Zwei Liebende

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Anmerkung vom Autor:

Diese Geschichte wird mehrere Teile haben und sich oft mehr auf die Beziehung als auf Sex konzentrieren. Es wird in jedem Kapitel sexuelle Handlungen geben, aber eben oft nicht mehr. Wer so etwas nicht möchte, braucht gar nicht weiterzulesen. Allen anderen wünsche ich viel Freude bei einer (hoffentlich) einfühlsamen Liebesgeschichte. Und keine Sorge — die Kapitel werden länger, das hier ist nur die Einführung.

– – –

Prolog

Wir wurden an einem kühlen Novembertag im Jahr 1990 geboren.

Unsere Eltern, Markus und Victoria Gruber, waren etwa drei Jahre verheiratet, ehe sie sich für ein Kind entschieden. Sie hatten ein angenehm großes Haus und ein Einkommen, bei dem sie sich Kinder gut leisten konnten. Sie wollten allerdings erstmal nur eines. Doch das Schicksal entschied sich dazu, sie ein wenig zu überraschen. So wurden den beiden statt einem Kind gleich zwei gegeben.

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Mein Name ist Finn. Meine (um etwa zehn Minuten) jüngere Schwester heißt Julia.

Wir sind Zwillinge.

Wie es bei solchen nun einmal üblich ist, haben wir kaum eine Minute unserer ersten Jahre ohne den anderen verbringen wollen. Von unseren Eltern bekamen wir später immer zu hören, dass wir Mord und Totschlag gebrüllt haben, wenn wir außer Sichtweite des anderen gewickelt wurden. Das und ein späteres Ereignis hielten unsere Eltern ab ein weiteres Kind zu bekommen.

Die krankhaft-obsessive Phase endete irgendwann einmal, etwa mit 5 Jahren.

Wir gingen kurz vor unserem sechsten Geburtstag in die Schule und lebten uns gut ein. Julia lernte einige Freunde kennen, sie war und ist bis heute der soziale Part unseres Gespanns. Doch da Julia und ich dennoch enorm viel Zeit miteinander verbrachten – wir hatten schließlich den gleichen Schulweg und die selben Klassen – wurden ihre Freunde auch zu meinen Freunden. Was zur Folge hatte, dass ich mit zunehmendem Alter immer mehr weibliche als männliche Freunde hatte, aber ich greife vor.

Eine meiner frühesten Erinnerungen, die mir bis heute im Kopf geblieben ist, war eine Nahtoderfahrung mit sieben Jahren. Mit blieb ganz plötzlich die Luft weg, als ich mit meiner Zwillingsschwester und einem Nachbarsjungen fangen spielte. Ich klappte zusammen und krümmte mich am Boden. Julia brüllte so laut, dass meine Mutter aus dem Fenster sah und sofort den Krankenwagen rief. Danach erinnere ich mich nur mehr daran, dass Julia an mich gekuschelt auf einem Krankenhausbett lag, als ich wieder zu Bewusstsein kam.

An dem Tag erfuhren wir, dass ich eine schwere Form von Asthma hatte. Dadurch war von nun an jeglicher Sport für mich eingeschränkt. Was später zur Folge hatte, dass ich immer ein dünner Hering blieb, ohne Muskeln. Und das bedeutete, dass ich oft von den anderen Jungen ausgelacht wurde und mich nur im Freundeskreis meiner Schwester, der zum Größten Teil aus Mädchen bestand, wohlfühlte. Die machten sich nämlich nicht über etwas lustig, wofür ich nichts konnte.

Und das war auch garantiert der Grund, warum ich später als eher femininer Mann galt — zumindest in meinen Charakterzügen.

Doch bevor das passierte, gab es nochmals schlechte Nachrichten. Wir waren in der 7. Klasse, gerade 12 Jahre, da wurde unser Vater von einen Tag auf den anderen krank. Erstmal gingen wir von nichts schwerwiegenden aus, bis unser Hausarzt erklärte, dass er eine Krankheit von seiner Mutter geerbt hat, die bei entsprechender Therapie auf jeden Fall tödlich verläuft.

Selbstverständlich begannen wir sofort mit der Therapie.

