Wintermärchen

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Es ist Winter. Lautlos fällt der Schnee und ein Meer aus lauter kleinen Diamanten, die von den Strahlen der Abendsonne erhellt werden ,streckt sich vor mir aus. Der Boden glitzert. Am Himmel sind einige Wolken zu sehen, die golden leuchten und rötlich schimmern. Was für ein schöner Ausblick, alls wäre es die Kunst eines berümten Malers. Zum Glück habe ich meinen warmen, kuscheligen Mantel an, denn es ist ziemlich kalt. Ich Laufe durch eine leere Straße und eine sanfte Melodie steigt mir zu Ohren, die aus meinen Kopfhörern kommt.

Ziellos laufe ich durch die Straße, ich möchte niergendwo hin, einfach nur laufen, niemals aufhören zu laufen. Das mache ich öffters wenn ich Zeit für mich brauche , um nachdenken zu können. Es gibt nichts anregenderes als einen langen, gemütlichen Spaziergang in den kleinen Gassen der Stadt, die Abends schlecht besucht sind. Die Welt um mich herum nehme ich garnicht mehr wahr und meine Gedanken sind frei in lauf. Vor meinen Augen lasse ich Figuren erscheinen, bilde ganze szenarien, lasse Menschen sprechen, agieren, fühlen.

Es wird dunkel, der Glitzer des Schnees erlischt, doch die kälte wird beißender. Es ist Nacht. Ich laufe weiter. Mittlerweile weiß ich nicht mehr wo ich bin, doch ich laufe weiter, immer weiter.

Er erscheint vor mir, ich sehe seine klaren, dunklen Augen, sein lüsternes Lächeln, spüre seine weichen, harten Hände, die voller Zärtlichkeit meine Wange streicheln. Ich höre seine feste, selbstsichere Stimme : „Halte durch, gleich ist es vorbei, du weißt doch, dass es anderst nicht geht.

“ Ich weiß genau was er meint. Nun höre ich das Zieschen der Peitsche, rieche das Leder und spüre ein warmes prickeln auf meiner Haut, das immer intensiver, immer beißender, immer härter wird. Es tut weh.

Tränen laufen mir über das Gesicht. Ich sacke zusammen und lasse mich zu boden fallen. Meine langen,schwarzen Haare hängen mir in das marmorblasse Gesicht. Der Boden unter mir ist kalt und nass. Das macht mir aber nichts aus, da ich so in meinen Gedanken vertieft bin das ich die Nässe kaum spüre.

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Die Musik ist aus. Es fängt an zu schneien und ich habe das Gefühl mich zu verlieren. Wieso bin ich nur weggelaufen? Wie konnte ich den wundervollsten Menschen den ich kenne nur zurücklassen? Ich habe Angst. Angst vor dieser dunklen Leidenschaft die in mir schlummert, davor das genießen zu können was andere zerstört hat.

Ich sehe das schöne Gesicht meiner Schwester. Melancholisch , fast traurig schaut sie mich an. Langsam nimmt sie Gestallt an, nun steht sie vor mir.

Mit zittriger, unsicherer Stimme erzählt sie von Carlo, mit dem sie seit kurzem eine Beziehung führte. Bläulich schimmern ihre Oberschenkel und rote Linien zieren ihre liebliche Haut. Ihre Miene verfinstert sich. Auch wenn sie nur Brocken spricht ist allen klar was passiert war. Er war ein Monster und sie musste weg, weg von hier. Vergessen musste sie.

Die Stimmer in meinem Kopf wird wütend. Nun schreit sie: „Das ist nicht das selbe“,immer und immer wieder.

Ich weiß doch auch, dass man das nicht vergleichen kann. Immerhin möchte ich doch seine autoritäre Stimme hören, seine Befehle ausführen, das heiße Prikeln auf meiner Haut spüren. Sogar die Strimen finde ich ästhetisch. Wie Wachs möchte ich durch seine Hände geformt werden, geliebt werden. Glück, glücklich möchte ich ihn machen.

Frei wie ein Vogel möchte ich jedoch auch sein, über mein Leben bestimmen, tun und lassen was ich möchte.

„Lass dich nicht versklaven. “ meldet sich auch meine Vernunft zu Wort. Ich bin total verwirrt, weiß nicht was ich möchte, welchen Weg ich gehen soll. Überfordert nehme ich den Kopf in die Hände.

Ich errinere mich noch an seine letzten Worten bevor ich mich anzog und stürmisch seine Wohnung verließ. „Halte durch, gleich ist es vorbei, du weiß doch, dass es anderst nicht geht. “ Hat er Recht? Geht es wirklich nicht anderst? Brauche ich wirklich das alles? Ich müsste lügen wenn ich sagen würde, dass mich die Schmerzen nicht beflügelt hätten.

Ich wollte nie jemanden gehören, nur mir selbst verpflichtet sein. Unzählige Beziehungen sind schon an diesem Bedürfnis gescheitert. Kann ich nicht frei in fesseln liegen? Ja paradox ist das aber ist es auch unmöglich? Reden muss ich mit ihm.

Ich richte mich auf, schüttel den Schnee aus meiner Kleidung. Es hat aufgehört zu schneien. Ich bekomme mit, wie sich zwei Frauen lautstark unterhalten. Noch sind sie etwas weiter weg, gleich werden sie jedoch vor mir vorbeilaufen, vermute ich.

Ich höre wie sich die eine Frau darüber auf regt, dass sich einige Frauen von ihren Männern unterwerfen besser gesagt unterdrücken lassen. Überwiegend im sexuellen Bereich versteht sich. Sie kann sich nicht vorstellen wie man freiwillig vor einem Mann knien kann. Die andere Frau fürchtet das die Frauenrechte dadurch weniger berücksichtigt werden, das die ganze Frauen- und Emanzipationsbewegung für die Katz war. Beide sind sich einig, dass das Verhalten der Männer unmöglich ist und das man den Frauen helfen müsste weil sie kein Selbstwergefühl haben und deswegen wirklich unterdrückt werden.

Das Frauen sich aus eigenem Antrieb unter umständen erniedrigen oder gar schlagen lassen, können sich beide nicht vorstellen. Ich ertrage das nicht, möchte davon nichts mehr hören.

Ich kann meine Beine nicht mehr kontrollieren. Ich gehe auf die Frauen zu und schlage um mich. Ich will ihnen weh tun, möchte das sie aufhören zu sprechen. Jemand zieht mich jedoch weg. Starke Arme umschließen meinen Körper, halten mich fest. Ich schlage weiter um mich und fange an zu schreien er solle mich doch loslassen.

„Hanna was ist denn los mit dir? Beruhige dich bitte. Ich bin da, alles wird gut. “ höre ich jemanden sprechen. Ich erkenne die Stimme, sie gehört ihm , meinem geliebten Herrn. Seine Stimme lullt mich ein. Ich beruhige mich und drehe mich um , um in sein besorgtes Gesicht zu sehen. Ich umarme ihn und flüster ihm „Danke“ in seinem Ohr. Als Antwort bekomme ich ein geflüstertes „Ich liebe dich“ zu hören.

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