entschieden, als sie das Haus verließ.
Nieselregen perlte von den Ärmeln und leichter Wind blies ihr die silbergrauen Locken aus der Stirn, die nicht unter dem teuren, aber wenig modischen Lodenhut Platz gefunden hatten. Trotz der witterungsgerechten Kleidung fröstelte sie. Im nächsten Moment wurde ihr heiß, dass sie glaubte, zu zerfließen. Und zwar zwischen den Beinen. Weil sie dabei war, den Rock anzuheben, den Schlüpfer herunterzuziehen, etwas in die Knie zu gehen und die erste von vier roten Kugeln zwischen ihre Schamlippen zu schieben.
Der Ansatz ließ sie wieder frösteln. Der Kunststoff war kalt, obwohl sie die Teile schon Minuten vorher aus der Blisterpackung genommen und in der Manteltasche angewärmt hatte. Zu groß waren die Dinger auch. Und zu trocken. Frau von Trotta spürte beim festen Drücken deutlich die unangenehme Härte des Materials an der empfindsamen Spalte. Sie blickte sich erneut nach heimlichen Zuschauern um und als sie sich vergewissert hatte, dass sie nach wie vor allein zwischen den Gräbern stand, zweifelte sie dennoch, dass ihr Vorhaben gelingen würde.
Ihre Grotte war seit Jahr und Tag verschlossen und es wäre ein Wunder, wenn sie sich ausgerechnet heute öffnen sollte. Verhuscht zog sie die Hand unter dem Rock hervor und verbarg die klackernde Strippe unter ihrem Mantel, als sie sich an das Mädchen aus der Tram erinnerte.
Nassmachen, hatte sie gesagt, mit Spucke, oder du lässt dich lecken. Letzteres konnte sie nicht in Zusammenhang bringen, aber eine Kugel passte bequem in ihren Mund und wurde sorgfältig mit Speichel befeuchtet.
Und so passte sie auch in ihre Scheide. Zwar nicht bequem, aber immerhin. Die erste Kugel ließ sich versenken. Versenken in was? Muschi, Möse, Fotze? So hatten die missratenen Gören ihre Geschlechtsteile genannt. Sie entschied sich für Muschi, hatte das Wort doch eine Ähnlichkeit mit dem Namen einer gewissen Josefine Mutzenbacher aus Wien, deren verwerfliche Memoiren sie nie gelesen hatte. Aber sie wusste, dass diese Frau viel mit Männer und deren Teilen zu tun gehabt hatte, den Schwänzen.
Oder wie immer man diesen Wurmfortsatz im Jargon der Straße sonst noch bezeichnte. Auch Wolfgang Amadeus war kein Kind von Traurigkeit gewesen. Seine Biographie sprach eine deutliche Sprache. Bestimmt hätte er seinen Schwanz zum F… in ihre Muschi geschoben.
FICKEN! Das war das Verb der kleinen Schlampen, wenn es um die Tätigkeit von Fotze und Schwanz ging.
FICKEN! Das war das, was sie in diesem Moment mit sich selbst machte, unter einem dunkelgrauen Mantel, unter einem dunkelgrauen Winterhimmel, an diesem besonderen Ort.
FICKEN! Das war das Wort, das sie laut stöhnte, als sie die zweite Kugel in sich presste.
FICKEN! Das war sein Schwanz, den sie zu spüren glaubte, als die dritte Kugel komplett die Möse ausfüllte – und ihr fast die Sinne raubte.
Was für eine Macht der Gefühle! Ihre Vagina tropfte vom eigenen Saft, die Wände hatten sich von allein geweitet. Die anfänglichen Schmerzen der Dehnung schlugen in ein sattes Völlegefühl um, das sie gern mit der letzten Kugel gesteigert hätte, wenn noch Platz gewesen wäre.
Frau von Trotta musste sich setzen. Aber die nächste Bank war einige Schritte entfernt und sie wagte kaum, mit ihrer randvollen Möse die Beine zu bewegen, auf denen sie sich kaum mehr halten konnte. Vorsichtig platzierte sie einen Fuß vor den anderen und setzte damit eine Reaktion in Gang, mit der sie nie gerechnet hätte. Sie schritt Schritt für Schritt zum Orgasmus. Dem ersten ihres Lebens. Er kam machtvoll, fast hinterhältig, wie ein drohendes Gewitter, das erste Blitze vorausschickt, danach eine trügerische Pause einlegt, um anschließend umso unerwarteter und gewaltiger den Donnerschlag auszulösen.
Der Donner erfasste Frau von Trotta auf einer Bank, unter einer Eibe, mit Mozart, seinem Schwanz und diesen Kugeln. Mozartkugeln.
Ein kläffender Hund schreckte sie auf. Das Sternenfeuerwerk vor ihren Augen erlosch abrupt. Meist war der Besitzer nicht weit. Schwer atmend nahm Frau Trotta die Hand vom Schoß, mit der sie die elektrisierenden Wellen in ihrem Unterleib verstärkt und am Schwingen gehalten hatte, bis sie sanft verebbten. Hastig straffte sie die Kleidung und im nächsten Moment entdeckte sie das Hundeherrchen, das erfolglos seinem Vierbeiner Kommandos hinterherbrüllte.
Mozart musste drin bleiben.
Er blieb dort, auf dem Weg zur Haltestelle, während der Fahrt mit der Tram, beim Marsch über den Naschmarkt, auch die Treppen hinauf in den vierten Stock. Dort wartete Maximilian schon vor der Wohnungstür. Sie hatte sich verspätet. Ihr Lieblingsschüler, gerade Siebzehn geworden, trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. Er überragte Frau Trotta mit beinahe Einmeterfünfundachtzig um einen halben Kopf und fuhr sich mit abgespreiztem kleinem Finger der rechten Hand durch die blonde Mähne.