Es dauerte beinahe ein Jahr, in dem wir sicher dauerhaft fünfmal die Woche im Krankenhaus waren, bis sich sichtbare Besserung einstellte. Doch die Krankheit hatte ihren Tribut gefordert. Unser Vater war bettlägrig. Nicht paralysiert, aber die meisten seiner Muskeln waren schwer beeinträchtigt. Aussicht auf Besserung winzig. Von nun an blieb er den größten Teil des Tages im Bett und kam nur für ein gemeinsames Abendessen an den Tisch.

Bei den nicht einmal zwanzig Schritten vom Schlafzimmer unserer Eltern zum Esstisch sah man deutlich, wie sehr er sich bei jedem Schritt plagte. Die einzige positive Sache, die sich der Situation abgewinnen ließ, war das nicht beeinträchtigte Einkommen. Unser Vater arbeitete als Marketingdesigner, was ihn (dank seiner sehr verständnisvollen Firma) nicht an der Ausübung seines Jobs hinderte.

Julia und ich wurden älter, doch wir blieben doch immer die engsten aller Freunde.

Es war ein paar Monate nach unserem 18. Geburtstag (wir hatten das Jahr bis zum Studienbeginn als Auszeit), als mir Julia anvertraute, dass sie bei der Feier einer gemeinsamen Freundin, bei der ich aus gesundheitlichen Gründen nicht war, einen Jungen getroffen hatte, an dem sie interessiert war.

Es war, als würden mir beide Klitschko-Brüder gleichzeitig in den Magen schlagen. Nicht, weil wir nie über Beziehungen geredet haben, es gab kaum ein Thema, über das wir nicht ohne Vorbehalte miteinander reden konnten.

Der Grund für meinen Schmerz war, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits ein Jahr im Geheimen in Julia verliebt gewesen war.

KAPITEL 1: Mehr als geschwisterliche Gefühle

Es hätte ein so schöner Februartag werden können. Es war Freitag, das Wochenende vor der Tür, an dem Julia und ich ein paar Freunde auf dem Eislaufplatz treffen wollten. Doch ich fühlte mich so gar nicht nach spaßiger Aktivität in Gesellschaft.

Mein Bett war mal wieder mein Platz zum Trauern. Zum Wütend sein. Zum Weinen. Ja, ich war achtzehn, und ja, ich weinte. Aber wer in meiner Situation würde das denn nicht tun? Nicht, dass es so viele Leute in meiner Situation geben würde…

Es ließ mich nun mal nicht kalt, dass ich für meine Zwillingsschwester deutlich mehr als brüderliche Gefühle empfand. Und das dieser Zustand nicht normal, mein Problem und in den Leuten vieler abartig war, das konnte ich mir auch denken.

Aber ich konnte nichts dafür. Als meine leeren Blicke durchs Zimmer schwenkten, über den Ort, an dem bis wir zehn Jahre alt waren ihr Bett gestanden hatte, da kamen in mir die ganzen Emotionen hoch, die ich bereits bei der Konversation vor einer Stunde gefühlt hatte. Dieser eine Satz, der mir die Realität wie ein Brett vor den Kopf geknallt hat.

Ich dachte an Julia, visualisierte sie vor meinem inneren Auge.

Sie hatte dichtes, leicht welliges, rotblondes Haar, mehr rot als blond, das ihr bis knapp unter die Schultern hing. Seltsam eigentlich, da mein Haar eher dunkelblond war, aber wir waren ja zweieiige Zwillinge. Unter ihrer Haarpracht ein Gesicht, so sehr wie meines, doch viel femininer. Tiefgrüne Augen, in denen ich in letzter Zeit immer öfter verlor. Lippen, blass rosa ohne den Lippenstift, den sie manchmal trug, die ich so gerne mit meinen verschmelzen lassen würde.

Und ihr Körper. Vielleicht war meine Sicht darauf zu sehr getrübt, aber für mich war er einfach wunderbar. Keine Modellfigur, die man sich nicht angreifen traut, weil sie sonst zerbrechen würde. Aber auch kein Kilo dort, wo es nicht hingehört. Ihre Brüste – Körpchengröße B oder C – zogen immer wieder meine Blicke, aber auch die von anderen auf sich. Ich konnte mich an ihrem Körper einfach nicht satt sehen.

