Zäsur der Jahreszeit

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Es roch nach heißem Eukalyptus.

Ich wischte ein paar Tropfen von meiner Stirn. Nicht das sprudelnde Inferno des sich abrupt verflüchtigenden Aufgusses, noch die unerbittlich eintretende Hitzewallung, geschenkt durch den sengenden, öligen Odem, der sich auf die nackten Körper legte und alle befreiend Luft holen ließ, rüttelte nun an meiner konzentrierten Wahrnehmung, die ich meinem Körper eingestehen musste.

Es war jene grazile Gestalt, die sich hinzu gesellte, ein Tuch in einer Anmut drapierte, wie es nur eine Frau kann und platz nahm, auf der hölzernen Bank gegenüber.

Wir saßen auf Augenhöhe.

Ich wollte etwas für mich tun. Mich genießen. Die herbstzeitlichen, verdorrten Blätter des vergangenen Jahres aus meine Erinnerungen schütteln. Es wurde Zeit für den Sommer. Ich liebe ihn mehr als den Winter. Der ersehnte Frühling sollte mir die Sinne öffnen.

Unter Menschen zu sein und dennoch allein bleiben, das wollte ich nie.

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Ein Duft raffte mich auf.

Du bist schön, dachte ich. Das gestand ich ein, mit einem unverhohlenem, kurzen Blick. Dennoch schüchtern. Ich trat mir nie zu nahe, nicht sofort. Warte auf den Augenblick, er wird kommen. Ein Zwinkern im Licht. So dachte ich.

Ein Macho sein, wollte ich nicht, wusste auch nie, wie das geht. Allen Versuchungen es zu erlernen, habe ich widerstanden. Keine Reue.

„Wenn ich ficken will, geh´ ich in die Sauna und such´ mir aus, was ich brauche.

So das Statement eines Bekannten mit zweifelhaftem Ruhm. Es funktionierte.

Auch bei einer Bekannten von mir, wie ich nachher herausfand, als jener mir seine letzte Fickgelegenheit beschrieb und ihr Name fiel. Ich kannte ihn, ich kannte sie. Es war kein Zufall. Wenn sie ficken will, geht sie in die Sauna und sucht sich aus, was sie braucht.

Jene jedoch war anders.

Das sah ich ihr an. Sie war wohl wie ich. Ein sanftes Suchen.

Sie tat das gleiche wie ich.

Es genießen. Jene wohltuende Wärme spüren, die sich in jenem Moment zart ankündigt, wie ein frisches Blatt, welches der Sonne schmeichelt, um sich unbändig zu entfalten. Ein leises Sprudeln nach einem letzten Frost im Frühling.

Sie schien teilnahmslos, schaute kurz zu mir herüber, zog ihre Beine zu sich, legte ihre Arme auf die Knie und setzte sich der Hitze aus.

Meinen Gedanken.

So dauert es nie lange, bis sich der erste frühe Tau auf die Haut legt und sich im weichen Licht der matten Lampe, in weizengelbe Tropfen verwandelt, herab auf ein unbestelltes Feld gleitet, langsam in meine Sehnsucht zu sickern beginnt und mich belebt.

Manna, süßer Schmelz der Libido. Ich schmunzelte in mich hinein.

Ich senkte den Kopf und schloss meine Augen.

Ich musste sie nicht sehen. Sie war bei mir, ganz nahe, wie ein inniger letzter Wunsch. Ein Sinnbild.

Sie war nackt und doch zog ich sie an. Betrachtete sie in ihrem hauchzarten Negligee, hüllte sie in wehende Sommerkleider oder für einen besonderen Abend, in ein steifes Schwarzes. Immer an meiner Seite, mit meinem zärtlichen Lächeln in ihren moosgrünen Augen.

Ein zartes Lächeln, das so verlangend sein könnte.

Jener Hauch von Moschus, welcher ihrer warmen Haut entströmte, wie Milch, die ich mit meinen Lippen söge, jene tiefen, weiblichen Rätsel, welche ich mit meinen Händen tastend genießen würde und nie zu einem Ende fände, ihretwillen.

Ich täte alles ihr zu zeigen, dass sie Sinn und Grund für meine Zuneigung sei. Immerzu täte ich es. Bis heute. Auch für mich.

Der späte hauch des letzten Sommers ist nun kalte Erinnerung.

So war der traurig neblige Herbst, einem melancholischen Winter gewichen und trieb mich auf den Frühling zu, in ein mildes Erahnen, wie das erste, blasse Grün.

Sie hatte sich auf den Rücken gelegt, hielt ihre Augen geschlossen, entspannte ihren feuchten Körper, der sich ruhig atmend an der frühen, sonnigen Wärme labte. Frische, rosige Knospen zur neuen Freude.

Es duftete nach salziger Seeluft

die über schaumig weiße Brandung fegt

sich verschämt auf Haut und Lippen legt

als sanfte Dünung einer Haut

strohblondes Reet zum Wiegen bringt

bis in die schmalste Fuge dringt

mich so mit ihr verbindet.

Ihr Reiz nur Silhouette-Sein

Vergangenheit entbindend.

Sie hielt die Augen geschlossen, lag ruhig wie eine Wüste zur Nacht im ockerfarbenen Licht der Sonne, die scharfe Schatten malte und geschwungene Linien über ihre weichen Dünen in den Horizont zeichnete. Ich würde sie verwandeln, wäre ich ein Regen. Aus ihr eine Oase machen. Die scheinbar toten Samen wecken, die im Verborgenen schlummern und so wachsen, an ihr.

Wartet sie? Bin ich ihr Warten?

Mir wird heiß. Ich schmunzele und schaue auf die Sanduhr. Fünf Minuten rieselt es in mir.

Sie steht mit mir auf, schaut mich freundlich an und verlässt mit mir den Glutofen in Richtung Frigidarium. Wir tauchen ein.

Verkehrte Welt, denke ich, gleite ins Becken und fühle ihre Blicke, während ich entspannt die Augen schließe und rücklings auf dem Wasser treibe.

Sie betrachtet.

Meine Aufforderung auf Augenhöhe.

Ich spüre ihre auflodernden Gedanken. Hoffe auf mein Gefühl in ihr.

Das kalte Wasser. Ich lache leise und denke an ihr Sommerkleid.

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