Frau Trotta war sicher, dass er das Stück, das er seit drei Wochen zu üben hatte, heute vorspielen wollte und verstand, dass er ungeduldig und aufgeregt war.
Allerdings spürte sie auch, dass es in ihr gewaltig rumorte. Hätte sie keinen engen Schlüpfer getragen, hätten sich die Kugeln verselbständigt. Außerdem hatte das dauernde Anspannen der inneren Muskeln und das ständigen Vibrieren sie in eine gewisse Dauererregung versetzt, in der sie keinen Unterricht halten konnte.
Sie ließ Maximilian in die Wohnung und verschwand schnellstens im Bad. Mantel und Kostümjacke warf sie über den Wannenrand, hob den Rock, zog die gerippte Unterhose bis an die Unterschenkel, griff an den Faden der lose aus dem Unterleib baumelnden Kugel und beförderte die restlichen drei mit einem tiefen Seufzer ins Freie. Plötzlich erkannte sie Maximilians Gesicht im Spiegel. Nur zur Hälfte, zwischen dem Spalt der Tür, die sie in der Eile vergessen hatte, sorgfältig zu schließen.
Sofort schnellte ihre Hand instinktiv zwischen die Beine, um zu verdecken, was keiner sehen sollte. Im Gegensatz zu ihrer Muschi wurde ihr Mund schlagartig trocken und die Zunge klebte am Gaumen.
Maximilian saß bereits am Bösendorfer und ließ die ersten Noten erklingen, als Frau von Trotta aus dem Bad kam. Sie stellte sich neben den Flügel und blickte ihrem Schüler fest in die Augen, konnte allerdings nichts erkennen, was darauf hindeutete, dass sie sich sorgen müsste.
Maximilian spielte großartig, fast schon wie ein Meister. So hätte die Kleine Nachtmusik geklungen, hätte Wolfgang in die Tasten gegriffen. Der vertraute, wohlige Schauer lief ihr über den Rücken, als sie mit geschlossenen Augen Maximilians mühelosem Spiel lauschte. Sie atmete tief, öffnete nach etlichen Takten die Lider, sah auf die Tasten und auf die schlanken Finger ihres Schülers, der gefühlvoll das imposante Instrument erklingen ließ und ihr Blick glitt, ob gewollt oder ungewollt, sie konnte es sich später nicht mehr erklären, ihr Blick glitt hinab auf den Schoß des jungen Mannes.
Eine deutliche Wölbung zeichnete sich dort ab.
Nach den Eindrücken des heutigen Tages stellte Frau von Trotta keine Fragen. Sie war erregt von Mozart, noch mehr von dieser Erhebung, die ihren Blick magisch anzog. Was immer Maximilian erregte, erst musste er das Stück zu Ende bringen. Die Kleine Nachtmusik war pure Lust, und er spielte sie für sie. Was immer danach kommen sollte, würde sie ihm gönnen.
Der letzte Ton hallte von den Wänden und den hohen Decken des Salons.
Maximilian schloss die Augen, senkte den Kopf und lauschte dem dahinschwindenden Klang. Als nur noch Stille herrschte, nahm er den Fuß vom Pedal und spürte sein rasendes Herz in der Brust. „Wunderbar, wunderbar“, flüsterte Frau von Trotta und setzte sich eng neben ihn auf die schmale Bank. Er errötete, aber es waren nicht diese Worte, die ihm die Farbe ins Gesicht trieben. Frau von Trotta errötete ebenfalls, weil ihr zweites „wunderbar“ nicht Maximilians Vortrag, sondern seiner Erektion galt.
Aus diesem Grund legte sie auch ihre rechte Hand auf seinen Schoß und streichelte behutsam über den Stoff das harte Glied.
So wie es Frau von Trotta nicht gelungen war, den Blick abzuwenden, war es Maximilian nicht gelungen, die Schwellung zu verhindern oder zu verheimlichen. Der kurze Blick auf die haarige Scham seiner Klavierlehrerin, erhascht im Spiegel für einen winzigen Moment, hatte genügt. Von da an spielte die Musik und spielten seine Gedanken und spielte er mit Frau von Trotta und alles war Gefühl und strömte an diese Stelle seines Körpers, die ihm nicht mehr gehorchte.
Sein Glied war stetig steifer geworden und hatte gepocht und gepocht und gepocht und immer stärker gepocht mit jedem Akkord, den er anschlug. Sein Blut wogte mit der Melodie und plötzlich hatte er keine Kleine Nachtmusik mehr gespielt, sondern eine große Nacktmusik. Für eine Frau, die er völlig hüllenlos zu sehen glaubte, für ihre schneeweiße Haut, für ihre großen Brüste, ihren prallen Po, ihre fleischigen, dunklen Lippen dazwischen. Diese Frau berührte ihn gerade. Sie berührte ihn dort, wo sich all seine Empfindungen ansammelten und von wo aus sich etwas Unvorstellbares anbahnte.
Er erhob sich und brachte damit seine Erregung nur noch stärker zum Ausdruck. Er sah, wie seine Lehrerin sinnlich lächelte. Er sah, wie sie nickte und glaubte, sie verstünde. Sie würde verstehen, was er jetzt tun musste, weil er gar nicht mehr in Lage war, etwas anderes zu tun, als einer inneren Stimme zu folgen. Seine Hose ging auf, sein Schwanz platzte heraus, seine Hand griff zu und sie bewegte sich, bis das Konzentrat seiner Erregung in hohem Bogen auf den Flügel spritzte.
Frau von Trotta war ihm wegen der Flecken nicht gram. Sie ging an die frische Luft. Sie wünschte sich mehr davon.
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