Ich glaube, ich hätte sie stundenlang einfach nur betrachten können, ohne mich zu langweilen.

Doch was mich an ihr noch mehr anzog, als ihr wunderschöner Körper war ihre Art. Körperlich ähnelten wir uns, sogar so sehr, dass wir bis zu unserem achten Lebensjahr oft verwechselt wurden. Aber in Punkto Persönlichkeit unterschieden wir uns recht stark. Sie war sozialer, ich nerdiger. Sie liebte Sport, ich Kartenspiele. Vielleicht war genau das der Grund meiner starken Zuneigung zu ihr.

Gegensätze ziehen sich an, aber Gleich und Gleich gesellt sich auch gerne. Wir hatten beides.

Ich wurde durch ein Klopfen an der Tür aus meinen Gedanken gerissen. Unsere Mutter war Nachmittags immer in der Arbeit, es konnte also nur Julia sein.

„Komm rein!“, brachte ich etwas krächzend, immer noch mit einem Klumpen im Hals hervor.

Julia kam rein, lehnte die Tür hinter sich an und setzte sich auf den Sitzsack in einer Ecke meines Zimmers.

Sie sagte erstmal nichts, schaute mich nur mit einer Mischung aus Besorgnis und Verwirrung an. Ich konnte es ihr nicht übel nehmen, denn nach ihrer Erzählung über die Party war ich ohne ein Wort, die Tränen hinunter drückend aus dem Wohnzimmer gegangen und mich in mein Zimmer zurückgezogen.

„Was ist bloß mit dir los?“, wollte sie wissen. Ich sah zu ihr hoch, die Tränen bereits getrocknet, aber die Augen wohl immer noch etwas angeschwollen.

„Himmel, wie siehst du denn aus?“

Was hätte ich auf diese Frage denn antworten sollen? ‚Julia, ich liebe dich seit einem Jahr und ich bin total eifersüchtig und traurig. ‚ Wohl eher nicht. Aber das ich aus Freude um ihren Freund geweint hatte, hätte sie mir sicher auch nicht abgekauft.

„Gar nichts… echt nicht!“, versuchte ich sie zu beschwichtigen. Doch ich konnte einfach nicht lügen, jedenfalls nicht zu Julia, die es immer sofort durchschaute.

Sie erhob sich aus dem Sack und setzte sich auf mein Bett, auf dem ich immer noch in seitlicher Position dalag. „Armer Finn. Muss nicht nur weinen, sondern ist auch noch ein schrecklicher Lügner. “ Ihre Stimme war dabei nicht unfreundlich, eher mitfühlend und voller Sorge. „Warum willst du mir nicht sagen, was los ist? Ist es dir peinlich?“

Sie schwieg. Lange. Sie wollte eine Antwort. Also nickte ich mit dem Kopf.

„Ok. Mal sehen. Wie wärs mit dem Frage-Antwort-Spiel?“ Damit meinte sie nicht die klassische Variante. Mit sechs Jahren haben wir immer, wenn jemand traurig war und der andere ihn etwas aufmuntern wollte das Frage-Antwort-Spiel gespielt. Dabei wurden der traurigen Person Fragen über den Grund seines Zustandes gestellt. Die einzige Regel war, dass der Traurige bei einer richtigen Schätzung auf jeden Fall Bescheid geben musste. Ich überlegte kurz, doch eine Ablehnung dieses Spiels hätte meine Zwillingsschwester nicht nur sehr stutzig gemacht, sondern sie vielleicht auch gekränkt.

Also stimmte ich mittels eines kurzen Nickens zu.

„Lass überlegen…“, begann Julia, sah abwechselnd mich an und sich im Zimmer um. „Hat es etwas mit deinen Freunden zu tun?“ Ah, dachte ich, so will sie sich also rantasten.

Ich schüttelte den Kopf.

„Ok… Wie sieht es mit Ma und Pa aus?“

Erneut verneinte ich.

„Du machst das echt nicht einfach.

Hat es was mit der Schule zu tun?“

Erneutes Kopfschütteln.

„Mhm… Hat es irgendwas mit mir zu tun?“

Mir war klar gewesen, dass sie irgendwann auf die richtige Spur stoßen würde. „Ja“, brachte ich kleinlaut hervor.

Julia war davon etwas überrascht, was eindeutig von ihrem Gesicht abzulesen war. Doch dann sah ich den Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen, als sie eine ihrer Meinung nach wahrscheinliche Lösung parat hatte.

„Es geht um die Party, von der ich dir erzählt habe, stimmt´s oder hab ich recht?“

Meine Augen blickten mit gemischten Gefühlen in die meiner Schwester. Scham, Angst, Verwirrung, Ratlosigkeit, alles schien sie aus meinem Blick herauslesen zu können. Ich brauchte nicht einmal zu nicken, sie wusste sofort, dass sie ins Schwarze getroffen hat.

„Bitte, Finn, sag´s doch endlich. Bist du traurig, weil… Keine Ahnung. Weil ich einen Freund gefunden habe und du noch keine Freundin?“

Wie recht sie doch hatte, in gewisser Wiese.

Ich konnte mir nicht helfen, die Tränen kamen zurück. „So in der Richtung…“, würgte ich noch raus.

Meine Flutschleusen öffneten sich. Ich weiß, es war nicht gerade der „männliche“ Weg mit meinen Gefühlen umzugehen, aber in dem Moment hatte ich keine andere Wahl. Es ist eine Sache einer Liebe nachzuweinen, die man erleben durften, doch etwas ganz Anderes, wenn man sie niemals erfahren konnte.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

Julia versuchte mich zu trösten. Ein weiter Grund, warum ich sie liebte. So manch eine Schwester hätte mich ausgelacht oder wäre einfach gegangen. Meine wollte mir helfen. „Keine Sorge. Finn, du wirst sicher noch ein ganz nettes Mädchen kennenlernen, dass du lieben kannst und … sie … wird dich auch … lieben. “ Ihr Stimme brach immer mehr, bis sie ebenfalls ein wenig seufzen und schniefen musste.

So schnell sich ihre Hand auf mich gelegt hatte, so schnell war die beruhigende Wärme auch wieder weg.

Als ich wieder klar sehen konnte, da war Julia schon aus dem Zimmer gegangen – besser gesagt gelaufen.

Ich hörte ein wenig traurige Musik. Etwa eine halbe Stunde nach dem Gespräch mit Julia hielt ich diese Unsicherheit nicht mehr aus. So ging ich also über den nicht einmal zwei Meter breiten Flur, der sich für mich wie ein Kilometermarsch anfühlte.

Mit zittriger Hand klopfte ich an der Tür, wollte wissen, warum sie plötzlich weg war und sie ihren letzten Satz scheinbar kaum herausbrachte.

Es kam keine Antwort. Ich klopfte nochmals. Immer noch nichts.

Ich dachte, dass Julia wahrscheinlich im Bad war, ging also hin, klopfte, doch auch hier war keine Menschenseele.

Auf dem Tisch, der direkt vor den Treppen ins Erdgeschoss stand, lag ein kleiner Zettel.

Bin beim Italiener, Abendessen holen. Ich nehme das Selbe wie immer. Wenn ihr was anderes wollt, ruft an.

Unser Stamm-Italiener lag ein paar hundert Meter die Straße runter.

Da ich Julia wahrscheinlich noch einholen konnte, zog ich mir schnell die Jacke an, um ihr hinterher zu laufen. Doch schon in der nächsten Sekunde kam unsere Mutter zur Türe herein.

„Wo gehst du denn hin?“, fragte sie, erstaunt mich etwas überrumpelt im Vorzimmer vorzufinden, die Jacke bereits zugemacht.

„Julia ist zum Italiener gegangen, Abendessen holen. Ich wollte aber heute statt Pizza eher Lasagne. “ Ich überlegte überhaupt gar nicht, weswegen ich auch nur das Erste sagte, was mir in den Sinn kam.

Meine Mutter sah mich verdattert an. „Ruf sie doch an!“, schlug sie vor. Tja, hätte ich vor meinem Satz nachgedacht, wäre mir vielleicht eine Möglichkeit eingefallen, Julia nachlaufen zu können. Doch so rief ich Julia an, orderte meine Bestellung um (obwohl ich Lasagne gar nicht mochte) und sagte ihr, das Mutter bereits gegessen hatte.

Gut eine halbe Stunde später saßen wir alle am Esstisch versammelt. Julia stützte Vater bei seinem Weg zum Familienessen, setzte sich hin und sah mich in der ganzen Zeit, in der wir aßen, nicht ein einziges Mal an.

Ich würgte meine Portion hinunter und blickte immer wieder zu meiner Schwester über den Tisch. Sie sah so aus, als würde sie die Pizza durch bloßes Anstarren in sich aufnehmen wollen und biss nur selten hinein.

Unseren Eltern blieben meine Blicke wohl nicht verborgen. „Was ist denn los, ihr beiden?“, fragte mich unser Vater. „Julia schaut aus, als wäre sie schwer depressiv und du… irgendwie auch. Ist irgendetwas passiert?“

Ich wollte gerade ansetzen irgendeine Nichts sagende Bemerkung von mir zu geben, da unterbrach mich meine Schwester.

„Ich bin nicht depri. Finn hat mir nur erzählt, dass er es etwas unfair findet, dass ich einen Jungen kennengelernt habe und er noch keine Freundin hat. “ Sie war richtig aufbrausend. „Ich hab lediglich Mitgefühl mit ihm. „

Mutter und Vater sahen erst etwas dumm aus der Wäsche, dann begannen die elterlichen Ratschläge. „Keine Sorge, du wirst schon jemanden finden. “ und „Ich hatte meine erste Freundin auch erst in deinem Alter“ und „Man kann solche Sachen nicht erzwingen“ und, und, und…

Die ganze Zeit über wollte ich es endlich laut herausbrüllen.

Einfach sagen, dass ich niemanden finden bräuchte. Dass ich bereits jemanden liebe. Dass ich es nicht erzwungen haben. Einfach sagen, was ich fühle, ungeachtet aller Taboos, die sich um das große Thema Inzest ranken. Ich wollte nichts mehr, als meinen Eltern zu sagen, dass ich Julia liebe. Ihr es endlich sagen. ‚Ja‘, würde ich sagen, ‚ja, ich liebe meine Schwester. Meinen Zwilling. Ich mochte sie lange, aber jetzt liebe ich sie. ‚

Doch das Leben erfüllt einem nicht alle Wünsche.

Schon gar nicht sofort.

Ich ließ allen Rat auf mich einregnen und verabschiedete mich nach dem Abwasch direkt auf mein Zimmer. Nachdem ich in mein Schlafgewand, ein lockeres Shirt, welches bei jemand anderem als mir Muskeln betont hätte, und eine lange Unterhose geschlüpft war, überlegte ich lange, was ich tun sollte. Sollte ich es jemandem beichten? Meinem besten Freund, meinen Eltern, einem Psychologen? Oder ihr ins Gesicht sagen, was ich wirklich für sie empfinde.

Dabei splitterte sich jedes Szenario in hunderte kleine Möglichkeiten auf. Würde sie mich hasse, Mitleid empfinden, sich ekeln, mich auch lieben, sofort unseren Eltern die Wahrheit sagen. Was würden sie tun? Hundert Möglichkeiten, von denen nur ein paar wenige nicht dazu führen, dass ich im Knast oder zumindest in einer Anstalt landete.

Als ich endlich den Entschluss gefasst hatte, was ich tun wollte, war es bereits stockdunkel draußen. Laut dem Wecker neben meinem Bett war es schon fast 22 Uhr.

Es war Zeit.

Ich hatte beschlossen, dass ich etwas sagen würde. Ihr etwas sagen würde. Nicht direkt ‚Ich liebe dich‘, sondern einen Hinweis auf das geben, was ich empfand.

Mit Schritten, die sich anfühlten, als hätte ich Bleischuhsohlen, ging ich durch mein Zimmer und auf den Flur. Ich klopfte zweimal, da bat mich auch schon ein gar nicht mehr depressives oder aufbrausendes „Ja“ herein.

Nachdem ich eingetreten war betrachtete ich das Zimmer, denn ich konnte Julia nirgendwo finden.

Das Zimmer war recht typisch für ein Mädchen in ihrem Alter. Die Einrichtung war eine Kopie meines Zimmers, ebenso die Aufstellung der Möbel. Nur die Farben und ein paar Poster an den Wänden unterschieden unsere Zimmer. Bei ihr war vieles in Blautönen eingefärbt, etwa ihr Bettzeug und die Wandfarbe. In meinem Zimmer dagegen war vieles weiß bis hellgrün. Sie hatte ein paar Poster von Künstlern, ich ein paar Bilder von Expressionisten.

Julia konnte ich trotz genaueren Hinsehens nicht ausfindig machen.

Da kam sie aus dem Bad. Wir hatten ein Bad, dass entweder über die Tür am Ende des Flures zugänglich war, oder über eine kleine Tür im Zimmer meiner Schwester. So passierte es nicht selten, dass wir zur selben Zeit ins Bad wollten und jedes Mal ein wenig darüber lachten, wie ähnlich selbst unser Toiletten-Verhalten war.

Sie trug bereits ihr Nachtgewand, bestehend aus einem alten und recht großen T-Shirt und ihren bis zu knapp über die Knie reichenden Pyjamahosen.

Beide teile waren weiß und irgendetwas in meinem Hirn konnte es sich nicht verkneifen, sie sich kurz in einem Hochzeitskleid vorzustellen. Aber dieses Bild verwarf ich schnell wieder.

„Hey, was gibt´s?“, fragte sie und warf blieb einen Schritt nach der Badezimmertüre stehen.

Als hätte mich ihr Anblick ein paar Jahrmillionen in der Evolution zurück geworfen, stammelte ich: „Ich… äh… ich – ich wollte dich fragen, warum du heute Nachmittag so verdammt schnell aus meinem Zimmer rausgelaufen bist?“

Sie zuckte mit den Achseln.

Ihre Antwort kam schnell, sie sah mich jedoch die ganze Zeit über nicht in die Augen. „Ich bin mir selber nicht ganz sicher. Ich glaube, dass ich dich einfach ein bisschen vermissen werde, wenn du dann mal eine Freundin findest. Immerhin waren wir seit einer Ewigkeit unzertrennlich. “ Sie zog tief Luft ein. „Aber, was soll´s, so ist das halt mit dem Erwachsen werden. Geschwister entfremden sich, ist ja immer so. „

Ihre bis dato neutrale Mine verzog sich zu einem traurigen Gesicht, dass mir selbst ein wenig weh tat.

Aber jetzt war meine Gelegenheit. Meine Chance die ersten Brotkrumen zu streuen.

Ich ging auf Julia zu. ‚Jetzt oder nie!‘, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf sagen. Jetzt also. Mit einer langsamen Bewegung nahm ich sie in den Arm. Wir beide waren etwa gleich groß, sie vielleicht zwei Fingerbreit kleiner als ich.

Wehmütig spürte ich ihre Wange an meine pressen. Meine Bartstoppeln schienen sie auf ihrer samtigen Haut zu kitzeln, denn sie bewegte ihr Gesicht ein wenig und ließ es in meiner Halsbeuge zur Ruhe kommen.

Es war ein unheimlich schönes Gefühl, als sich ihre Brüste, obwohl durch unsere Kleidung von mir getrennt, gegen meinen Oberbauch pressten. Meine Gedanken drifteten ins Nirvana, und ich begann mir vorzustellen, wie es wohl wäre komplett mir ihr vereint zu sein. Wenn es schon so wunderbar war, sie in meinen Armen zu halten, wie fantastisch würde es da sein, wenn mein Penis tief in ihr stecken würde.

Gerade als ich begann von diesen Gedanken einen Steifen zu bekommen, erwachte meine Schwester wieder zum Leben.

Sie drückte sich ein paar Zentimeter von mir weg und sah mir in die Augen. Wieder verlor ich mich in dem strahlenden Grün. Minimal kam sie näher an mich heran und aus purer Gewohnheit machte ich einen kleinen Schritt zurück. Und noch einen, und noch einen.

Wir standen bereits fast am Gang, da blieb ich stehen. Julia kam weiter auf mich zu. Immer und immer näher.

Bis unsere Lippen schließlich aufeinander trafen.

Es dauerte vielleicht nur zwei Sekunden, aber was für Sekunden das waren. Sofort begann ich am ganzen Körper zu zittern und meine Knie wurden weich wie Butter. Mein Atem ging schneller, immer heftiger und ich fürchtete beinahe einen Asthmaanfall.

Und genauso unerwartet, wie sie auf mich zu gekommen war, so unverhofft entfernte sich meine Schwester auch wieder. Sie sah mir in die Augen. In ihren sah ich eine Mischung aus Hoffnung, Verzweiflung und Hilflosigkeit.

Sie wird in meinen wohl das selbe gesehen haben oder auch nur, wie überrumpelt ich war.

Mit einem lauten Knallen schloss sie ihre Zimmertür und versperrte diese sofort.

Völlig erschlagen schlurfte ich zurück in mein Zimmer und schloss und versperrte meine Tür ebenso. Dann warf ich mich aufs Bett.

Was war nur los? Ich begriff gar nichts mehr. Sie hatte mich geküsst, voll auf die Lippen, für mehrere Sekunden.

Das konnte kein Zufall gewesen sein. Und der Blick, mit dem sie mich danach angesehen hatte. Überhaupt nicht so, wie ich es erwartet hatte. Kein Ekel, keine Verachtung oder Wut war darin zu erkennen gewesen. Fühlte sie genauso wie ich? Es würde Sinn machen. Sie fühlte sich unwohl dabei, über eine mögliche zukünftige Freundin von mir zu reden und als sie von der bevorstehenden Entfremdung von uns beiden sprach, da wurde sie wahrlich traurig.

In mir entflammte eine Hoffnung. Nicht unbedingt die Hoffnung, das wir jemals wirklich zusammen sein könnten, eher, dass ich mit Julia über meine beziehungsweise unsere Gefühle füreinander sprechen könnte.

Schließlich kam ich aus meinen Gedanken zurück, nur um meine Hand an der Front meiner Unterhose zu finden. Mein Steifer hatte sich durch den Kuss und meine Überlegungen nur immer mehr verfestigt. Ich war mir relativ sicher, dass sich dieser Zustand auch nicht von alleine verbessern würde — nicht nach allem, was an diesem Abend passiert war.

Also musste ich selbst Hand anlegen. Mit einer routinierten Bewegung holte ich meinen kleinen Freund aus dem Loch an der Vorderseite der Boxershorts. Uns während ich meine Hand hoch und runter bewegte dachte ich an Julia. An das Gefühl ihrer Haut an meiner, an ihren Vanillegeruch. Ihre zarten Lippen hatten sich so überirdisch gut auf meinen leicht rauen Lippen angefühlt und in meinem Kopfkino küsste sie sich abwärts.

Die sanften, leicht feuchten Küsse schlängelten sich an meinem Kinn vorbei, an meinem Hals entlang auf meine dunkelblond behaarte Brust hinunter.

Dort züngelte sie kurz an meinem Nippel, von der selben DNA wie die ihren entstanden, und setzte ihren weg abwärts fort. Kurz vor meinem Schwanz bog sie jedoch ab, auf meinen Oberschenkel und näherte sich wieder, diesmal von meinem inneren Schenkel aus. Liebevoll nahm drückte sie erst meinem einen Hoden einen Kuss auf, dann dem anderen. Und mit drei weiteren Küssen stieg sie meinen Schaft empor.

siebzehn

Es war zu viel.

Die Vorstellung, dass meine Zwillingsschwester, die ich so sehr liebte und begehrte ihren letzten Kuss auf die Spitze meines Gliedes drückte, ließ mich spritzen. Das Taschentuch, das ich unterbewusst irgendwann in den vergangenen Minuten neben mich gelegt hatte, fing meine ganze Sahne auf.

Die Beweise waren schnell beseitigt und mit enormer Befriedigung und der Chance, dass ich Morgen mit Julia über meine Liebe zu ihr sprechen konnte, schlief ich schließlich so glücklich wie lange nicht mehr ein.

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